Der Tagesschau-Moderator Constantin Schreiber über seine Recherche in deutschen Moscheen. Von Marco Karp und Felix Keßler, ifp

Foto: Wulf Rohwedder

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TV-Journalist Constantin Schreiber sorgte im März mit der Veröffentlichung seines Buches „Inside Islam“ für Wirbel. Während der Recherche besuchte Schreiber, der Arabisch spricht und schon als Jugendlicher in den Nahen Osten reiste, 13 Moscheen in Deutschland.

Im Gespräch mit Tom Schimmeck stellte er erneut klar, dass auch sein Buch bestenfalls einen Teil der Gebetskultur in deutschen Moscheen abbilden könne.
Mehr als 2 000 Moscheen gibt es in Deutschland. Repräsentativ, gestand Schreiber, könne sein Buch allein aufgrund dieser hohen Zahl nicht sein.

Wir wollten von ihm wissen, ob man von seiner „Stichprobe“ dennoch Erkenntnisse gewinnen kann.

Frage: Sie sprechen Arabisch. Hätten Sie diese kritische Recherche auch ohne den Zugang zur Sprache leisten können?

Constantin Schreiber: Ehrlich gesagt: ja. Ich hätte das sicherlich genauso umsetzen können, weil ich auch die türkischen Predigten nicht verstanden und habe übersetzen lassen. Ich hatte bei dem Thema keinen Umsetzungsbonus. Ich glaube, ich hatte per sé einen anderen Zugang zu diesem Themenkomplex und mich deswegen damit auseinandergesetzt. Was aber die Umsetzung des Buches und der Reportagereihe angeht, hat die sprachliche Qualifikation keinen Vorteil für mich gebracht.

Frage: Es gibt keine genaue Anzahl der Moscheen in Deutschland. Viele davon laufen unter dem Radar. Trägt die Zersplitterung der islamischen Gemeinden dazu bei, dass Predigten extremer ausfallen als in christlichen Gemeinden?

Constantin Schreiber: Naja, auch in jeder christlichen Kirche entscheidet jeder Priester selbst, was er predigt und was nicht. Auch hier gibt es natürlich Kontrollmechanismen, aber bis die mal greifen, muss schon ganz schön überzogen werden. Vielmehr, glaube ich, ist es ein Problem, dass ganz häufig Wanderprediger in den Moscheen predigen, die nicht ausgebildet sind. Das heißt, die bringen nur Laienwissen mit. In christlichen Kirchen, wo die Leute schon einen akademischen Hintergrund haben, färbt sich das auch auf die Qualität der Predigten ab.

Frage: Inwiefern verändert der Zuzug vieler Menschen, die eher einer konservativen Auslegung des Islam anhängen, die deutschen Moscheegemeinden?

Constantin Schreiber: Zukünftige Entwicklungen zu prognostizieren ist immer schwierig. Es gibt schon eine große Zahl an syrischen Flüchtlingen, die hier sind. Und bei den Besuchen in den Moscheen habe ich festgestellt, dass viele hier die Predigten konservativer fanden als in ihrem Heimatland. Also ich kann mir schon vorstellen, dass es nochmal Diskussionen geben wird, eben genau darüber, wie konservativ Ausrichtungen hier sein können oder nicht.