Panel „Lasst uns über Geld reden – Neue Modelle für Freie im Ausland“ mit Sonja Volkmann-Schluck, Sandra Zistl, Birgit Svensson, Ulrich Krökel und Moderatorin Gemma Pörzgen (v.l.n.r., Foto: Benjamin Richter)

Es ist hart, als freier Auslandsjournalist von der Arbeit leben zu können. Im Panel „Lasst uns über Geld reden – Neue Modelle für Freie im Ausland“ diskutierten freie Reporter und Gründer zum Thema. Klar wurde dabei: Nicht jedes Modell kommt bei jedem gut an.

Falls noch jemand im Raum Illusionen gehabt haben sollte – Ulrich Krökel räumte sie aus dem Weg. „Dass es bei mir klappt, ist ein glücklicher Einzelfall“, stellte der Journalist klar, der seit vier Jahren in Warschau als freier Osteuropa-Korrespondent arbeitet. Krökel hat einen großen Pool an Redaktionen, die seine Artikel regelmäßig kaufen, darunter Zeit Online, Spiegel Online und etwa 20 Regionalzeitungen. Als er nach Warschau kam, war Staatspräsident Lech Kaczynski gerade bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen – ein tragisches Unglück, das sich für Krökel zynischerweise als berufliches Glück herausstellte: Die Folgeberichterstattung erleichterte ihm den Einstieg.

Dass die Realität meist anders aussieht, weiß Birgit Svensson. Die freie Korrespondentin berichtete vor zehn Jahren vom Irak-Krieg und anschließend über die Unruhen im Land. Als es dort ruhiger wurde, gingen auch die Aufträge zurück. „So ist das in unserer westlichen Medienwelt“, kritisiert Svensson. Im vergangenen Jahr wollte ihr Haupt-Auftraggeber „Die Welt“ den Standort Bagdad schließen. Svensson konnte von den wenigen Aufträgen kaum noch leben und bekam Depressionen. Dann kamen die neuen Unruhen im Irak und – wieder wird es zynisch – Svenssons Existenz in Bagdad scheint erst einmal gesichert.

Auf lange Sicht jedoch werde man als Freier im Ausland vom Journalismus allein kaum leben können, ist die Journalistin überzeugt. Sie empfiehlt anderen freien Korrespondenten, „ihre Expertise breiter zu vermarkten“, zum Beispiel Vorträge zu halten oder als Dozent Seminare anzubieten. Korrespondent Krökel empfiehlt, den Redaktionen passgenau das anzubieten, was sie wirklich bräuchten: „abends zu einem heißen, aktuellen Thema noch einen Kommentar und für die Regionalzeitung keine 15000-Zeichen-Edelfeder-Geschichten.“

Neben der Frage, wie man als Freier Geld verdienen kann, stand beim Forum aber auch noch der Aspekt im Fokus, wie sich Auslandskorrespondenten optimal vernetzen können – und dabei auch finanziell das Beste für sich herausholen. In den vergangenen Jahren sind immer mehr Plattformen für Auslandsreporter entstanden. Dazu zählen die Weltreporter, denen Birgit Svensson angehört, aber auch n-ost und seit kurzem die Hostwriter.

Sonja Volkmann-Schluck ist Redakteurin beim gemeinnützigen Netzwerk n-ost, das Osteuropa-Experten aus verschiedenen Nationen zusammenbringt und über einen eigenen Artikeldienst Texte der Autoren weiterverkauft. Das Zeilengeld beträgt einen Euro – für Regionalzeitungen ein ordentlicher Wert, wie Volkmann-Schluck betont, trotzdem wenig Geld, wie eine Zuhörerin aus dem Publikum kritisch anmerkt.

Auf ein geteiltes Echo stößt auch das Konzept der Hostwriter von Sandra Zistl. Die Plattform will ermöglichen, dass sich Korrespondenten aus aller Welt für einzelne Geschichten gegenseitig austauschen und von der Expertise und der Ortskenntnis der anderen profitieren. Idealerweise sollen so cross-border-Geschichten entstehen, welche die Autoren den Medien exklusiv anbieten können. Während Ulrich Krökel das für eine „gute Sache“ hält, ist Svensson Gegnerin der Hostwriter. Sie sieht in dem Portal die Gefahr, Fallschirm-Journalismus zu fördern. Es sei hart, sich im Ausland Kontakte aufzubauen. „Da möchte ich niemanden auf meiner Couch haben, der unerfahren ist und das ausnutzt“, sagt sie.