Der Spion im Ministerium

Ende der Jahres 2012 wurde ein besonders dreister Fall bekannt: Der Sprecher der Apothekerverbände ABDA soll jahrelang einen IT-Mitarbeiter im Gesundheitsministerium dafür bezahlt haben, dass der ihm geheime Unterlagen kopiert, die Staatsanwaltschaft ermittelt bis heute. Der Fall hat damals das Interesse an einer Berufsgruppe geweckt, die sich eigentlich nicht so gern in die Öffentlichkeit drängt: Die Lobbyisten im Gesundheitswesen. Kein Bereich der Wirtschaft ist so abhängig von der Politik wie die der medizinische Komplex. Zwar erwirtschaftet die Branche im Jahr 300 Milliarden Euro, aber der größte Teil des Geschäfts ist geregelt durch Verordnungen aus Berlin oder Brüssel. Aus den USA weiß man, dass die Gesundheitsindustrie für Lobbying in der Hauptstadt Washington inzwischen mehr Geld ausgibt als die Waffen- oder die Ölindustrie. Ziel der Beeinflussung sind aber nicht nur Politiker, sondern auch Journalisten, mit Hilfe derer die Lobbyisten hoffen, die öffentliche Meinung in ihrem Sinn zu beeinflussen. Wie aber geht Lobbying genau, wie setzen die Spin-Docs am besten ihre Interessen durch? Journalisten, die das wissen, nehmen viele Dinge im politischen Betrieb aufmerksamer war und es gelingt ihnen leichter, einen Blick hinter die Fassaden auf die tatsächliche Akteure und ihre Interessen zu werfen. Darüber diskutieren Franz Knieps, der ehemals wichtigste Fachbeamte im Gesundheitsministerium von Ulla Schmidt, die Sprecherin des Pharma-Lobbyverbandes vfa, Susan E. Knoll, der Medizinwissenschaftler und Leiter des deutschen Cochrane-Zentrums, Gerd Antes, und der ehemalige Celesio-Lobbyist und heutige DocMorris-Vorstand Max Müller.