SEED Nr. 20

SEED-Newsletter Nr. 20, August 2023

HERZLICH WILLKOMMEN BEIM SEED-NEWSLETTER!

Liebe Leser:innen,

Die Sommermonate eignen sich gut, um einer verbreiteten Berufskrankheit im Journalismus entgegenzuwirken, dem langen Sitzen. Wer für den Weg nach draußen etwas Inspiration sucht, dem empfehle ich gerne den „Asphaltatlas“, die Karte mit den besten Plätzen zum Rollschuhlaufen. Die aktuelle Ausgabe „Mannheim & Heidelberg“ gibt es sowohl im Rollschuhmagazin als auch in der kommenden Ausgabe von bloq – dem gemeinnützigen Gesellschaftsmagazin für die Rhein-Neckar-Region. Getroffen hatten wir uns im „Förderkosmos Journalismus“ von Netzwerk Recherche. Und da merkten wir schnell: Wir teilen nicht nur die Leidenschaft für Print-Journalismus, sondern auch das Interesse an Beton.

Warum wir im Seed-Newsletter eine Karte mit Plätzen zum Rollschuhlaufen anpreisen, hat noch einen weiteren Grund. Seit Juli verstärke ich, Choni Flöther, das Team bei Netzwerk Recherche. Mit eigener Gründungserfahrung (Das Rollschuhmagazin) und einem beruflichen Background in der empirischen Forschung unterstütze ich den Verein nun im neuen Projekt „Monetising Value – towards financial sustainable independent public-interest journalism“.

Netzwerk Recherche hatte 2022 mit „The New Sector“ ein erstes Mapping zur Medienvielfalt in Europa vorgelegt. Mit „Monetising Value“ können wir die europäische Landkarte der Nonprofit-Medien erweitern, aber nun auch tief in das Thema der Finanzierungsmodelle eintauchen und auf Best-Practice-Beispiele schauen. Das EU-Projekt führen wir gemeinsam mit Investigate Europe, Átlátszó Erdély (Rumänien) und Fumaça (Portugal) unter der Leitung der europäischen Journalismus-Organisation Arena for Journalism durch. Netzwerk Recherche wird dafür in wenigen Wochen eine großangelegte Befragung starten, die sicherlich auch bei einigen von euch im Postfach landen wird. Also gerne schon mal die Bleistifte bereitlegen.

Während ich in den nächsten Wochen tief in der Vorbereitung für die Befragung stecken werde, habt ihr auf zahlreichen Veranstaltungen (siehe unten) die Chance euch auszutauschen. Und bis zum 17. September könnt ihr auch noch an euren Bewerbungen für das Grow-Stipendium arbeiten.

Bis dahin: Keep on rolling!

Choni Flöther

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Grow Like a Pro!

Noch bis zum 17. September für Stipendien im gemeinnützigen Journalismus bewerben

Jetzt aber hurtig! Die Bewerbungsfrist für das Grow-Förderprogramm für Gründer:innen im gemeinnützigen Journalismus läuft nur noch bis zum 17. September. Das Stipendienprogramm passt zu dir, wenn du eine spannende Idee für ein journalistisches Projekt hast und wissen möchtest, wie du es finanzieren und realisieren kannst. Wir suchen Projekte, bei denen nicht der maximale Profit, sondern das Gemeinwohl und die Recherche im Mittelpunkt stehen. Bei Grow erfährst du von anderen Gründer:innen, wie sie ihre Idee erfolgreich umgesetzt haben und bekommst neben der Anschubfinanzierung Kontakte in die Szene und jede Menge Know-how. Wir beraten und begleiten dich für ein Jahr.

Ermöglicht wird das Stipendium durch die Schöpflin Stiftung.

