Netzwerk Klimajournalismus Deutschland und Netzwerk Recherche zeichnen herausragenden Journalismus zur Klimakrise aus

In aller Kürze:

  • Bewerbung vom 15. März bis 31. Mai 2024 möglich
  • Dotiert mit insgesamt 6.000 Euro

In Deutschland gibt es zahlreiche Journalismuspreise, aber bislang keinen für Klimajournalismus. Diese Lücke haben das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland und das Netzwerk Recherche nun geschlossen. Ab dem 15. März können sich Journalistinnen und Journalisten erstmals für den „Deutschen Preis für Klimajournalismus“ bewerben.

Medien und Journalist*innen kommt eine große Verantwortung zu, wenn es darum geht, über die Klimakrise als existenzielle Bedrohung für die Menschheit zu informieren. Sie vermitteln wissenschaftliche Erkenntnisse, klären über Ursachen, Folgen und Lösungen der Klimakrise auf, ordnen Diskurse ein und enttarnen Desinformation. Nie war aufklärerischer Klimajournalismus wichtiger.

Der Deutsche Preis für Klimajournalismus soll positive Beispiele hervorheben und so guten und investigativen Klimajournalismus in Deutschland fördern. Der Preis wird gemeinsam vom Netzwerk Klimajournalismus Deutschland e.V. und dem Netzwerk Recherche e.V. in folgenden Kategorien vergeben:

  • Hauptpreis
  • Investigativ
  • Lokal

Jede Kategorie ist mit 2.000 Euro dotiert. Der Preis ist unabhängig und wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Darüber hinaus wird jährlich ein undotierter Ehrenpreis für außergewöhnliches, langjähriges Engagement im Bereich Klimajournalismus vergeben.

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Strafrechtsreform zur Abschaffung von § 353d Nr. 3 StGB

Gemeinsame Stellungnahme der Organisationen:

Der Koalitionsvertrag der Regierungsparteien enthält den Auftrag, das Strafgesetzbuch systematisch auf Handhabbarkeit, Berechtigung und Wertungswidersprüche zu überprüfen. Dabei soll ein Fokus auf historisch überholten Straftatbeständen, der Modernisierung des Strafrechts und der schnellen Entlastung der Justiz liegen.1 Das Bundesministerium der Justiz hat kürzlich Eckpunkte für die anstehende Reform vorgelegt. 2 Jedenfalls an einer Stelle enthält der Vorschlag aus Sicht der Unterzeichnenden eine erhebliche Lücke: Der Gesetzgeber sollte die Reform zur Abschaffung von § 353d Nr. 3 StGB nutzen, jedenfalls aber den Straftatbestand an die zwingenden Vorgaben des Grundgesetzes und der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) anpassen und eine Ausnahme für Medienschaffende vorsehen. Die Norm richtet sich nach ihrer Entstehungsgeschichte in erster Linie gegen die Presse, wird schon seit langem kritisiert und aktuell im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Gerichtsbeschlüssen zur Letzten Generation diskutiert.3 Weiterlesen

Grow-Stipendien 2023/2024: Drei Medienprojekte ausgezeichnet

Die Jury hat entschieden: Drei Projekte aus dem gemeinnützigen Journalismus erhalten das Grow-Stipendium von Netzwerk Recherche (NR) und Schöpflin Stiftung.

Ausgezeichnet wurden die Journalistin Nalan Sipar, die deutsch-türkische Klima-Nachrichten für Social-Media-Kanäle produzieren möchte, die Podcasterin Nine-Christine Müller, die ihren Podcast „Ostwärts: Gespräche über ostdeutsche Identitäten“ weiterentwickeln möchte, und die beiden Gründer Tobias Hübers und Daniel Moßbrucker, die ein gemeinnütziges Unternehmen starten, das Redaktionen in Recherchen mit technischem Know-how unterstützt, Mitarbeitende in IT-Sicherheit schult und Medienhäuser strategisch in IT-Fragen berät.

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Das Investigativ-Fellowship 2023 beginnt!

Viele Recherche-Redaktionen in Deutschland sind homogen, mehrheitlich weiß und männlich besetzt. Dadurch rücken bestimmte Themen und Probleme oft nicht in den medialen Fokus. Seit 2021 helfen Netzwerk Recherche und Neue deutsche Medienmacher*innen mit dem Fellowship „Vielfalt im Investigativjournalismus stärken” Nachwuchsjournalist:innen mit Einwanderungsgeschichte, Rassismus- oder Armutserfahrungen, beruflich im Investigativjournalismus Fuß zu fassen.

Das Fellowship-Programm hat zum Ziel, die Diversität im Investigativjournalismus zu fördern – als Voraussetzung für eine ausgewogene und für die gesamte Gesellschaft relevante Berichterstattung. Das sind die fünf Fellows 2023:

(Foto: Hamdi Ciğerim)

Mayya Chernobylskaya (BR)

Mayya hat Geschichte studiert und ist über einen Schlenker in die Welt der Bücher im Journalismus gelandet. Das Volontariat bei einer Fach- und Wirtschaftszeitung hat ihr bestätigt, dass sie dort richtig ist. Ihren Faible für investigativen Journalismus will Mayya nun mit dem Fellowship ausbauen – und im Anschluss am liebsten direkt weiter recherchieren!

(Foto: Lisbeth Schwaighofer)

Jaya Mirani (Paper Trail Media)

Während des Politikwissenschaftsstudiums hat Jaya Mirani beim Aus- und Fortbildungsradio M94.5 erste journalistische Schritte gemacht. Dann ging’s nach Berlin: Dort beschäftigte sie sich als freie Redakteurin und Autorin beim Deutschlandfunk Kultur mit Themen von Politik bis Popkultur. Nach dem Fellowship will sie weiter die Werkzeuge investigativer Recherche lernen, um mitzuhelfen, Machtstrukturen zu hinterfragen und Missstände aufzudecken.

