Panel „Gülen und die Medien – Mit Shitstorms und Seilschaften gegen kritische Journalisten” mit Cornelia Uebel, Moderator Steffen Grimberg und Volker Siefert (v.l.n.r., Foto: Wulf Rohwedder)

Die religiös ausgerichtete Fethullah-Gülen-Bewegung, die unter anderem eigene Schulen unterhält, klinge doch eigentlich ganz harmlos, eher liberal, sagt ein Mann im Publikum. Warum sich die Dokumentarfilmerin Cornelia Uebel und der Redakteur Volker Siefert vom Hessischen Rundfunk ausgerechnet auf dieses Thema gestürzt hätten?

Die beiden Journalisten sitzen in einer Gesprächsrunde mit dem Titel “Gülen und die Medien”. Cornelia Uebel antwortet: Die Gülen-Bewegung, die nach außen einen moderaten Eindruck mache, sei intransparent. “Bei einem katholischen Kindergarten steht im Namen oder in einer Unterzeile, dass er katholisch ist, und ich weiß, welche Werte dort vermittelt werden. Die Gülen-Schulen versuchen zu verschleiern, dass sie mit der Bewegung zu tun haben.” Das habe sie neugierig gemacht, denn immerhin seien es Kinder und Jugendliche der Bundesrepublik, die diese Schulen besuchten. Eigentlich wollte sie also nur wissen, was dort überhaupt geschehe. Mittlerweile beschäftigt sich die Journalistin seit zwei Jahren mit dem Thema.

Auch für Volker Siefert ist die Organisation ein Spezialgebiet, seit er 2012 auf die deutsch-türkische Kulturolympiade in Frankfurt stieß. Diese, so fand er heraus, wurde von der Gülen-Bewegung organisiert, was allerdings nicht deutlich gemacht wurde. Als der Hessische Rundfunk einen entsprechenden Beitrag veröffentlichte, ging “über alle Kanäle” ein Shitstorm über den Sender und Siefert nieder. Der Journalist nahm es gelassen – “für den Sender war das wohl schlimmer als für mich”. Und er nahm dies zum Anlass, sich weiter mit der Gruppierung auseinanderzusetzen. “Ich hab dann gesehen, die scheinen vernetzt zu sein, und das hat mich noch mehr motiviert.”

Beide Journalisten erzählen von Schwierigkeiten bei der Recherche: Wer mit ihnen redete, wollte nicht zitiert werden, vor die Kamera wollte sowieso keiner. Die Schwierigkeiten bei der Recherche hätten die beiden aber noch mehr angespornt, der Sache weiter nachzugehen.

2013 sendete die ARD Uebels Dokumentation “Der lange Arm des Imam”. Doch ein erster Termin zur Ausstrahlung wurde verschoben. Ein Zeichen des großen Einflusses der Gülen-Leute? Uebel verneint. Der Termin sei verfrüht publiziert worden – die erste Abnahme der Produktion habe aber noch einige Änderungen nach sich gezogen. Der Film sei schlicht noch nicht fertig gewesen, deshalb sei der Termin verschoben worden. Die Bewegung habe allerdings erfolgreich das Gerücht gestreut, die Ausstrahlung sei auf ihr Wirken hin abgesagt worden.

 

Anmerkung – wir wurden von Cornelia Uebel auf folgende Korrekturen hingewiesen:

Das Gerücht, dass die Fethullah-Gülen-Bewegung auch in Deutschland so einflussreich ist, dass sie die Ausstrahlung einer WDR-Dokumentation verhindern kann, kam NICHT aus den Reihen der Bewegung. Diese Unterstellung wurde von den GEGNERN der Fethullah Gülen-Bewegung in die Welt gesetzt.