Der Nazi-Sumpf

Der Schock war groß, medial und politisch: Jahrelang gab es die braune Terrorgruppe NSU, die unbemerkt von der Öffentlichkeit mordete und Banken überfiel. Und der Vorwurf stand im Raum, dass die zuständigen Behörden versagt hätten. Dieses Totalversagen ist mittlerweile auch belegt und aktenkundig. Zahlreiche Untersuchungsausschüsse sollen klären, wie es dazu kam. Doch was haben die Medien während all der Jahre gemacht ? Haben sie ebenfalls weggeguckt, haben sie auch nicht wahrhaben wollen, was es da an rechten Terror-Aktivitäten gab? Haben sie kontinuierlich über diese rechte Szene berichtet oder nur dann, wenn spektakuläre Taten fette Schlagzeilen hohe Quoten und Auflagen garantierten? Wie haben über all die Jahre die Medien die wenigen Journalisten/innen behandelt, die sich permanent und kompetent um diese Szene kümmerten? Nahm man ihre Hinweise ernst, wurden sie für ihre Recherchen gut bezahlt? Hat man sie ermutigt oder nur „benutzt“, wenn das Thema mal wieder auf der Agenda stand? Und noch eine Frage, eine Kontroverse: Haben Journalisten/innen durch das „Aufbauschen“ von einzelnen Vorfällen unbeabsichtigt Propaganda für diese Rechtsradikalen betrieben, ihnen eine Publizität geschaffen, die sie wichtiger machte als sie sind? Die Berichterstattung über rechtsradikale Taten und Täter ist eine schwierige Gratwanderung zwischen seriöser Aufbereitung und kurzweiligem Empörungsjournalismus. Diese Podiumsdiskussion soll klären, was wir Journalisten so alles getan haben, als die Behörden versagten. Und was wir zukünftig besser machen können, was wir als Konsequenz aus dieser braunen Mordserie lernen können, lernen müssen!