(Foto: privat)

Lisa Pham (Der Spiegel)

Lisa hat dieses Jahr ihren Bachelor in Journalismus und PR an der HdM in Stuttgart sowie ein Auslandssemester an der UAL in London gemacht, Praktika bei Zeit und Cosmopolitan absolviert und als Werkstudentin beim SWR gearbeitet. Sie schreibt frei für SZ Jetzt. Als POC und Feministin will sie vor allem auf gesellschaftliche Miss-stände in puncto Gleichberechtigung und Sexismus aufmerksam machen und Frauen und marginalisierten Gruppen eine Stimme geben.

(Foto: Viktorya Muradyan)

Irina Chevtaeva (NDR)

Irina berichtet als Journalistin zu sozialen Themen, Menschenrechtsverletzungen und Gender. Ihr langfristiges Ziel ist professionell und emphatisch an Recherchen für russische und deutsche Leser:innen zu arbeiten.

(Foto: Olha Lykhnenko)

Iryna Riabenka (SWR)

Iryna ist 2016 nach Deutschland gezogen, um sich in verschiedenen Bereichen des Fernsehjournalismus weiterzubilden. Am liebsten moderiert sie Sendungen und produziert Dokumentarfilme. Derzeit schreibt sie ihre Masterarbeit über Bürgermedien in Deutschland. Während und nach dem Fellowship möchte Iryna investigative Dokumentarfilme machen, vor allem über hybride Konflikte.

 

Wir gratulieren den Stipendantinnen herzlichst und wünschen einen großartigen Praktikumsstart in den Recherche-Redaktionen sowie viel Freude bei der Global Investigativ Journalism Conference 2023 in Schweden und den Workshops zum Investigativjournalismus mit Isabell Beer, Daniel Drepper, Stefanie Dodt und Margherita Bettoni!

Dieses Jahr unterstützen uns dabei die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die Rudolf Augstein Stiftung, die Freudenberg Stiftung und die Otto Brenner Stiftung. Wir bedanken uns bei allen Förderern und Unterstützer:innen!

Neue Geschäftsführung für das Netzwerk Recherche

Thomas Schnedler, Günter Bartsch, Franziska Senkel und Yann Werner Prell

Yann Werner Prell, Thomas Schnedler und Franziska Senkel führen ab September das hauptamtliche Team von Netzwerk Recherche – der langjährige Geschäftsführer Günter Bartsch verlässt seinen Posten auf eigenen Wunsch.

Das Netzwerk Recherche bekommt eine neue Geschäftsführung. Die Arbeit des Vereins recherchierender Journalist*innen in Deutschland wird ab September von den Co-Geschäftsführern Yann Werner Prell und Thomas Schnedler geleitet. Stellvertretende Geschäftsführerin wird Franziska Senkel. Die drei rücken auf, weil der bisherige Geschäftsführer des Netzwerk Recherche, Günter Bartsch, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Content- und Social-Media-Management an der Akademie Waldschlösschen wird. Er bleibt der NR-Geschäftsstelle im Rahmen einer nebenberuflichen Tätigkeit treu.

„In den vergangenen 14 Jahren durfte ich eine großartige Organisation mitgestalten und weiterentwickeln“, so Günter Bartsch. „Die Arbeit an der Seite so vieler engagierter Menschen war eine echte Bereicherung. Jetzt freue ich mich auf meine neue Aufgabe im Waldschlösschen – und verlasse meinen Posten mit dem guten Gefühl, den Staffelstab an ein hervorragendes Team zu übergeben.“ Weiterlesen

Inspiration Day: Neue Ideen für den Journalismus

Innovation trifft auf Redaktion: Beim Inspiration Day lernen Journalist:innen kreative Lösungsansätze für die Herausforderungen der Branche kennen – mal technisch, mal inhaltlich, aber immer inspirierend!

Im Redaktionsalltag ist es oft schwierig, an neuen Ideen zu arbeiten. Deshalb nehmen wir uns beim Inspiration Day einen ganzen Tag Zeit und bringen Innovation und Journalist:innen zusammen. Teilnehmende lernen neue Tools und Ansätze kennen oder entwickeln unter Anleitung von Expert:innen Lösungsansätze für das eigene Medienhaus. Wie erreicht man das Publikum noch besser? Wie lässt sich Inklusion in Redaktionen stärken? Antworten auf Fragen wie diese liefert der Inspiration Day am 5. Oktober im MIZ Babelsberg.

Der Inspiration Day ist ein kostenloser Praxistag für lokale, regionale und überregionale Medien und bietet bis zu sechs Workshops mit Teams aus Journalist:innen und Medienmacher:innen. Die Teams werden aktuell von Netzwerk Recherche (NR) bzw. vom Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) gefördert, um neuartige Ansätze, Methoden und technische Ideen im Medienbereich zu entwickeln. Am Inspiration Day präsentieren sie dann den teilnehmenden Redaktionen und Medienhäusern ihre Innovationen. Bei dieser Gelegenheit können die Teilnehmenden den Teams Feedback geben und die Weiterentwicklung so entscheidend voranbringen. Weiterlesen

Helpline: Ausbildungs-Workshop startet

Mit SPIEGEL, Friedrich-Ebert-Stiftung, Hochschule Fresenius Heidelberg und Deutscher Journalisten-Verband konnten weitere Partner gewonnen werden

Mit der Ausbildung der ersten 15 Peer-Supporter kommt das Projekt Helpline von Netzwerk Recherche einen wichtigen Schritt voran. Die Teilnehmenden des viertägigen Workshops in Berlin wurden aus 30 Interessierten nach unterschiedlichen Kriterien (z. B. Diversität, Vorerfahrung etc.) ausgewählt. „Wir waren positiv überrascht, wie viel Expertise bereits in der Gruppe vorhanden ist, und freuen uns auf die Zusammenarbeit“, sagt die Psychologische Psychotherapeutin Friederike Engst, die das Konzept der Helpline mitentwickelt hat und das Projekt auch über den Workshop hinaus betreuen wird. Ermöglicht wird die Ausbildung durch die Journalist_innenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung.

