„Schlachtfeld Politik – die finstere Seite der Macht“

In der ARD-Dokumentation „Schlachtfeld Politik" geben Politiker ungewöhnlich offen Auskunft über ihre Niederlagen. Sie sprechen über ihre Rücktritte - und über die Spuren, die der andauernde Kampf um Macht und Ansehen hinterlässt. Einige Politiker berichten von schweren gesundheitlichen Problemen. Alle Befragten sagen: Die schwersten Verletzungen führen sich Parteifreunde untereinander zu. Politiker inszenieren sich gerne als Macher, als durchsetzungsfähige Erfolgsmenschen. Über ihre Niederlagen sprechen sie dagegen nur sehr ungern. Jetzt haben mehrere Politiker eine Ausnahme gemacht. In der vom NDR in Auftrag gegebenen Dokumentation „Schlachtfeld Politik – die finstere Seite der Macht“ von Autor Stephan Lamby sprechen sie detailliert über Intrigen, Machtkämpfe und Rücktritte. So berichtet etwa die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen), dass sie im Jahre 2001 von ihren eigenen Parteifreunden zur Amtsaufgabe gezwungen wurde. Nach ihrem unfreiwilligen Ausstieg aus der Politik geriet Andrea Fischer in eine schwere persönliche Krise: „Ich habe eine schwere Depression gekriegt, die ich nur mit Medikamenten und Therapie im Laufe eines Jahres bekämpfen konnte“, so die ehemalige Ministerin. Die Langzeitfolgen ihrer traumatischen Erlebnisse in der Politik machten ihr zehn Jahre lang zu schaffen. Dem FDP-Politiker Wolfgang Kubicki haben in den neunziger Jahren Intrigen von Parteifreunden so zugesetzt, dass er sogar an Selbstmord dachte. „Das war die Phase, in der ich mir überlegt habe: Eigentlich kannst du jetzt in die Ostsee gehen. Es hört nur auf, wenn du jetzt nicht mehr da bist.“, offenbart Wolfgang Kubicki in der Dokumentation. Und auch Katina Schubert, ehemals stellvertretende Vorsitzende der LINKE, konnte den psychischen Druck nach einer innerparteilichen Auseinandersetzung nicht mehr aushalten. Sie empfand in ihrer Partei offene Feindschaft. Wochen nach einem heftigen Streit mit der Parteispitze erlitt sie einen Schlaganfall. Inzwischen hat sie sich aus dem innersten Führungszirkel ihrer Partei zurückgezogen. In dem Film kommen auch der ehemalige CSU-Chef Erwin Huber sowie der ehemalige SPD-Vorsitzende Kurt Beck ausführlich zu Wort. Auch sie berichten über ihren Aufstieg in höchste Parteiämter - und die Hintergründe ihres schmerzhaften Sturzes. Der Film zeigt die schwersten Stunden im Leben eines Politikers, ebenso die vorausgehenden innerparteilichen Kampfhandlungen. Wie sehr stecken hinter vermeintlich sachlichen Entscheidungen persönlicher Ehrgeiz, Neid oder Rache? Welche Erfahrungen machen Politiker im Augenblick ihres Sturzes? Wie nachhaltig prägen diese Erlebnisse die Persönlichkeit eines Politikers, den Charakter einer Partei? Autor Stephan Lamby hat für seine Dokumentation über ein Jahr lang Interviews mit Politikern aus allen großen Parteien geführt. Die beinharten Kämpfe zwischen Parteifreunden sind dem TV-Journalisten Lamby wohl vertraut. Vor allem für die ARD hat er zahlreiche, zum Teil preisgekrönte Dokumentationen über Spitzenpolitiker hergestellt, darunter über Helmut Kohl, Wolfgang Schäuble, Angela Merkel, Joschka Fischer und Peer Steinbrück.