NEWS

+++ Press Start: Wie sich mit unabhängigem Videospieljournalismus Geld verdienen lässt, erforscht der Fachjournalist und Podcaster Maximilian Fischer im Rahmen des diesjährigen Greenhouse Fellowship. Mit dem Recherchestipendium von NR und der Schöpflin Stiftung möchte er herausfinden, wie sich in der Nische des Gaming-Journalismus, in der die großen Printmagazine um ihre Unabhängigkeit kämpfen müssen, erfolgreiche Podcasts mit freiwilligen Zahlungen der Fans und Hörer:innen finanzieren lassen. Die Ergebnisse werden wir Ende dieses Jahres veröffentlichen. Stay tuned! +++

+++ Fachkonferenz: Wer Anfang Oktober zum Inspiration Day (siehe unten) nach Potsdam kommt, sollte noch zwei Tage in Berlin dranhängen. Denn am 6./7. Oktober folgt das kostenlose Nonprofit-Journalismus-Festival vom Vocer Institut für Digitale Resilienz und der taz Panter Stiftung. Mit dabei ist zum Beispiel die deutsch-amerikanische Journalistin Monika Bäuerlein, CEO des Magazins Mother Jones. Wie blickt sie heute auf den gemeinnützigen Journalismus, sieben Jahre nach ihrer mutmachenden Rede beim Tag des Nonprofit-Journalismus von NR? Wir sind gespannt! Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 200 Personen begrenzt. Melde dich jetzt an! +++

+++ Vom Tisch? Das Ringen um die Presseförderung endet jäh – zumindest vorerst. Im Haushalt der Ampel ist kein Geld mehr dafür vorgesehen. Auch die Zuständigkeiten bleiben unklar. Während Befürworter der Zustellförderung für Verlage von einem „Armutszeugnis“ sprechen, fordert die Medienpolitikerin Tabea Rößner (Grüne) gemeinsam mit Medienrechtler Karl-E. Hain (Uni Köln) in der FAZ stattdessen „staatsferne Fördermodelle […], die […] die Entwicklung journalistisch professionell arbeitender Redaktionen in einer zunehmend digitalen Medienwelt im Sinn haben“. Wir bleiben dran. +++

+++ Zweite Chance: Bei der Zustellförderung für Verlage weist Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Verantwortlichkeiten von sich. Grundsätzlich ist sie einer Journalismusförderung aber nicht abgeneigt. Im Gegenteil. Ihr Haus setzt das im vergangenen Jahr erstmals ausgeschriebene Förderprogramm „zum Schutz und zur strukturellen Stärkung journalistischer Arbeit“ fort (NR war damals mit einer Bewerbung für ein Auskunftsrechte-Projekt erfolgreich). Anträge können bis zum 30. September eingereicht werden, rund eine Million Euro ist im Topf. +++

+++ Fit für die Zukunft? Ein neues, kostenloses Diagnose-Verfahren soll Medienorganisationen dabei helfen, ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen. Im Rahmen des News Sustainability Project, das von der Google News Initiative und der Entwicklungs-Abteilung der Financial Times ins Leben gerufen wurde, können Redaktionen unterschiedliche Parameter – z.B. aus dem Bereich Monetarisierung – mit anderen Medienhäusern vergleichen. Das Tool erstellt daraus dann Vorschläge für künftige Strategien zur Verbesserung der eigenen Performance in diesem Bereich. +++

+++ Innovationsförderung: Bis zu 40.000 Euro für ein technisch innovatives Vorhaben für den Journalismus winken bei der Innovationsförderung des Medieninnovationszentrums Babelsberg (MIZ). Dazu gibt es Support in Form von individuellen Coachings, Vernetzung, Zugang zu Büroplätzen sowie zum Online- und Audiostudio im MIZ. Bewirb dich jetzt bis spätestens 3. Oktober für die neue Förderrunde. +++

+++ Neue Ausschreibung: Das Entrepreneurial Journalism Creators Programm (EJCP) ist ein 100-Tage-Online-Crashkurs für Mediengründer:innen weltweit. Sie lernen, wie sie ihre journalistisches Projekt launchen, wachsen lassen und erhalten können. Das Programm wird von der CUNY’s Newmark Graduate School of Journalism organisiert und läuft vom 17. Oktober bis zum 25. Januar 2024. Bewerbungen sind bis zum 08. September möglich. +++

