Newsletter Netzwerk Recherche 241 vom 24.01.2025
Liebe Kolleg:innen,
ich habe den Eindruck, dass es in den vergangenen Jahren härter geworden ist, kritische, investigative Recherchen zu veröffentlichen.
Das liegt nicht so sehr an den langwierigen Recherchen selbst, sondern an den Dingen, die nach der Veröffentlichung folgen: Journalist:innen werden immer häufiger massiv diskreditiert: mit Hilfe von Hetze in den sozialen Medien, mit Hilfe extrem rechter Portale – und auch mit der Hilfe williger Anwälte, die kein Problem mit einschüchternden Klagen haben.
Eigentlich müssten Redaktionen deshalb die investigative Recherche stärken und auch diejenigen Reporter:innen, die sich für solche Recherchen einsetzen. Was mir aber leider in immer mehr Gesprächen zugetragen wird: Manche Redaktionen sind vorsichtiger geworden, verlagern die Risiken und Kosten der Vorrecherche umfassend auf freie Kolleg:innen, halten Reporter:innen von einer Veröffentlichung ab, lassen Autor:innen während und nach umkämpften Veröffentlichungen alleine.
Das ist gefährlich, denn was passiert, wenn Reporter:innen irgendwann keine Kraft mehr haben, sich diesem Gegenwind entgegenzustellen?
Umso mehr freue ich mich, dass wir uns in den kommenden Monaten gleich zwei Mal treffen und uns persönlich gegenseitig Mut zusprechen können. Am 14./15. März treffen wir uns beim rbb in Berlin zur Fachkonferenz „Junge Recherche“ (hier gibt es nur noch Wartelisten-Plätze), am 13./14. Juni beim NDR in Hamburg zur Jahreskonferenz.
Auf bald persönlich!
Euer
Daniel Drepper