Gülen-​Bewe­gung: Wie recher­chieren, wenn keiner reden will?

ver­öf­fent­licht von Gast­bei­trag | 4. Juli 2014 | Lese­zeit ca. 3 Min.

Panel „Gülen und die Medien – Mit Shit­s­torms und Seil­schaften gegen kri­ti­sche Jour­na­listen” mit Cor­nelia Uebel, Mode­rator Steffen Grim­berg und Volker Sie­fert (v.l.n.r., Foto: Wulf Roh­wedder)

Die reli­giös aus­ge­rich­tete Fethullah-​Gülen-​Bewe­gung, die unter anderem eigene Schulen unter­hält, klinge doch eigent­lich ganz harmlos, eher liberal, sagt ein Mann im Publikum. Warum sich die Doku­men­tar­fil­merin Cor­nelia Uebel und der Redak­teur Volker Sie­fert vom Hes­si­schen Rund­funk aus­ge­rechnet auf dieses Thema gestürzt hätten?

Die beiden Jour­na­listen sitzen in einer Gesprächs­runde mit dem Titel „Gülen und die Medien“. Cor­nelia Uebel ant­wortet: Die Gülen-​Bewe­gung, die nach außen einen mode­raten Ein­druck mache, sei intrans­pa­rent. „Bei einem katho­li­schen Kin­der­garten steht im Namen oder in einer Unter­zeile, dass er katho­lisch ist, und ich weiß, welche Werte dort ver­mit­telt werden. Die Gülen-​Schulen ver­su­chen zu ver­schleiern, dass sie mit der Bewe­gung zu tun haben.“ Das habe sie neu­gierig gemacht, denn immerhin seien es Kinder und Jugend­liche der Bun­des­re­pu­blik, die diese Schulen besuchten. Eigent­lich wollte sie also nur wissen, was dort über­haupt geschehe. Mitt­ler­weile beschäf­tigt sich die Jour­na­listin seit zwei Jahren mit dem Thema.

Auch für Volker Sie­fert ist die Orga­ni­sa­tion ein Spe­zi­al­ge­biet, seit er 2012 auf die deutsch-​tür­ki­sche Kul­tur­olym­piade in Frank­furt stieß. Diese, so fand er heraus, wurde von der Gülen-​Bewe­gung orga­ni­siert, was aller­dings nicht deut­lich gemacht wurde. Als der Hes­si­sche Rund­funk einen ent­spre­chenden Bei­trag ver­öf­fent­lichte, ging „über alle Kanäle“ ein Shit­s­torm über den Sender und Sie­fert nieder. Der Jour­na­list nahm es gelassen – „für den Sender war das wohl schlimmer als für mich“. Und er nahm dies zum Anlass, sich weiter mit der Grup­pie­rung aus­ein­an­der­zu­setzen. „Ich hab dann gesehen, die scheinen ver­netzt zu sein, und das hat mich noch mehr moti­viert.“

Beide Jour­na­listen erzählen von Schwie­rig­keiten bei der Recherche: Wer mit ihnen redete, wollte nicht zitiert werden, vor die Kamera wollte sowieso keiner. Die Schwie­rig­keiten bei der Recherche hätten die beiden aber noch mehr ange­spornt, der Sache weiter nach­zu­gehen.

2013 sen­dete die ARD Uebels Doku­men­ta­tion „Der lange Arm des Imam“. Doch ein erster Termin zur Aus­strah­lung wurde ver­schoben. Ein Zei­chen des großen Ein­flusses der Gülen-​Leute? Uebel ver­neint. Der Termin sei ver­früht publi­ziert worden – die erste Abnahme der Pro­duk­tion habe aber noch einige Ände­rungen nach sich gezogen. Der Film sei schlicht noch nicht fertig gewesen, des­halb sei der Termin ver­schoben worden. Die Bewe­gung habe aller­dings erfolg­reich das Gerücht gestreut, die Aus­strah­lung sei auf ihr Wirken hin abge­sagt worden.

 

Anmer­kung – wir wurden von Cor­nelia Uebel auf fol­gende Kor­rek­turen hin­ge­wiesen:

Das Gerücht, dass die Fethullah-​Gülen-​Bewe­gung auch in Deutsch­land so ein­fluss­reich ist, dass sie die Aus­strah­lung einer WDR-​Doku­men­ta­tion ver­hin­dern kann, kam NICHT aus den Reihen der Bewe­gung. Diese Unter­stel­lung wurde von den GEG­NERN der Fethullah Gülen-​Bewe­gung in die Welt gesetzt.

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