In dem Workshop lernen die teilnehmenden Journalist:innen u. a., wie sie betroffenen Kolleg:innen, die sich an die Helpline wenden, bestmöglich helfen können, aber auch, welche Grenzen ein Peer-Support-Angebot hat. So kann die Helpline keine medizinische/psychologische Beratung im Sinne einer Therapie leisten. Sie versteht sich vielmehr als niedrigschwellige Plattform für kollegialen Austausch zu belastenden Themen aus dem Berufsalltag. So könnten bspw. im Gespräch mit den Betroffenen gemeinsam mögliche Strategien zum Umgang mit psychischen Belastungen entwickelt werden. Weiterlesen

Verschlossene Auster 2023 für Verleger Holger Friedrich

Der Negativpreis „Verschlossene Auster“ von Netzwerk Recherche für den Informationsblockierer des Jahres geht in diesem Jahr an Holger Friedrich, den Verleger der Berliner Zeitung. Die Journalist:innenvereinigung zeichnet ihn für seinen erschreckenden und zerstörerischen Umgang mit dem journalistischen Informantenschutz aus.

Als der frühere Bild-Chefredakteur Julian Reichelt im Frühjahr 2023 Friedrich interne Informationen anbot, kontaktierte Friedrich anschließend Reichelts früheren Arbeitgeber, den Axel-Springer-Verlag. Friedrich informierte Springer über den eigentlich vertraulichen Vorgang. Damit habe er den Quellenschutz gebrochen – eines der Grundprinzipien des Journalismus, argumentiert Netzwerk Recherche in der Begründung für die Auszeichnung.

„Die Verschlossene Auster verleihen wir normalerweise an Menschen, die Informationen zurückhalten. Den Bruch des Quellenschutzes durch Holger Friedrich halten wir jedoch für so gravierend, dass wir in diesem Jahr eine Ausnahme machen und Friedrich mit dem Negativpreis der Verschlossenen Auster auszeichnen“, sagt Daniel Drepper, Vorsitzender des Netzwerk Recherche. Weiterlesen

Leuchtturm 2023 geht an Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi

(English version here)

Netzwerk Recherche verleiht den „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen“ an die beiden iranischen Journalistinnen Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi für ihre mutige Berichterstattung über den Tod von Jina Mahsa Amini.

„Niloufar Hamedi und Elahe Mohammadi sind Vorbilder. Ihre Arbeit führt uns vor Augen, wie wichtig und relevant eine freie Presse ist – und wie viel Kraft journalistische Veröffentlichungen entfalten können“, sagt Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche. Weiterlesen

Leuchtturm-Award 2023 goes to Niloufar Hamedi and Elahe Mohammadi

Netzwerk Recherche, the German association of investigative journalists, awards the „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen“ (Lighthouse Award for Extraordinary Achievements in Journalism) to the two Iranian journalists Niloufar Hamedi and Elahe Mohammadi for their courageous reporting on the death of Jina Mahsa Amini.

“Niloufar Hamedi and Elahe Mohammadi are role models. Their work shows us how important and relevant a free press is – and how much power journalistic investigations can unleash,” says Daniel Drepper, chairman of Netzwerk Recherche. Weiterlesen

Neues Logo, aber die Mission bleibt

Die Ära der Schreibmaschinen ist vorbei. Und trotzdem bildeten zwei Anschläge einer Schreibmaschine – n r – seit vielen Jahren das Logo unseres Vereins.

Als wir vor ein paar Jahren, damals noch mit Blick auf das bevorstehende 20. Vereinsjubiläum im Jahr 2021, erstmals konkret mit dem Gedanken spielten, der „Marke“ NR ein Facelifting zu verpassen, war klar, dass wir auch an unser Erkennungsmerkmal – das NR-Logo – ranmüssen (die Umsetzung hat dann, u. a. wegen Corona, etwas länger gedauert). Zeitgemäß war der Typewriter-Font (Erik van Bloklands Trixie von 1991, bekannt u. a. durch die Serie „The X-Files“) auf dem pixeligen, schwarz-weißen Verlauf schon lange nicht mehr – auch das hochkantige Format tanzte neben anderen, moderneren Wort- und Bildmarken häufig aus der Reihe. Aber „unser“ Logo begleitete den Verein nun schon fast sein ganzes „Leben“ (nur in der Phase direkt nach der Vereinsgründung gab es ein anderes) und war damit nicht nur zum sprichwörtlichen Markenzeichen, sondern zu einem liebgewonnenen Stück NR-Identität geworden. Weiterlesen

Netzwerk Recherche unterzeichnet Offenen Brief für Journalistinnen im Iran

Netzwerk Recherche hat den am 17.2.2023 veröffentlichten Offenen Brief von ProQuote Medien an Annalena Baerbock unterzeichnet. Darin fordern wir die Außenministerin auf:

  • Nennen Sie die Opfer beim Namen und fordern Sie ihre Freilassung
  • Setzen Sie sich politisch für diejenigen ein, die im Iran für Presse- und Meinungsfreiheit kämpfen
  • Nehmen Sie diplomatisch Einfluss auf das Regime und finden Sie entsprechend einer starken feministischen Außenpolitik deutliche Worte für die Missachtung von Frauen- und Menschenrechten

Der Offene Brief im Wortlaut: Weiterlesen

Sicherheitstool JSAT jetzt auf Deutsch

Sicherheit ist für Journalist:innen – besonders investigative – enorm wichtig. Das Thema kann jedoch eine Herausforderung für Redaktionen sein. Deswegen hat das Global Investigative Journalism Network (GIJN) mit der Ford Foundation zusammengearbeitet, um das Cybersecurity Assessment Tool (CAT) der Ford Foundation dem Journalismus anzupassen.

