Jk-12 - PREVIEW

nr-Jahreskonferenz 2012
DigiTal der Ahnungslosen: Recherche jenseits von googeln und mogeln

Programm
Tag Freitag - 2012-06-01
Raum R4 Kino
Beginn 11:00
Dauer 00:45
Info
ID 361
Track Kino
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„Der Preis der Blue-Jeans“

Ein Film von Michael Höft und Christian Jentzsch (45 Min.)

Ob als Luxusprodukt für ein paar Hundert Euro oder als billige Freizeitkluft vom Discounter: Jeans sind das beliebteste Kleidungsstück in Deutschland. Der größte Teil wird heute in China produziert. Dort bringt die Jeans-Industrie neben Wohlstand für wenige, vor allem Gift, Umweltverschmutzung und Elend für viele mit sich. Wie sind die Arbeitsbedingungen wirklich, wie viel Chemie steckt in den Hosen und wie leben die Menschen in der Umgebung der großen Jeansfabriken? Darüber informiert der Film „Der Preis der Blue-Jeans“ aus der NDR-Doku-Reihe „45 Min“.

Für viele sind sie Symbol von Freiheit und Lebenslust - die Blue Jeans sind mit das beliebteste Kleidungsstück Deutschlands, quer durch die Generationen. Ob als stylishes Luxusprodukt für ein paar hundert Euro oder als billige Freizeitkluft vom Discounter, die Jeans transportiert ein lockeres Lebensgefühl mit einem Hauch vom "American Way of Life". Dabei kommen die Baumwollhosen schon längst nicht mehr aus Amerika, die meisten werden inzwischen in China produziert, in Xintang in der südostchinesischen Provinz Guandong, der Stadt, die sich auch "Welthauptstadt der Jeans" nennen darf.

Doch dieser inoffizielle Titel bringt statt Wohlstand für alle vor allem Gift, Umweltverschmutzung und Elend mit sich. Ganze Landstriche werden durch die Jeansindustrie verseucht.

Die Autoren Christian Jentzsch und Michael Höft folgen den Spuren der Blue Jeans von deutschen Textilläden zurück zu ihren Produktionsorten in China. Wer bezahlt den wahren Preis für die modischen Schnäppchen? Wie sind die Arbeitsbedingungen, wie viel Chemie steckt in den Hosen und wie leben die Menschen in der Umgebung der großen Jeansfabriken? Die Arbeiter schuften oft in stickigen, düsteren Hallen, und viele atmen dabei feinste Staubpartikel ein, die durch das gefährliche Sandstrahlen freigesetzt werden. Damit soll das modische Ausbleichen der Jeans erreicht werden, doch es schädigt vor allem die Gesundheit der Arbeiter. Silikose, die sogenannte "Staublunge", bis hin zum Tod kann die Folge sein. Deutsche Jeanshersteller haben das Sandstrahlen zwar offiziell geächtet, doch wer kann die Umsetzung des Verbotes wirklich garantieren?

Früher waren Jeans teure Modeartikel, heute hängen oft gleich mehrere Exemplare in den Kleiderschränken. Ein Schnitt für jede Gelegenheit, bei Tiefstpreisen von bis zu 9,99 Euro. Die Folge - die Fabrikanten in China sehen sich einem harten Preiskampf ausgesetzt. Die Einkäufer der westlichen Modefirmen wollen es billig. "Sie machen höllischen Druck!", klagt ein Jeansfabrikant. Deutsche Textil-Discounter zahlen oft nur zwischen drei und vier Euro pro Hose. Und so bleibt am Ende am wenigsten in den Lohntüten der Arbeiter hängen. Einer von ihnen, Hu Xin Lay, ist erst vierzig Jahre alt und sieht aus wie sechzig. Er wurde krank. Ständiger Husten und Atemnot waren die Folge jahrelanger Arbeit an der Bleichstelle. Hypochlorid und Kaliumpermanganat sind nur zwei der Stoffe, denen er dort ausgesetzt ist. "Heute habe ich große Angst vor den Dämpfen und diesem Gestank. Die ganze Chemie kann für den Körper nicht gut sein! Doch irgendwie muss es ja weitergehen, und kündigen kann ich nicht, was soll ich denn anderes machen?"

Immer wieder werden zum Färben auch Azofarbstoffe eingesetzt, die unter Umständen beim Träger der Jeans krebserregend wirken können. Der Greenpeace-Experte Manfred Santen appelliert an die Verantwortung der deutschen Textilfirmen. Viel müsse noch getan werden, damit man die Blue Jeans wieder mit reinem Gewissen anziehen könne.