Fakten statt Floskeln!
Ob zweistündiges Gespräch oder kurzes Intermezzo in einer Magazinsendung – hartnäckige Interviews gehören zum journalistischen Handwerkszeug. So kann’s gelingen. Von Britt-Marie Lakämper, JONA KAS
Eine ausgefeilte Interviewtechnik gehört zum festen Repertoire eines Journalisten. Armin Wolf (ORF „ZIB2“), Friedrich Küppersbusch (probono Fernsehproduktion), Ingo Zamperoni (ARD Tagesthemen) und Klaus Brinkbäumer (Der Spiegel) führen seit Jahren Interviews. Anja Reschke (NDR) diskutierte mit Kollegen auf der nr-Jahreskonferenz, was für sie zum Grundgerüst gehört.
Vorbereitung ist das A und O
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Ohne detailliertes Wissen zu Person oder Sachverhalt werden wenig neue Erkenntnisse zum Vorschein gebracht. Deshalb „Lesen, lesen, lesen“, wie Klaus Brinkbäumer sagt. Und Armin Wolf ergänzt: „Wenn Lesen nicht mehr reicht, dann greift man zum Telefon.“
Gesprächsbereitschaft herstellen
Kontroverse Interviews können nur entstehen, wenn das Gegenüber reden will. Wer sich vornimmt den Interviewten zu diskreditieren, könne keine fruchtbare Konversation erwarten. „Nicht zerlegen, sondern konfrontieren“, meint Friedrich Küppersbusch.
Sympathie des Publikums gewinnen
Als Sprachrohr des Publikums zu wirken, wecke ein Gefühl der Verbundenheit, findet Armin Wolf. Der Zuschauer sollte das Gefühl haben, dass der Journalist die Fragen stellt, die ihn brennend interessieren.
Sich des Rahmens bewusst sein
Ob offiziell oder inoffiziell, Studiogespräch, Live-Schalte oder Aufzeichnung: Das Wo und Wie macht einen gewaltigen Unterschied, erzählen die Medienkollegen aus Print und Fernsehen.
Seine Rolle kennen
Egal, wer einem gegenüber sitzt: Bewunderndes Heraufschauen ist unangebracht. „Respekt und Höflichkeit sollte man immer wahren“, so Armin Wolf, „aber Ehrfurcht sollte man nicht haben“.
Das Ziel im Auge behalten
Besonders bei kurzen Interviews, aber auch bei überlangen, sollte der Fragensteller nicht vergessen, welche Informationen er eigentlich erhalten will. „Gerade, wenn sich die Richtung ändert oder die Zeit davonläuft, hilft es, das Informationsziel vor Augen zu haben“, sagt Ingo Zamperoni.
Das Problem mit dem Autorisieren
Dass es bei deutschen Politikern kein Interview ohne Autorisierung mehr gibt, sei ärgerlich, sind sich die Diskutanten einig. Manchmal lässt sich damit leben, bisweilen „killen“ Änderungen und Anmerkungen aber das Interview. Und das müssten Journalisten eben auch einsehen und zur Not ein Interview nicht veröffentlichen, meint Klaus Brinkbäumer.
Britt-Marie Lakämper auf Twitter: @brittmariela