Das Journalist Security Assessment Tool (JSAT), das inzwischen in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, ist eine Art Test: Es bietet eine Diagnose über die physische und digitale Sicherheit einer Redaktion und wie diese verbessert werden kann. Um zu prüfen, wie eure Redaktion beim Thema Sicherheit aufgestellt ist, könnt ihr das JSAT hier machen. Der Test dauert ca. eine Stunde und ggf. musst du Kolleg:innen oder die IT-Abteilung nach Infos fragen, um alles beantworten zu können. Am Ende des JSAT erhältst du dann eine Punktzahl und Tipps, wie die Sicherheit in deiner Redaktion verbessert werden kann. Weiterlesen

Greenhouse Fellowship geht an Dörthe Ziemer

Die Lokaljournalistin Dörthe Ziemer wird von Netzwerk Recherche und Schöpflin Stiftung mit dem Greenhouse Fellowship ausgezeichnet. Im Rahmen des Fellowships wird sie untersuchen, wie spendenfinanzierte Lokalmedien im ländlichen Raum Unterstützer:innen gewinnen können. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2023 veröffentlicht.

Die Recherche von Dörthe Ziemer wird klären, ob da zwei Welten aufeinanderprallen: Auf der einen Seite die innovativen, digitalen Journalismusprojekte, die oft in größeren Städten gegründet werden; auf der anderen Seite die Mediengewohnheiten der Menschen in Dörfern und kleinen Gemeinden. Was erwarten die Menschen auf dem Land vom Lokaljournalismus – und wie müssen Angebote gestaltet sein, für die sie regelmäßig zahlen würden? Welche Rolle spielen Inflation und Energiepreise bei der Spendenbereitschaft? Und welche Erfahrungen haben andere gemeinnützige Lokalmedien in Deutschland bereits gesammelt? Weiterlesen

Helpline: Süddeutsche Zeitung unterstützt Hilfsangebot für Journalist:innen mit psychosozialen Problemen

Der Grundstein für die vom Dart Centre for Journalism and Trauma Europe und Netzwerk Recherche e. V. entwickelte Helpline zur Unterstützung von Journalist:innen mit psychosozialen Problemen ist gelegt. „Dank einer großzügigen Förderung durch die Süddeutsche Zeitung können wir bald mit der Fortbildung interessierter Kolleg:innen beginnen und die notwendige Infrastruktur aufbauen“, sagt Malte Werner von Netzwerk Recherche. „Um auch mit dem Herzstück des Projekts – der telefonischen Beratung der Betroffenen – loslegen zu können, braucht es allerdings weitere Förderer.“

Jeanny Gering, die das Projekt auf Seiten des Dart Centre Europe betreut und mit der Idee für die Helpline auf NR zugegangen ist, fügt hinzu: „Die zahlreichen Reaktionen auf die Vorstellung der Helpline bei der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche haben uns gezeigt, wie groß der Bedarf für ein solches Angebot ist. Deshalb appellieren wir an die gesamte Branche, dem Beispiel der SZ zu folgen und das Projekt finanziell zu unterstützen. Nur so lässt sich die Helpline und die Hilfe für die betroffenen Journalist:innen langfristig sichern.“

Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, begründet das Engagement der SZ so: „Journalistinnen und Journalisten sind häufig hohen Belastungen ausgesetzt. Die Helpline ist ein gutes Angebot, um entlastend zu wirken. Deshalb fördern wir das Projekt.“ Weiterlesen

Bundestransparenzgesetz: Bündnis übergibt Entwurf an die Bundesregierung

Genau zehn Jahre nach der Einführung des bundesweit fortschrittlichsten Transparenzgesetzes in Hamburg hat ein zivilgesellschaftliches Bündnis, dem auch Netzwerk Recherche angehört, seinen Entwurf für ein Bundestransparenzgesetz vorgelegt. Der IT-Beauftragte der Bundesregierung und Staatssekretär im Innenministerium Markus Richter nahm den Gesetzentwurf des Bündnisses am 6. Oktober 2022 entgegen.

„In Sachen Transparenz und Informationsfreiheit hinkt der Bund den Ländern deutlich hinterher“, sagt Daniel Drepper, Vorsitzender des Netzwerk Recherche. „Bislang ist das Informationsfreiheitsgesetz für Bürger*innen und Journalist*innen abschreckend. In der Praxis merken wir jeden Tag, wie weit wir von einer echten Informationsfreiheit entfernt sind. Bisher ist zu diesem demokratisch wichtigen Vorhaben aber offenbar nichts passiert, deshalb greifen wir der Regierung gerne unter die Arme“, sagt Drepper. Mit dem Entwurf sollen Behörden verpflichtet werden, von sich aus Informationen wie Gutachten und Studien oder Verträge der öffentlichen Hand online zu veröffentlichen.