Innovation trifft auf Redaktion

Sechs Projektteams, sechs Workshops, viel Inspiration. Am 5. Oktober in Potsdam

Mit dem Inspiration Day bringen NR und das Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) Innovationen zu Journalist:innen. In einem Workshop zeigt dir Cultway, wie du mithilfe von KI ganz einfach aus Texten animierte Videos und Präsentationen erstellen kannst. Von Vertical52 lernst du, mit Satellitendaten zu recherchieren und journalistische Geschichten aus dem All zu erzählen. St. Audio bietet einen KI-Assistenten, der Podcaster:innen zu mehr Reichweite verhilft. ReporterSlam lebt Journalismus als Showformat: Wer erzählt die eigene Recherche am unterhaltsamsten? Die Redaktion andererseits macht als Magazin, bei dem Journalist:innen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten, Inklusion vor. Und bloq beweist, wie sexy Lokaljournalismus, der in die Tiefe geht, sein kann.

Wann? Am 05.10., 9:30 – 17:00 Uhr, MIZ Babelsberg in Potsdam. Kostenlos!

Melde dich jetzt an!

AUSLESE

Gift im Boden

Eine Liebeserklärung an den Lokaljournalismus

Am Beispiel der kleinen Böhme-Zeitung, die im niedersächsischen Soltau ihre Heimat hat, erzählt Georg Mascolo in der Süddeutschen Zeitung (SZ Plus), wie wichtig Hartnäckigkeit und investigative Recherchen vor Ort sind. Ein Teich hatte dem Militär als „eine Art Kampfstoff-Klo“ gedient, die versenkten Giftgas-Granaten verseuchten das Grundwasser, die Sanierung ließ auf sich warten. Erst durch die jahrelange Berichterstattung des Lokalblattes kam schließlich Bewegung in die Sache. Der Artikel fragt aber auch: Was passiert, wenn der Lokaljournalismus schwächelt, wenn auch in Deutschland Nachrichtenwüsten entstehen sollten? Dazu forscht derzeit die Hamburg Media School in Kooperation mit Transparency International und Netzwerk Recherche. Erste Ergebnisse werden bei der Correctiv.Lokal-Konferenz in Erfurt im Oktober präsentiert.

Nachgemessen

MedWatch nimmt Heilerde unter die Lupe

Die gelben Packungen stehen in Drogerien und Apotheken: Heilerden versprechen Hilfe bei Akne, Magenschmerzen, Sodbrennen oder Wunden. Aber stimmt das auch? MedWatch hat die Wirkversprechen in einer aufwändigen Recherche überprüft – und warnt nun vor einer Irreführung der Kund:innen. Mit einer Laboranalyse enthüllte die gemeinnützige Redaktion, dass in verschiedenen Produkten einer Firma, die angeblich unterschiedliche Wirkungen für die Patient:innen haben sollen, die gleiche Erde steckt.

Do it yourself

Werkzeugkasten für Gründer:innen soll wachsen

Wer Tipps fürs Gründen sucht, sollte im neuen Werkzeugkasten der gemeinnützigen Lokalredaktion karla stöbern. In dem partizipativen Format teilen journalistische Gründer:innen ihr Wissen aus den Bereichen Gründen, Berichten, Erleben. Die ersten Erfahrungsberichte stammen aus Nürnberg, Hamburg und Konstanz. Wer selbst relevantes Wissen weitergeben möchte, kann das tun und so den Werkzeugkasten mitgestalten und weiter wachsen lassen. Netzwerk Recherche hat die Entwicklung des Werkzeugkastens, der von der Schöpflin Stiftung gefördert wird, unterstützt.

Keine Überlebenschance

Neue Doku von andererseits über die Flutkatastrophe im Ahrtal 

Die inklusive Redaktion von andererseits hat zum zweiten Jahrestag der Flut im Ahrtal einen Film über das Schicksal von zwölf Bewohner:innen einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung gemacht, die bei der Katastrophe gestorben sind. Das Filmteam, das aus behinderten und nicht-behinderten Mitgliedern der Redaktion bestand, lässt in „Rette sich, wer kann – wie der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen versagt“ Betroffene, Hinterbliebene sowie Mitarbeiter:innen der Einrichtung zu Wort kommen und stellt unbequeme Fragen an die Politik.

