Tagung: “Hass begegnen. Wie Medienschaffende mit Angriffen on- und offline umgehen (können)”

Hass und Gewalt gehören zum Alltag von Medienschaffenden: online in Kommentarspalten und sozialen Netzwerken genauso wie offline, z. B. bei der Berichterstattung über Demonstrationen. Die Bedrohung von Medienschaffenden ist eine fundamentale Gefahr für freie und pluralistische Gesellschaften. Die von Netzwerk Recherche in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Technischen Universität Dortmund sowie der Fachhochschule und der Universität Bielefeld veranstaltete Tagung soll die verschiedenen Phänomene und Ausprägungen von Hass und Gewalt gegen Medienschaffende analysieren, den Austausch von Betroffenen ermöglichen, die Debatte über mögliche Regulierungsschritte vorantreiben und Journalist:innen Rüstzeug an die Hand geben, um mit Attacken und Bedrohungen besser umgehen zu können. Die Tagung richtet sich an anwendungsorientierte Forschende, Ausbilder:innen von Medienschaffenden sowie angehende und bereits berufstätige Journalist:innen.

Nähere Infos im Programm.

Ort: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Schlossplatz 4, Raum SP4 201
Zeit: Freitag, 24.6.2022, 9:00 – 17:00 Uhr
Anmeldung: https://wwuindico.uni-muenster.de/event/1377/

Erklärung des Vorstands von Netzwerk Recherche e.V. zu den Vorgängen bei Ippen und Springer

Der Vorstand von Netzwerk Recherche e.V. fordert den Verlag Ippen auf, die Unabhängigkeit seiner Redaktionen zu respektieren, und solidarisiert sich mit dem verlagseigenen Investigativ-Team und dessen Leiter Daniel Drepper, der seit Oktober Erster Vorsitzender von Netzwerk Recherche ist. Daniel Drepper war am Aufsetzen und Veröffentlichen dieser Erklärung nicht beteiligt.

Das kurzfristige Stoppen einer aufwendigen Recherche auf Weisung des Verlegers Dirk Ippen stellt eine nicht hinnehmbare Einmischung in redaktionelle Abläufe und eine gefährliche Aushöhlung der redaktionellen Unabhängigkeit dar. Dirk Ippen habe vermeiden wollen, durch eine Veröffentlichung die wirtschaftlichen Interessen eines Wettbewerbers zu schädigen, hieß es in einer Mitteilung des Verlags. Ippen hat damit eine Grenze überschritten und der Pressefreiheit Schaden zugefügt.

Wir möchten auf diesem Weg unsere Solidarität mit dem Team von Ippen Investigativ und unserem Ersten Vorsitzenden, Daniel Drepper, ausdrücken. Es ist richtig und wichtig, dass die Rechercheabteilung umgehend Protest gegen die Entscheidung des Verlegers eingelegt hat. Jetzt ist es an Dirk Ippen, seinen Fehler einzugestehen, sich bei der Redaktion zu entschuldigen und seine Entscheidung zu revidieren.

Weil zu befürchten ist, dass auch Kolleginnen und Kollegen in anderen Medienhäusern vergleichbare Eingriffe in ihre redaktionelle Arbeit erleben, bieten wir allen betroffenen Journalistinnen und Journalisten unsere volle Unterstützung an und bitten um entsprechende Hinweise.

Neben aller berechtigter Kritik an Ippen dürfen wir aber auch den Gegenstand der zurückgehaltenen Recherche nicht aus den Augen verlieren. Die Vorgänge im Springer-Verlag und das Verhalten von Bild-Chefredakteur Julian Reichelt sind mit dem verlagsinternen Compliance-Verfahren keinesfalls erschöpfend aufgearbeitet, wie die aktuelle Berichterstattung der New York Times zeigt. Hier hätte Ippen gut daran getan, mit der Recherche zur Aufklärung beizutragen und Missstände in der eigenen Branche klar zu benennen.