Dem Bündnis sei es wichtig gewesen, einen Entwurf aus der Zivilgesellschaft vorzulegen. „Das Transparenzgesetz ermöglicht die wirksame Kontrolle der Exekutive“, erklärt Arne Semsrott von der Transparenzplattform FragDenStaat. Es sei daher wichtig für die Demokratie, dass die Transparenzregeln nicht von der Ministerialbürokratie selbst kämen. „Die Erfahrungen aus Hamburg zeigen aber auch, dass die Behörden selbst von klaren Transparenzregeln profitieren.“ Weiterlesen

Verschlossene Auster 2022 für Tesla

Preisverleihung der Auster 2022 mit Laudator Kayhan Özgenç, Chefredakteur von Business Insider. Foto: Raphael Hünerfauth

Die Verschlossene Auster 2022 geht an Tesla. Mit dem Negativpreis zeichnet Netzwerk Recherche den Informationsblockierer des Jahres aus. Die Journalistenvereinigung begründet die Vergabe des Preises an den Autohersteller mit dem intransparenten Verhalten von Tesla gegenüber Medien und Öffentlichkeit. Beispiele dafür sind die Verhinderung von Berichterstattung durch selektive Auswahl von Berichterstatter:innen, das Nichtbeantworten von Presseanfragen und verbale Attacken von CEO Elon Musk auf Journalist:innen. Mit diesem Verhalten erfüllt Tesla die Voraussetzungen für die Auszeichnung mit der Verschlossenen Auster.

„Tesla ist unter Reporter:innen seit Jahren dafür bekannt, Recherchen und Berichterstattung aktiv und aggressiv zu behindern. Elon Musk selbst hat in der Vergangenheit immer wieder Journalist:innen bedroht, verbreitet regelmäßig Falschnachrichten und manipuliert die Medien für seine persönlichen finanziellen Interessen“, sagt sagt Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche. „Elon Musk und Tesla haben offenbar keinerlei Respekt für einen kritischen öffentlichen Diskurs. Für Musk und Tesla scheint die Presse der Feind zu sein. Diese Haltung wird relevanter, je einflussreicher Musk und Tesla werden. Deshalb verleihen wir dem Unternehmen in diesem Jahr die ‘Verschlossene Auster’ des Netzwerk Recherche.“ 

Die Preisverleihung fand am 1. Oktober um 14:30 Uhr auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche statt (zur Aufzeichnung). Die Laudatio hielt Kayhan Özgenç, Chefredakteur von Business Insider.

Die Einladung zur Entgegennahme des Preises auf der Jahreskonferenz – und damit die Gelegenheit, eine Dankes- beziehungsweise Gegenrede zu halten –, blieb unbeantwortet.

Hilfe für Journalist:innen in der Ukraine

Journalist Maxim Dondyuk in Kiew.
Foto: Efrem Lukatsky

Journalist:innen in der Ukraine sind in großer Gefahr. Sie brauchen dringend Schutz- und Notfallausrüstung.

Auch die Exiljournalist:innen, die das Land bereits verlassen mussten, benötigen finanzielle Unterstützung.

Gemeinsam mit unseren Partnern n-ost, FragDenStaat, Reporter ohne Grenzen und der taz Panter Stiftung, mit denen wir eng zusammenarbeiten, haben wir deshalb eine Spendenaktion gestartet.

Bitte unterstützt die Journalist:innen in der Ukraine jetzt mit einer Spende.

Wir brauchen Eure Unterstützung, um überlebensnotwendige Schutz- und Notfallausrüstungen zu kaufen und unsere Kolleg:innen mit Unterkünften und psychologischer Betreuung zu versorgen.

Vorrangig geht es um die Unterstützung ukrainischer Journalistinnen und Journalisten.

GIJN Deutsch: Website mit Tools, Tipps und Guides ist online

Die Inhalte des Global Investigative Journalism Network (GIJN) erscheinen ab heute auch in deutscher Sprache. Auf der Website von Netzwerk Recherche werden Guides, Leitfäden und Handouts veröffentlicht. GIJN Deutsch ist außerdem Anlaufstelle für deutschsprachige Journalist:innen, die Informationen zu internationalen Recherchethemen und grenzüberschreitenden Kooperationen suchen.

Zum Auftakt sind auf der Seite ein Guide zur Nutzung der Wayback Machine des Internet Archive für die Recherche, der Ratgeber „Journalismus und Trauma“ und der Leitfaden „Leadership-Tipps für Frauen“ erschienen. Monatlich folgen nun weitere Übersetzungen von Inhalten des ­GIJN Resource Center. Weiterlesen

Wir trauern um Peter Merseburger

Hans Leyendecker, Peter Merseburger und Thomas Leif bei der Verleihung des NR-Leuchtturms 2008 beim SWR in Mainz. Foto: Imago/Hoffmann

Netzwerk Recherche trauert um den Journalisten Peter Merseburger, der am 15. Februar 2022 im Alter von 93 Jahren gestorben ist. 2008 verlieh ihm unser Verein den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen. Merseburger erhielt den Preis für seine Biografie über Rudolf Augstein und für sein journalistisches Lebenswerk. Die Laudatio von Hans Leyendecker ist auf der NR-Website nachzulesen.

Merseburger war von 1967 bis 1975 Leiter des NDR-Politikmagazins Panorama: „Vielen Dank für viele Jahrzehnte aufrechten und unabhängigen Journalismus. Wachsam und kritisch, aber fair. Peter Merseburger wird fehlen“, schreibt die Redaktion in ihrem Nachruf.

