Kateryna Kapliuk (Journalistin, Mitbegründerin von Yanukovychleaks) im Panel „YanukovychLeaks – Die Spurensuche in den Akten des ukrainischen Ex-Präsidenten“ (Foto: Wulf Rohwedder)

22. Februar 2014: Hunderte Ukrainer stehen vor den schweren Eisentoren der Mezhyhirya, der privaten Residenz des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Am Morgen nach seiner Flucht wollen sie sehen, wie verschwenderisch ihr Präsident wirklich gelebt hat. Andere wollen es genauer wissen und nicht nur die Verschwendung, sondern auch die Intrigen Janukowitschs aufdecken. Yanukovychleaks wird die Ukrainer in Aufruhr versetzen.

Am Abend seiner Flucht lässt Janukowitsch tausende Dokumente in den See vor seinem Haus werfen, um seine Spuren zu verwischen. Taucher fischen die Unterlagen wieder heraus, Journalisten und freiwillige Helfer beginnen sofort, die Dokumente zu trocknen und einzuscannen. Schon zwei Tage später laden sie die ersten der insgesamt 25.000 Dokumente auf www.Yanukovychleaks.org. Die Journalisten werten die Dokumente aus, verschaffen sich langsam einen Überblick darüber, wie Janukowitsch sich seine Residenz finanziert hat — bei einem Jahresgehalt von 83.000 Euro.

Nach und nach enttarnen sie das Netz des Janukowitsch-Clans. Wöchentlich erscheinen neue Artikel auf der Website, vor allem über die Geschäftsbeziehungen der Familie zu ukrainischen Oligarchen. Bereits am ersten Tag hat die Website zwei Millionen Klicks. Und Yanukovychleaks beeinflusst die ukrainische Politik, genauso wie es den Journalismus verändert. Vor dem Projekt seien Medienkooperationen in der Ukraine kaum ein Thema gewesen, sagt Kateryna Kapliuk, Mitbegründerin von Yanukovychleaks (Foto). Durch das Projekt habe auch andernorts die Zusammenarbeit zugenommen. Den Journalisten sei bewusst geworden, dass einer alleine niemals 25.000 Dokumente auswerten kann. „It was a very good school.“

Mittlerweile setzt sogar die Staatsanwaltschaft auf die Hilfe von Journalisten bei der Auswertung der Daten. Und Politiker werden nervös. Sie wissen, dass auch sie in den Fokus geraten können, wenn sich die politische Situation verändert. „They all have something to hide. The politicians should be more transparent“, fordert Kapliuk deshalb.
Sie glaubt, dass die ukrainischen Journalisten mutiger und immer mehr zu Kontrolleuren der Politik werden.

Ihre Rolle wollen die Gründer von Yanukovychleaks jetzt nutzen und ihre investigative Arbeit auf die aktuelle Politik ausweiten. Yanukovychleaks soll nur der Anfang sein.