Der Protagonist

„Kannst Du diese komplizierte Geschichte nicht besser entlang eines Menschen erzählen?“ Diese Anregung bekommen Autoren von Redakteuren gern mit auf den Weg, wenn sie ein relevantes, aber leider etwas kompliziertes Thema anbieten. Oft wehren sich die Autoren noch, sie wollten doch über Strukturen berichten, über Hintergründe, die so vielleicht nicht in eine Figur „hineinpassen“. Aber dann versuchen sie es doch und nicht selten mit gutem Erfolg. Wenn das Schicksal des Protagonisten den Spannungsbogen bestimmt und es gelingt, emotionale Nähe zu ihm herzustellen, lässt sich manch schwere story tatsächlich leichter erzählen. Aber ist die Konzentration des Themas auf ein oder zwei Protagonisten immer ein adäquates Mittel, um das Publikum zu erreichen? Darf das Anliegen von Autoren und Autorinnen, über Strukturen und Hintergründe aufzuklären, darauf gestutzt werden, den geeigneten Protagonisten zu finden? Wann ist eine solche Personalisierung das geeignete Mittel für den Transport schwieriger Zusammenhänge? Wo sind seine Grenzen?