Der Fall Assange betrifft uns alle

Führende Journalist:innen- und Pressefreiheitsorganisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz fordern gemeinsam die sofortige Freilassung des Wikileaks-Gründers Julian Assange aus seiner Haft in Großbritannien und seine Nichtauslieferung an die USA. Reporter ohne Grenzen, der Deutsche Journalisten-Verband, die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di und Netzwerk Recherche haben am Montag (31.01.) in Berlin in einer Solidaritäts-Pressekonferenz an die deutsche Bundesregierung appelliert, dass diese die Tragweite des Falls anerkennt und sich dafür einsetzt, dass Julian Assange unverzüglich freikommt. Bundeskanzler Olaf Scholz muss sich deshalb bei seinem am 07.02. anstehenden Besuch bei US-Präsident Joe Biden in Washington mit Nachdruck dafür einsetzen, dass die USA die Anklage gegen Assange fallenlassen. Der Österreichische Journalist:innen Club und der Club Suisse de la Presse/Geneva Press Club erklärten per Video zugeschaltet ihre Solidarität und appellierten an ihre jeweiligen Regierungen, sich ebenfalls für Assange einzusetzen. Weiterlesen

Weltweit, digital und erfolgreich – ein Rückblick auf die GIJC 2021

­1667 Teilnehmer:innen aus 144 Ländern, 200 Speaker:innen und über 80 Sessions – die Global Investigative Journalism Conference 2021 war eine der größten Konferenzen in der Geschichte des Global Investigative Journalism Network. Als Online-Format fand sie weltweit vom 1. bis 5. November statt – mit Programmen für die verschiedenen Zeitzonen. Die Konferenz selbst bot Programminhalte in 13 verschiedenen Sprachen an – Sessions konnten simultan in sieben Sprachen übersetzt werden.

Von Talks zur Bedrohung durch Autokraten und Oligarchen, Sicherheit für Journalist:innen in gefährlichen Gebieten, Recherchen zum Klimawandel bis hin zum Schutz indigener Bevölkerung deckte die Konferenz viele Themen ab, die die Welt bewegen. Auch Verbrechen in der Finanzbranche, die Pandora Papers und die starken Recherchen zu Pegasus Project und Spyware weckten großes Interesse bei den Teilnehmer:innen.

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Der neue Vorstand von Netzwerk Recherche

Von links: Frederik Richter, Annelie Naumann, Cordula Meyer, Daniel Drepper, Christina Elmer, Christian Esser.

Am 1. Oktober hat die Mitgliederversammlung von Netzwerk Recherche einen neuen Vorstand gewählt. Neuer Erster Vorsitzender ist Daniel Drepper, Zweite Vorsitzende ist Christina Elmer. Beide wirkten zuvor bereits als Beisitzer:innen im nr-Vorstand mit. Als neuer Kassenwart wurde Frederik Richter gewählt, der neu im Vorstand ist. Schriftführer bleibt Marc Widmann. Als Beisitzer:innen wurden gewählt: Cordula Meyer (bisher 2. Vorsitzende), Annelie Naumann (bisher kooptiertes Vorstandsmitglied), Hakan Tanriverdi und Christian Esser (beide neu im Vorstand). Frank Brendel wurde von den Mitgliedern als Kassenprüfer im Amt bestätigt, Lars-Marten Nagel als neuer Kassenprüfer gewählt.

Bei seiner ersten Sitzung am 2. Oktober kooptierte der neue Vorstand die folgenden Kolleg:innen: Manfred Redelfs (weiterhin dabei für das Themengebiet Auskunftsrechte/Informationsfreiheit), Julia Stein (bislang 1. Vorsitzende, jetzt zuständig für Internationales), David Hilzendegen (weiterhin zum Thema Datenjournalismus dabei), Vanessa Wormer (Engagement und Innovation; bisher Beisitzerin), Gert Monheim (Förderkuratorium; bisher Beisitzer) und ganz neu im Vorstand: Pascale Müller (Freie und Arbeitsbedingungen) und Elisa Simantke (Gemeinnützigkeit). Kuno Haberbusch soll auf Wunsch des Vorstands weiterhin die nr-Jahreskonferenz federführend betreuen.

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20 Jahre Netzwerk Recherche – das Magazin zum Jubiläum

20 Jahre Netzwerk Recherche – das muss gefeiert werden!

Die große Party müssen wir leider später nachholen. Aber das Geburtstagsgeschenk gibt es schon jetzt: ein Magazin zum Jubiläum. Wir blicken zurück und nach vorn – und sind sehr dankbar für die Impulse aller Kolleginnen und Kollegen, die sich mit ihren Beiträgen beteiligt haben.

Jetzt als pdf herunterladen. nr-Mitglieder erhalten ein gedrucktes Exemplar per Post. Wer (noch) kein Mitglied ist, schickt uns bitte einen mit 2,70 € frankierten C4-Rückumschlag an Netzwerk Recherche, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin – oder holt sich ein Exemplar in der nr-Geschäftsstelle ab.

Aufruf: Lobbytransparenz schaffen

Gemeinsam mit mehr als 50 zivilgesellschaftlichen Organisationen fordert Netzwerk Recherche strengere Lobbyregeln. Der Appell richtet sich an die Parteien im Bundestagswahlkampf. Bisher benachteiligte Interessen müssten stärker in politische Entscheidungen einbezogen, der Einfluss finanzkräftiger Interessen begrenzt werden, heißt es in dem heute veröffentlichten Aufruf „Gemeinwohl stärken – Lobbytransparenz schaffen“. An der Initiative von LobbyControl beteiligen sich Organisationen aus den Bereichen Klima-, Umwelt- und Naturschutz, Entwicklungszusammenarbeit, Verbraucherschutz, Tierschutz, Seenotrettung, Demokratieförderung, Digitalrechte sowie Kinderhilfswerke und Sozialverbände. Unterzeichnet haben u.a. der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Campact, Oxfam, Mehr Demokratie, der Sozialverband Deutschland, das Deutsche Kinderhilfswerk, der Deutsche Tierschutzbund und der Deutsche Naturschutzring.

