Jk-11 - PREVIEW

nr-Jahreskonferenz 2011

Referenten
Henning Schröder
Mod.: Manfred Ladwig
Programm
Tag Samstag - 2011-07-02
Raum K7
Beginn 11:30
Dauer 01:00
Info
ID 127
Track Lessons: Rechercheberufe
Sprache der Veranstaltung deutsch
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Rechercheberufe IX

Der Erbenermittler

Leitfragen an Henning Schröder

Wie wird man Erbenermittler?

  • Wir sind alle "Quereinsteiger", da der Erbenermittler kein gesetzlicher Ausbildungsberuf ist. Wir beschäftigen Historiker, Juristen, Notar- und RA-Fachangestellte und Mitarbeiter aus kaufmännischen Berufen. In unserem Büro arbeitet auch ein früherer Journalist. Ich persönlich habe mein Hobby, die Ahnenforschung (Genealogie), zum Beruf gemacht. Ich habe "nur" das Abitur und ein abgebrochenes Studium der evangelischen Volltheologie und habe mich mit 23 Jahren selbständig gemacht. Hilfreich ist ein grundsätzliches Interesse an Genealogie, an Geschichte und an Jura.

Wann wird ein Erbenermittler gerufen?

  • Erbenermittler werden eingeschaltet, wenn für größere Teile eines Nachlasses oder in der Regel für komplette Nachlässe Miterben oder auch alle Erben unbekannt sind. Dies sind dann meist Nachlässe mit einer schwierigen Erbenermittlung, z.B. bei einer schwierigen Quellenlage (z.B. kriegsbedingt zerstörte Kirchenbücher oder Standesamtsregister), bei Auslandsberührung (z.B. bei Ermittlungen in den früheren deutschen Ostgebieten im heutigen Polen, bei USA-Auswanderung), oder generell bei unbekanntem Aufenthalt von Erben (Folgen von "Flucht und Vertreibung", Wirtschafts-Migranten).

Wer sind Ihre Auftraggeber?

  • Wir werden häufig von Nachlasspflegern (diese sind meistens Rechtsanwälte), von Notaren und von einzelnen Erben über offene Nachlässe informiert. Ein echtes Auftragsverhältnis entsteht in der Regel nicht, da wir auf eigenes Kostenrisiko ermitteln und wir unser Honorar mit den von uns ermittelten Erben aushandeln. In vielen Fällen arbeiten wir auch ohne Auftrag, indem wir z.B. öffentliche Erbenaufrufe von Gerichtsaushängen oder in Zeitungsanzeigen aufgreifen.

Wie recherchieren Sie, wie finden Sie Erben?

  • Die Frage nach der Technik. Wir benutzen sämtliche Wege der Kommunikation - Telefon, Telefax, Briefe, eMail und manchmal auch SMS - und sowohl moderne als auch klassische Recherche - Datenbankabfragen, Oral History, und Durchblättern von Kirchenbüchern, Karteikarten und allen Arten von Akten. Die gefundenen Informationen werden mit einer Genealogie-Software verarbeitet, so dass zum Beispiel Stammbäume ausgedruckt werden können, und zu jedem Blutsverwandten des Erblassers werden Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden gesammelt. Von dem Erblasser ausgehend wird meistens zwei oder drei Generationen zurück ermittelt und dann werden von den Großeltern bzw. von den Urgroßeltern des Erblassers sämtliche lebenden Abkömmlinge ermittelt und dokumentiert. Allgemein ausgedrückt: Die Familienzusammenhänge des Verstorbenen werden rekonstruiert und die erstellten Stammbäume werden erbrechtlich analysiert.

Auf welche Quellen greifen Sie zurück?

  • Die Frage nach den Quellen. Generell ausgedrückt arbeiten wir mit allen Quellen, in denen Personennamen, Daten und Ortsangaben enthalten sind und bestenfalls auch die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Personen erwähnt werden. "Hauptquellen" sind Standesamtsregister, Kirchenbücher, Einwohner-Adressbücher, Telefonbücher, Oral History, Internet-Datenbanken (meist genealogischer Natur), Quellen aus Flucht und Vertreibung (z.B. Heimatortskarteien und Lastenausgleich), militärische Akten (z.B. Krankenbuchlager und Wehrmachtauskunftsstelle), Grundakten und ältere Nachlassakten. Beispiele werden in der Powerpoint-Präsentation gezeigt.