Justus Daniels (Correctiv) und Daniel Drepper (Buzzfeed): Investigativ Recherche ohne Links nr17

Justus Daniels (Correctiv, rechts) und Daniel Drepper (Buzzfeed, links) im Panel „Investigativ ohne Leaks”. Foto: Wulf Rohwedder

Die Panama Papers waren DAS Leak im vergangenen Jahr. Doch es geht auch ohne. Eine Checkliste für eine investigative Recherche mit öffentlichen Daten, ganz ohne Leaks. Von Caroline Wiemann und Ramona Drosner, DJS

Klar, nicht jeder bekommt einen Stick mit zig Megabyte Daten zugespielt. Trotzdem kann man auch ohne Leaks tief recherchieren, eine investigative Geschichte machen. Das Wichtigste ist Rückrat, finden Daniel Drepper von BuzzFeed und Justus von Daniels von Correctiv. Das heißt: Genug Daten und Fakten sammeln und viele Gespräche führen, die die Story untermauern.

Sich Dinge erklären lassen
Wenn man nur wenig Ahnung hat von einem Thema, einfach gezielt nachfragen. Bei jemandem mit Ahnung, einem Experten oder Journalisten der z.B. schon Kritisches dazu veröffentlicht hat. Ohne Scheu direkt fragen.

Selbst Daten erheben
Umfragen machen wie Wissenschaftler, nur mit einer kleineren Stichprobe. Wenige aber präzise Fragen stellen, dann werden sie auch schnell beantwortet.

Recherche groß aufziehen
Behörden systematisch anfragen. Nicht nur eine Behörde, sondern z.B. alle Justizbehörden und Oberlandesgerichte anfragen. Wenn keine eindeutigen Aussagen rauskommen wird immerhin klar: Da gibt es ganz viel Intransparenz, meint Daniel Drepper.

Überlegen: Welche Informationen sind frei verfügbar
Viele Daten sind leicht zu bekommen, müssen nach dem Informationsfreiheitsgesetz rausgegeben werden, wie z.B. Briefe oder Akten-Ornigramme eines Bundesministeriums.

Verschwundenes ausbuddeln
Informationen, die im Netz nicht zu finden sind, findet man durch Waybackmachines. Oder durch URLs raten: Wenn ein Dokument online ist, man aber noch mehr, älteres Material davon braucht, einfach die URLs minimal verändern. So kommt man häufig auf alte Dateien.

Nach Datenbanken suchen
Zu vielen Themen gibt es schon frei verfügbare Datenbanken – man muss nur gezielt online suchen!

Auch mit Betroffenen sprechen
Geschichten sind natürlich schöner, wenn man zusätzlich zu den Daten eine persönliche Geschichte erzählen kann, meint Justus von Daniels. Ein gutes Rückgrat hat eine Geschichte aber nur, wenn neben persönlichen Schicksalen auch nachvollziehbare Daten und Fakten stehen.

Nicht immer auf das große Ganze warten
Manchmal macht es mehr Sinn mehrere kleinere Geschichten zu veröffentlichen und nicht auf die eine große zu warten. Dadurch kann man auch weitere Quellen aufbauen, für Folgegeschichten.

Link zum Panel im nr17-Programm

Die Auorinnen auf Twitter: Ramona Drosner und Caro Wiemann