Jk-11 - PREVIEW
nr-Jahreskonferenz 2011
Referenten | |
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Christine Kröger | |
Fritz Wolf | |
Johann Stoll | |
Michael Haller | |
Mod.: Steffen Grimberg |
Programm | |
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Tag | Samstag - 2011-07-02 |
Raum | R2 |
Beginn | 16:00 |
Dauer | 01:00 |
Info | |
ID | 48 |
Track | Recherchepraxis |
Sprache der Veranstaltung | deutsch |
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Best Practice
Top-Leistungen im Lokaljournalismus
Regional- und Tageszeitungen gehören zu den offensichtlichen Verlierern der derzeitigen Krise im Printjournlismus. Die Auflagen sinken flächendeckend. Nicht nur stagnierende Honorare und Stellenabbau sind die Folge, der Lokaljournalismus leistet auch einen wichtigen Teil zur politischen Willensbildung. Die Arbeit der Lokalredaktionen wird schwieriger, gleichzeitig baut man auf die Geschichten aus dem lokalen Umfeld - für die Leserinnen und Leser ist der Lokalteil unverändert wichtig. Mit Online-Auftritten und Relaunches wird auf den Veränderungsdruck reagiert, dabei gibt es verschiedene Konzepte, denn die Anforderungsprofile variieren. Wir wollen zeigen was Top-Lokaljournalimus ausmacht und welche Bedeutung er hat.
Leitfragen
- Welche speziellen Anforderungen stellt der Lokaljournalimus an die Journalisten?
- Ist der Recherchejournlismus im Lokalen unterentwickelt?
- Wie gelingt die Recherche im Lokalen?
- Welche Ansprüche (der Leser) muss eine Lokalredaktion erfüllen?
- Was müsste sich in Redaktionen und Verlagen ändern, um den Lokaljournalismus strukturell zu verbessern?
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FRITZ WOLF, Freier Medienjournalist
Welche speziellen Anforderungen stellt der Lokaljournalismus an die Journalisten?
- Vielleicht sollte man nicht von dem Lokaljournalismus sprechen. Die Bedingungen sind oft sehr unterschiedlich. Sicherlich gefragt ist die Fähigkeit, große Themen der Politik und der Gesellschaft auf den jeweiligen lokalen Raum herunterzubrechen. Lokaljournalisten sollten ihre Gemeinde von innen kennen und nicht einfliegen. Sollten Geduld haben, die Lokalpolitik zu beobachten, Lust, über Menschen aus der Nachbarschaft zu schreiben und Ehrgeiz, der Routine zu entkommen.
Ist der Recherchejournalismus im Lokalen unterentwickelt?
- Viele Lokalredaktionen sind unterbesetzt und deshalb nicht in der Lage, personelle und finanzielle Ressourcen für Recherche abzustellen. Es gibt aber immer wieder Beispiele, dass man auch ohne den Aufwand von Watergate recherchierenden, also aufklärerischen Journalismus betreiben kann. Wichtiger und wegweisender als die Debatte um Seehofers Keller war deshalb die Preisvergabe an eine Journalistin des „Weser-Kurier“ (Anm.: Christine Kröger) .
Wie gelingt die Recherche im Lokalen?
- It depends. Wahrscheinlich am ehesten durch Konzentration und Fokussierung. Durch Kooperation möglicherweise mit anderen Redaktionen, vielleicht durch zeitweilige Freistellung und/oder, bei Verlagen mit mehreren Lokalzeitungen durch die Bildung von Recherchepools. Unabdingbar: entsprechende finanzielle und personelle Ausstattung. Gute Recherche kostet, nicht immer die Welt, aber es geht auch nicht nur mit gutem Willen.
Welche Ansprüchen (der Leser) muss eine Lokalredaktion erfüllen?
- Natürlich, zu allererst, eine lesbare Zeitung mit interessanten Geschichten, mit neuen Neuigkeiten, mit selbst recherchiertem Inhalt. Mit überraschenden Aspekten, unerwarteten Entdeckungen. Das aber so, dass die Zeitung das vertraute Medium bleibt. Ob die Leser sich zufrieden gäben, wenn ihre Lokalzeitung nur noch Lokales bringt und die größeren Themen den anderen Medien überlässt, darf bezweifelt werden. Die Erfahrung bei den Zeitungen, die ausschließlich auf lokalen Stoff zählen, wird es zeigen.
Was müsste sich in Redaktionen und Verlagen ändern, um den Lokaljournalismus strukturell zu verbessern?
- Siehe oben. Dazu: größeres Ansehen im Rand der journalistischen Wertigkeiten. Bessere Ausbildung. Ende mit Honorarsenkungen, Outsourcing und Tarifflucht.