„Keiner will reich werden, wir wollen etwas Nachhaltiges schaffen“, erklärt Marco Maas die Absicht der Datenjournalismus-Agentur Open Data City. Für ihre Arbeit hat die Agentur schon einige Preise gewonnen – nicht zuletzt den Grimme Online Award. Nebensächlich werden Preise für Maas und sein Team von Open Data City vor allem dann, wenn es um die gute Sache geht – Projekte, die die Demokratie stärken oder den Umweltschutz.

Maas ist Mitbegründer dieser Agentur. Sie spiegelt nicht nur seine journalistische Einstellung wieder, sondern ermöglicht ihm auch im Kleinen, seine Ideale zu verwirklichen. Als „saubere kleine Firma“, beschreibt Maas Open Data City. Zum „sauber sein“ gehören die Nutzung von Ökostrom, bezahlte Praktikanten und eine Bank die keine Hedge-Fond-Anlageformen unterstützt. Das Konzept soll auch seinen Mitgliedern die bestmöglichen Arbeitsbedingungen schaffen. Ein Ziel ist es, eine Balance zwischen Projekten für die Agentur und Privatleben zu finden. Dazu orientiert sich Open Data City am Konzept von Google: „Wir arbeiten vier Tage für die Agentur und haben einen Tag, um etwas eigenes zu schaffen“, erklärt Maas. Bei Open Data City arbeiten neben Journalisten auch Softwareentwickler und Visualisierer. Und die sollen nicht nur arbeiten, sondern sie sollen sich auch weiterentwickeln. Hier scheint alles bis ins Detail durchdacht. Und wer mit Marco Maas spricht, merkt schnell, dass er voll hinter dem steht was er tut.

Maas Karriere startete wie bei den meisten Journalisten in einer Lokalredaktion. Damals ging er noch zur Schule. In der Computer AG machte er erste Bekanntschaft mit dem Internet – damals noch eine Neuheit. „Wir mussten uns alles, was wir für die AG brauchten, selbst verdienen“, erzählt Maas. So fing er schon früh damit an, Websites zu gestalten und machte erste Erfahrungen mit html und Quellcodes – für ihn gleich „ein spannender Weg um Inhalte zu transportieren“.

Vor seinem Studium machte er dann ein Praktikum beim NDR: In seiner Bewerbung gab er an, dass er unbedingt in die Online-Redaktion wolle. Doch die gab es im Jahr 1999 noch gar nicht – jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne. Online hieß damals noch, dass ein Haufen Sekretärinnen die Inhalte mittels copy and paste eins zu eins auf eine Webseite hochlud. Maas schreckte das nicht ab. Sein Vorteil – denn kurz darauf erfuhr das Internet einen ersten großen Aufschwung. Statt ins geplante Studium der Medientechnik verschlug es ihn daher zunächst längere Zeit zum NDR, der froh über seine Vorliebe fürs Internet war. Zwei Jahre lang übernahm er die Schwangerschaftsvertretung einer Kollegin. Beim NDR war er die Schnittstelle zwischen Internet und Journalismus – zwischen Daten und Geschichten. Eine Erfahrung die den Datenjournalismus für ihn bis heute ausmacht.

Als Marco Maas einige Jahre später Lorenz Matzat traf – inzwischen hatte er sein Studium abgeschlossen – entdeckte er mit ihm einen Gleichgesinnten. Vor allem in einem Punkt waren beide sich einig: Daten werden immer wichtiger! Als Ergebnis dieser Erkenntnis gründeten sie Open Data City, seit 2010 ist Maas dort Geschäftsführer.

Neben Journalisten wendeten sich nach einer Weile auch immer mehr Unternehmen an die Agentur, die Interesse an der Visualisierung und Auswertung ihrer Daten hatte. Um das vom Journalismus zu trennen, gründete das Team von Open Data City die „Datenfreunde“. Einer der ersten kommerziellen Kunden jenseits des Journalismus war der Internet-Provider 1&1: Für diesen wurde visualisiert, wer sich wo und wie lange ins Netz einloggt.

Auch bei solchen Aufgaben versucht Maas seinen Idealen treu zu bleiben: Würden die Atomlobby oder gar ein Rüstungsunternehmen an die Tür klopfen, würde die Tür gar nicht erst geöffnet. Unterstützt werden dagegen NGO´s wie Greenpeace. Und aus solchen kommerziellen Projekten könne oft auch wieder etwas Journalistisches entstehen, erklärt Maas: Denn manche Daten die hier zur Verfügung gestellt werden, seien auch relevant für die Öffentlichkeit.

Wo Daten für journalistische Zwecke genutzt werden, sieht Maas allerdings auch Risiken: „Wenn PR und öffentliche Firmen dahinter kommen, dass man mit guten Datenvisualisierungen die journalistisch aufbereitet sind, auch sehr einfach Meinungen beeinflussen kann, kann es gefährlich werden.“ Eine Grenze für seine eigene Arbeit zieht Maas, wenn persönliche Daten betroffen sind. Dabei folgt er wie seine Mitstreiter bei Open Data City einem Grundsatz des Chaos Computer Clubs: Öffentliche Daten nutzen, private Daten schützen.