gemeinnützig ≠ für lau

FAQ

die wichtigsten fragen rund um nonprofitjournalismus

Was ist Nonprofitjournalismus?

Unter Nonprofit- oder gemeinnützigem Journalismus versteht man journalistische Organisationen und Initiativen, die ohne Profitabsichten journalistisch arbeiten. Im engeren Sinne handelt es sich dabei um Organisationen, die von den Finanzbehörden als gemeinnützig anerkannt sind.

Warum brauchen wir ihn?

Die Digitalisierung eröffnet dem Journalismus neue Möglichkeiten, stellt ihn aber zugleich vor ökonomische Herausforderungen. Weil klassische Erlösmodelle erodieren, geraten Redaktionen unter wirtschaftlichen Druck. Redakteuren bleibt kaum Zeit für solide Recherchen und freiberufliche Journalisten leiden unter niedrigen Honoraren. Nonprofitjournalismus ist nicht der Ausweg aus der Medienkrise, aber eine Alternative zu den traditionellen Geschäftsmodellen privater Medienunternehmen und dem gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Spenden, Stiftungsgelder oder Mitgliedsbeiträge ermöglichen vielerorts die Umsetzung kreativer Projekte und treiben so Innovationen im Journalismus voran.

Wo liegen die Vorteile?

Durch den Nonprofitjournalismus entstehen neue Strukturen, von denen Journalisten unmittelbar profitieren. Start-ups schaffen Arbeitsplätze, andere Projekte fördern die weltweite Vernetzung von Kollegen oder entwickeln hilfreiche Recherche-Werkzeuge. Stipendien oder Crowdfunding ermöglichen vor allem Freiberuflern umfangreiche Recherchen – auch zu Nischenthemen, die sonst möglicherweise untergehen würden.

Nur ein neuer Hype?

In den USA sind seit der Jahrtausendwende Dutzende gemeinnützige Recherchebüros gegründet worden – vom großen Newsroom ProPublica bis zur lokalen Investigative Post in Buffalo. Viele stehen heute auf einer soliden wirtschaftlichen Basis und heimsen immer wieder Journalistenpreise ein. Auch in Deutschland entstanden schon vor Jahren die ersten gemeinnützigen Medienorganisationen (z. B. Kontext Wochenzeitung). Die haben es aber ungleich schwerer als ihre amerikanischen Kollegen. Denn dort haben es Nonprofit-Projekte leichter, von den Finanzbehörden als gemeinnützig anerkannt zu werden. In Deutschland ist dies oft nur über Umwege möglich.

Wie erlange ich Gemeinnützigkeit?

Am einfachsten, indem Du einen Schach- oder einen Modellflug-Verein gründest. 😉 In der Tat dienen beide Bereiche (und viele andere) der Förderung der Allgemeinheit, wie es in der “Abgabenordnung” heißt. In ihr sind die Voraussetzungen für die Erlangung von Gemeinnützigkeit geregelt. Journalistische Projekte müssen die Gemeinnützigkeit deshalb oftmals über Umwege beantragen (z.B. über Bildungsangebote). Mehr Infos dazu haben wir hier gesammelt.

Was habe ich konkret davon?

Eine als gemeinnützig anerkannte Organisation genießt steuerliche Vergünstigungen, z. B. die Befreiung von der Körperschaft- und Gewerbesteuer. Ein Anreiz für Spender und Mitglieder ist die Möglichkeit, Spenden und Mitgliedsbeiträge steuerlich geltend zu machen – gemeinnützige Organisationen dürfen Spendenquittungen ausstellen. Und mit einem amtlich bestätigten Verzicht auf Profitmaximierung lassen sich potenzielle Geldgeber sicherlich eher überzeugen. Bei bestimmten Fördereinrichtungen ist die Gemeinnützigkeit von Förderungsempfängern sogar Voraussetzung.

Arbeite ich dann ehrenamtlich?

Gemeinnützigkeit bedeutet nicht automatisch ehrenamtlich, also für lau, zu arbeiten. Auch gemeinnützige Redaktionen müssen versuchen, ein nachhaltiges Finanzierungsmodell zu entwickeln, um langfristig hochwertigen Journalismus bieten zu können. Auf dem gesättigten Medienmarkt kann nur überzeugen, wer Qualität zu bieten hat. Und Qualität kann nur anbieten, wer aufwendigen Journalismus adäquat bezahlt. Qualität kostet! Gründern (im Journalismus wie in jedem anderen Bereich) sollte man ehrlicherweise sagen, dass sie – vor allem in der Gründungsphase – an einem gewissen Grad von Selbstausbeutung wohl nicht vorbeikommen werden.