Fachtag Scoopcamp

Keynote von Pulitzer-Preisträger Alan Rusbridger.

Über welche Formate, Kanäle und Inhalte erreichen seriöse Nachrichten junge Menschen? Wie können Medienschaffende Jugendliche für Nachrichten begeistern? Und wie lässt sich das Verständnis von Journalismus der Generation Z verbessern? Um diese und weitere Fragen ging es beim Fachtag Nachrichtenkompetenz, den nr gemeinsam mit nextMedia.Hamburg und dem Amt Medien der Stadt Hamburg im Rahmen des diesjährigen Scoopcamps veranstaltete. Hier geht es zum Stream der Veranstaltung am 15. September.

Eröffnet wurde die Konferenz durch Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien, und Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe. „Nachrichtenkompetenz ist mehr als ein Schlagwort im Bildungsdiskurs. Sie ist gleichermaßen für die informierte Öffentlichkeit und die Medienbranche von fundamentaler Bedeutung. Denn wer den Wert seriöser Nachrichten nicht erkennen kann, wird auch nicht bereit sein, dafür zu bezahlen“, so Brosda. Funke-Verlegerin Becker bezeichnete die Aufgabe, junge Menschen zu erreichen, als „die größte Herausforderung, die die Verlage in den kommenden Jahrzehnten beschäftigen wird“. Becker sagte: „Wir müssen nachhaltig darüber nachdenken, wo unsere zukünftigen Zielgruppen unterwegs sind, und wir müssen sie dort ansprechen und nicht nur über sie sprechen.“

„Why should they believe us?“ lautete der provokante Titel der Keynote von Pulitzer-Preisträger Alan Rusbridger. „Jede Generation ist anders, aber die Generation Z scheint besonders anders zu sein“, so der ehemalige Guardian-Chefredakteur. Aufgewachsen mit 9/11, Finanzkrise, Klimakrise und Coronakrise seien die „born digitals“ von Unsicherheit geprägt und hätten nur wenig Vertrauen in die etablierten Institutionen. Die klassischen Medien unterschätzten, wie sehr auch ihnen als Teil der herrschenden Eliten misstraut werde, warnte Rusbridger und forderte alle Medienschaffenden auf: „Try to get inside the mind of generation Z!“

Wie das gelingen kann, diskutierten Isabell Beer (funk), Annelie Naumann (ZDF Magazin Royale), Achim Pollmeier (ARD-Magazin Monitor) und Steffen P. Walz (Game-Designer) auf dem Panel „Tagesschau statt Fortnite – Wie erreicht seriöser Journalismus das junge Publikum?“. Beer plädierte dafür, die eigene Rolle als Journalistin neu zu denken. Durch mehr Nahbarkeit und direkte Einblicke in die eigene Arbeitsweise könnten Journalistinnen und Journalisten Vertrauen schaffen und nebenbei sogar die Medienkompetenz ihres Publikums verbessern. Kritik übte Beer an der Journalistenausbildung, die dafür sorgt, dass Berufseinsteiger zu Beginn ihrer Laufbahn eigentlich schon zu alt seien, um die jungen Zielgruppen zu verstehen. Ihre Empfehlung an die traditionellen Medien: „Holt junge Leute, die selbst schon im Netz erfolgreich sind, ins Team.“

Die Rolle von Influencer*innen und deren Einfluss auf die Meinungsbildung junger Menschen war Thema des Panels „Frenemies der demokratischen Öffentlichkeit?“. Der YouTuber und Journalist Mirko Drotschmann („MrWissen2go“, funk), die Autorin Nena Schink, der YouTuber und Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt („Filmanalyse“) und Zeit Online-Chefredakteur Jochen Wegner diskutierten darüber, was Influencer und Journalistinnen voneinander trennt und was sie verbindet. Das Fazit: Eine klare Abgrenzung ist schwierig, die Schnittmengen werden eher größer und beide Gruppen können durchaus voneinander lernen – etwa was die Ansprache eines jüngeren Publikums angeht.

Aber „Was will die Generation Z?“ denn nun wirklich? Darüber diskutierten Etienne Gardé, Mitgrübnder der Rocket Beans TV, Hüdaverdi Güngör, Redaktionsleiter von Salon5, der Jugendredaktion von CORRECTIV, Jan Müller von Snap Inc. und Lucie Pankonin aus dem Projekt #UseTheNews beim Abschlusspanel des Fachtags. Das Ergebnis der Runde: Inhalte, die einen engen Bezug zur Lebenswirklichkeit junger Menschen haben, haben in der Aufmerksamkeitsökonomie die besten Chancen, diese auch wirklich zu erreichen.

Ermöglicht wurde der Fachtag durch die Unterstützung der Schöpflin Stiftung und der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.