Aus Sicht der Organisationen sind mehr Transparenz und ein fairer Interessenausgleich „notwendiger als je zuvor“, um gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie die Klimakrise und die Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen.
Konkret fordert das Bündnis die Parteien auf, drei Maßnahmen in einen neuen Koalitionsvertrag aufzunehmen:

  • Lobby-Fußspur für alle Gesetze: Ministerien sollen verpflichtet werden, bei Gesetzentwürfen alle Lobby-Einflussnahmen zu dokumentieren, um eine aufgeklärte öffentliche Debatte und parlamentarische Entscheidung zu ermöglichen.
  • Reform der Parteienfinanzierung: Großspenden sorgen für ungleiche Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungen. Parteispenden und Parteisponsoring müssen deshalb begrenzt und die Offenlegungsschwellen für Spenden drastisch gesenkt werden. Anonyme Wahlkampffinanzierung muss unterbunden werden.
  • Offenlegung von Lobbykontakten: Exklusiv-Veranstaltungen der Bundesregierung mit Industrie-Lobbyist:innen wie der „Autogipfel“ müssen endgültig der Vergangenheit angehören. Um sicherzustellen, dass Zivilgesellschaft und Wissenschaft bei wichtigen Zukunftsfragen mit am Tisch sitzen, müssen Mitglieder der Bundesregierung verpflichtet werden, ihre Lobbykontakte offenzulegen, wie es für EU-Kommissionsmitglieder bereits Standard ist.

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Afghanistan: Netzwerk Recherche unterstützt Forderung nach Visa-Notprogramm

Netzwerk Recherche unterstützt den Appell deutscher Medien, ein Visa-Notprogramm für afghanische Mitarbeiter:innen deutscher Medienorganisationen einzurichten. In einem offenen Brief haben sich Reporter ohne Grenzen, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger und mehrere Redaktionen an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Heiko Maas gewandt:

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Außenminister,

dieser Brief ist ein Hilferuf. Er ist unterschrieben von den Verlagen, Redaktionen, Sendern und Medienhäusern in Deutschland, die in den vergangenen 20 Jahren maßgeblich die Berichterstattung aus Afghanistan getragen haben. Unsere Berichterstattung, die die deutsche Öffentlichkeit und Politik mit Analysen, Erkenntnissen und Eindrücken aus dem Land versorgt hat, war nicht denkbar ohne den Einsatz und den Mut der afghanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns vor Ort unterstützt haben: den lokalen Journalistinnen, Stringern und Übersetzerinnen. All die Jahre teilten auch sie unseren Glauben an die freie Presse als unverzichtbares Element einer stabilen, friedlichen, auf Ausgleich bedachten Demokratie – ein Wert, den die deutsche Regierung in den letzten 20 Jahren in Afghanistan stark unterstützte.

Das Leben dieser freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist nun akut gefährdet. Der Krieg überrollt die afghanische Regierung in vielen Provinzen. Selbst das Leben in Kabul ist für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter internationaler Medienorganisationen extrem riskant geworden. Nach dem Rückzug der internationalen Truppen, auch der deutschen, wachsen die Sorgen, dass es gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Racheakten der Taliban kommt. Weiterlesen

Jetzt bewerben: Vielfalt im Investigativjournalismus stärken

Netzwerk Recherche und die Neuen deutschen Medienmacher*innen wollen mit einem gemeinsamen Projekt Vielfalt im Investigativjournalismus stärken Nachwuchsjournalist*innen mit Einwanderungsbezügen bei ihrem Berufsweg in den Investigativjournalismus unterstützen.

Journalismus und Recherche sind im Einwanderungsland Deutschland mehrheitlich weiß und männlich dominiert. Das bedeutet, dass vielen Redaktionen wichtige Recherchethemen entgehen, die Relevanz eines Themas für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe möglicherweise nicht erkannt wird, oder bestimmte Quellen für Redaktionen nicht zugänglich sind. Um dies zu ändern, müssen sich Recherche-Redaktionen für neue Talente öffnen. Doch für Nachwuchs-Journalist*innen ohne Kontakte in die Investigativ-Journalismus-Branche sind die Zugänge schwer. Investigativ-Ressorts bevorzugen in der Regel Journalist*innen für Praktika, die bereits mehr journalistische Berufserfahrung haben. In der Regel werden zudem nur Studierende im Pflichtpraktikum berücksichtigt sowie von großen Journalistenschulen.

Wir würden gerne Journalist*innen mit Einwanderungsgeschichte ermöglichen dennoch einen Einblick in die Abläufe und Arbeitsweisen eines Investigativ-Ressorts ermöglichen und dies im Rahmen eines mindestens zweimonatigen Praktikums, dass durch ein Stipendium von NdM und NR gefördert wird.

Wer sich bewerben möchte oder jemanden kennt, für den es interessant ein könnte, hier ein paar Eckdaten:

  • Bewerbungsfrist: 31. August 2021
  • Fellowships: Zwei bis drei Monate zwischen Oktober 2021 und März 2022
  • Begleitende Workshops: Ab Oktober 2021

Jetzt bewerben!

Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 198 vom 24.6.2021

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Freier Recherchejournalismus ist Selbstausbeutung. Und weil dem so ist, ist die Investigation in Deutschland schlechter, als sie sein könnte. Was kann man dagegen tun? Und welche Rolle könnte das Netzwerk Recherche dabei spielen?

„Hab eben die Buchhaltung für ein Projekt zu Ende gemacht & es ist wie oft: Reise- und Übersetzungskosten fressen das komplette Stipendium, Arbeitszeit ist nicht eingerechnet, vorab Support von Redaktionen gibt es keinen. D.h. wir haben de facto 4 Monate für umsonst gearbeitet“, schrieb die freie Reporterin Pascale Müller vor wenigen Tagen auf Twitter. Und weiter: „Alle wollen die großen Recherchen. Niemand will sie bezahlen.“

Beim Netzwerk Recherche machen meine Kollegin Annelie Naumann und ich immer wieder ganz ähnliche Beobachtungen. Wir haben die Aufgabe, alle Bewerbungen für Recherchestipendien des nr zu sichten, bevor der Vorstand über deren Förderung entscheidet. In fast jeder Bewerbung heißt es, dass große Redaktionen zwar Interesse bekunden würden, aber keine Reise- und keine Recherchekosten zahlen.