Unfair

Aktuelles Dossier-Heft zu Sportwetten

Österreich ist das einzige Land in der EU, in dem Sportwetten nicht als Glücksspiel gelten. Kein Wunder also, dass Branchengrößen wie Bet at Home und Bwin dort gegründet wurden und der Markt floriert. Auch der Staat und große Medienhäuser mischen bei dem Spiel mit. Das Magazin Dossier widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe „Sportwetten – ein unsportliches Geschäft“ dieser milliardenschweren Industrie, die viele Menschen in die Spielsucht treibt.

JOBS

Daten-Journalist:in
ABGEORDNETENWATCH.DE

Senior Campaign Manager:in
ALGORITHM WATCH

Programme and Grants Officer
CIVITATES

European Junior Editor (m/w/d)
CORRECTIV

diverse Stellen
KATAPULT

Stiftungsleiter:in
TAZ PANTER STIFTUNG

Terminkalender

1. Hamburger Woche der Pressefreiheit, 11. bis 15. September, Hamburg

Vielzahl von Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit zum Thema Pressefreiheit. Initiiert von der Körber-Stiftung und der Zeit-Stiftung. Zum Programm.

scoopcamp, 14. September, Hamburg

Konferenz zu Zukunftsthemen des Journalismus. Themen sind u.a. KI und nachhaltige Finanzierungsmodelle. Inklusive Verleihung des scoop-Award an Christina Elmer. SEED-Abonnent:innen erhalten 15% Rabatt auf die Tickets.

NDR Info NewsFair, 11. September 2023, Hamburg.

Kostenlose Workshops zu Video-Fact-Checking, International Research Cooperation, FragDenStaat, SLAPP-Klagen, Deeskalationstraining oder MeToo. Anmeldung bis 30. August unter veranstaltungen-ndrinfo@ndr.de (Betreff: „NewsFair“, Angabe von Name, Wohnadresse und den drei favorisierten Workshops).

Exile Media Forum, 12./13. September, Hamburg

Bei der Fachkonferenz für Exiljournalismus geht es unter anderem um die Frage, wie sich ein Medien-Outlet im Exil erfolgreich etablieren kann.

 

b future festival für Journalismus und konstruktiven Dialog, 15./16. September, Bonn

Fachkonferenz und Bürger:innenfest zur konstruktiven Weiterentwicklung des Journalismus. Zum Programm.

Reporter:innen-Workshop 2023, 15./16. September, Hamburg

Workshops zum journalistischen Handwerk, Besprechungen eurer eigenen Texte und Diskussionsrunden. Zum Programm. (ausverkauft!)

Inspiration Day – Praxistag für Innovationen im Journalismus, 5. Oktober, Potsdam-Babelsberg

In insgesamt sechs Workshops arbeitet Ihr an eigenen Ideen. Mit dabei sind unsere Grow-Projekte: Reporter Slam, bloq Magazin und andererseits. Zur kostenlosen Anmeldung.

Netzwerk-Festival für Nonprofit-Journalismus, 6./7. Oktober, Berlin

Kostenlose Konferenz im Rahmen des NPJ.news-Projekts von Vocer, die in Kooperation mit der taz Panter Stiftung stattfinden wird.

CORRECTIV.Lokal Konferenz, 21./22. Oktober, Erfurt

Correctiv erwartet rund 200 Lokaljournalist:innen, um mit ihnen über Recherchen zu sprechen und über die Zukunft des Lokaljournalismus zu diskutieren. Zum Programm und zur Warteliste.

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Hast Du kürzlich eine spannende Recherche von einer gemeinnützigen Redaktion gelesen? Hast Du Ideen, wie wir SEED weiterentwickeln können? Fehlt etwas? Schreib uns dazu eine E-Mail, wir freuen uns über Hinweise und Feedback.

 

IMPRESSUM

Netzwerk Recherche e. V. • Greifswalder Straße 4 • 10405  Berlin

Redaktion: Dr. Choni Flöther (cf), Dr. Thomas Schnedler (ts), Evangelista Sie (es), Malte Werner (mw)

Der SEED-Newsletter ist Teil des Grow Greenhouse, dem Zentrum für gemeinnützigen Journalismus und Medienvielfalt, das von der Schöpflin Stiftung gefördert wird.