Jk-13 - PREVIEW
nr-Jahreskonferenz 2013
Referenten | |
---|---|
Franziska Augstein | |
Christian Bommarius | |
René Pfister | |
Axel Vornbäumen | |
Mod.: Markus Grill |
Programm | |
---|---|
Tag | Samstag - 2013-06-15 |
Raum | K1 Forum |
Beginn | 14:30 |
Dauer | 01:00 |
Info | |
ID | 470 |
Veranstaltungstyp | Podium |
Track | Forum |
Sprache der Veranstaltung | deutsch |
Feedback | |
---|---|
Haben Sie diese Veranstaltung besucht? Feedback abgeben |
Politikfreie Politikberichterstattung
Personalisieren, banalisieren, dramatisieren…
Sind immer nur die Leser und Zuschauer Schuld, denen man keine harten politischen Stoffe zumuten kann, sondern alles am besten an Personen entlang erzählt? Für den Politikjournalismus bedeutet dies: Immer mehr Porträts von Politikern, immer weniger Analysen über politische Themen.
Dieser Trend zur Personalisierung widerfährt aber nicht nur Angela Merkel, über die gerade drei Porträtbücher erschienen sind, in denen jeweils die gleichen Anekdorten über die Kanzlerin stehen. Auch Peer Steinbrück, Philipp Rösler oder Horst Seehofer sind dankbare Gegenstände der Berliner Porträtmaler, und es ist meist das gleiche Model: Fast nie geht es um deren Politik, dafür um so leidenschaftlicher um diverse Machtspielchen: wie gut sie mit Merkel können, ob ihr Stern im Steigen oder Sinken begriffen ist, wie glaubwürdig und authentisch sie sind und wie sie beim Wähler ankommen. Es ist eine Form von Journalismus, die Politikberichterstattung eigentlich nur simuliert, tatsächlich aber ziemlich politikfrei ist. Ob Annette Schavan eine sinnvolle Forschungspolitik macht oder Philipp Rösler eine stimmige Wirtschaftspolitik erfährt der Leser fast nie. Zudem enthält bereits die journalistische Form die wichtigste Botschaft: Politiker, die porträtiert werden, sind wichtige Figuren. Das aber muss gerade in der Finanzkrise bezweifelt werden. Statt eines Porträts über Wolfgang Schäuble in der Eurokrise wäre es vermutlich viel politischer, über die Lobbyisten der Großbanken zu berichten, die es geschafft haben, dass auch vier Jahre nach der Lehmann-Pleite eine Lösung des to-big-to-fail verhindert wurde. Warum aber findet diese Form von echter, aufklärerischer Politikberichterstattung fast nicht statt? Und wie müsste ein idealer Politikjournalismus überhaupt aussehen?