Wer als freie:r Journalist:in ähnlich verdienen und leben möchte, wie fest angestellte Kolleg:innen (inklusive Urlaub und der Möglichkeit, auch mal krank zu sein), braucht Tagessätze von mindestens 300 Euro, eigentlich sogar mehr. Für jeden Tag, auch für Tage, an denen Vorrecherchen stattfinden. Das ist angesichts der Honorare, die mir erzählt werden (und die ich früher als freier Journalist erhalten habe) viel zu häufig völlig illusorisch. Eine Ausnahme sind vielleicht einige fest-freie Konstellationen, vor allem beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Es gibt nur wenige Redaktionen in Deutschland, die für Recherchen überhaupt vierstellige Honorare anbieten. Und selbst mittlere, vierstellige Honorare lassen aufwändigere Recherchen nur zu, wenn umfassende Vorrecherchen in der Freizeit gelaufen sind. Weiterlesen

Initiative „Journalismus macht Schule“ – Bilanz und Ausblick am 11.Juni 2021

Die Initiative „Journalismus macht Schule“ lädt Sie am 11. Juni 2021 zu einem gemeinsamen Austausch zum Thema Medienkompetenz ein

Medienkompetenz ist so wichtig wie Mathe oder Biologie. Um diese plakative Aussage mit Inhalt zu füllen, gingen am Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai Journalistinnen und Journalisten an Schulen in ganz Deutschland. Initiiert von der Initiative „Journalismus macht Schule“ diskutierten sie dort mit den Schülerinnen und Schülern darüber, was freie und unzensierte Berichterstattung bedeutet, informierten über die Gefahren durch Fakenews und Hassbotschaften und beantworteten Fragen zu ihrer Arbeit.

Mit dabei waren viele bekannte Journalist:innen wie Caren Miosga, Ingo Zamperoni (ARD- Tagesthemen), Marietta Slomka, Claus Kleber (heute journal), Giovanni di Lorenzo (ZEIT und „3nach9“) Georg Mascolo (Rechercheverbund SZ, WDR, NDR), Steffen Klusmann (Spiegel), Alexandra Föderl-Schmidt (Süddeutsche Zeitung) sowie viele, vor allem bei Jüngeren, bekannte Namen wie Constantin Schreiber (Tagesschau), Mirko Drotschmann („Mr.Wissen2go“) und Mai Thi Nguyen-Kim (Wissenschaftsjournalistin).

Beteiligt waren aber vor allem mehrere hundert Journalistinnen und Journalisten von Zeitungen und Zeitschriften, aus Radio, TV und Online-Portalen, die in den darauf folgenden Tagen bis zum 7.Mai Workshops und Werkstattgespräche in Schulen durchführten – und das von Kiel bis München, von Aachen bis Dresden.

Wir wollen mit Ihnen gemeinsam Bilanz ziehen und einen Ausblick über die Fortführung der Initiative sprechen und laden Sie recht herzlich zu einer Zoom-Veranstaltung ein:

Am 11. Juni 2021 von 14:00 Uhr – 17:00 Uhr Weiterlesen

Newsletter Netzwerk Recherche, Nr. 197 vom 25.5.2021

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

was am Pfingstsonntag an Bord eines Ryanair-Fluges im Luftraum über Belarus geschah, betrifft nicht nur das Schicksal eines Journalisten und Bloggers. Es ist ein Schlag gegen die Pressefreiheit in ganz Europa. Ein belarussisches Kampfflugzeug zwang die Ryanair-Piloten ihren Kurs zu ändern und nötigte sie, in Minsk zu landen. Offenbar unter dem Vorwand einer Bombendrohung und auf direkte Anweisung des Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko. Ziel dieser Operation war Roman Protasewitsch, 26 Jahre alt, der seit zwei Jahren im Exil lebte. Er befindet sich in einem belarussischen Gefängnis, wie es ihm derzeit geht, ist bei Redaktionsschluss des Newsletters unklar, die Lage ist unübersichtlich und verändert sich schnell.

Protasewitsch hatte in seiner Heimat als Journalist gearbeitet und den Telegram-Kanal Nexta mitgegründet. Nexta berichtet über Polizeigewalt gegen Demonstranten und Oppositionelle, dokumentiert Misshandlungen, zeigte mit Drohnenaufnahmen, wie viele Menschen in Belarus gegen ihre Regierung protestierten. Der Kanal half auch, Proteste gegen das Regime von Alexander Lukaschenko zu organisieren, indem er Orte bekannt gab, an denen Versammlungen stattfinden sollten. Inzwischen arbeitet Protasewitsch für einen anderen regierungskritischen Telegramkanal.

Dass ein Journalist, der bereits im Exil lebt, aus einem Flug zwischen zwei europäischen Hauptstädten entführt und ins Gefängnis gebracht wird, ist ungeheuerlich. Lukaschenko will damit offenbar nicht nur Protasewitsch zum Schweigen bringen. Er sendet auch ein Signal an alle seine Gegner, an Oppositionelle und an kritische Journalisten, dass diese sich nirgends mehr sicher fühlen sollen. Dagegen muss der Westen, die EU, Deutschland und die Zivilgesellschaft ein noch deutlicheres Signal setzen. Nämlich, dass sie ein solches Verhalten von Belarus nicht tolerieren. Und dass sie nicht hinnehmen, dass ein Reporter, der in einem EU-Staat lebt, auf diese Weise eingeschüchtert wird. Protasewitsch muss sofort freigelassen werden. Denn sein Fall betrifft eben nicht nur die Pressefreiheit in Belarus, ein Land, das auf der Rangliste von Reporter ohne Grenzen auf Platz 158 von 180 steht. Weiterlesen

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