Kateryna Kapliuk (Foto: Wulf Rohwedder)

Als die Bürger Kiews zum ersten mal das Luxusanwesen ihres geflohenen Staatschefs Yanukovych besuchten, fanden Sie tausende brisante Dokumente. Die Aktenordner waren jedoch schwer beschädigt, offensichtlich sollten sie kurz vor der Flucht vernichtet werden. In mühevoller Kleinarbeit restaurierte Kateryna Kapliuk mit dutzenden Freiwilligen knapp 25.000 Dokumente. Damit ist die Arbeit von „YanukovychLeaks“ aber noch längst nicht vorbei.

Frau Kapliuk, wann haben Sie zum ersten Mal von Yanukovychs Dokumenten gehört?

Das war am ersten Tag, an dem die Tür zu Yanukovychs Residenz offen war. Also Ende Februar. Ich habe sofort beschlossen, dort hin zu gehen.

Wie lange hat die Aufbereitung der Dokumente gedauert?

Insgesamt hat das sieben Tage gedauert. In verschiedenen Schichten haben rund 100 Freiwillige an den Dokumenten gearbeitet. Der Kern, die eigentlichen Journalisten hinter dem Projekt YanukovychLeaks, besteht aber nur aus zehn, elf Personen.

Was sind das für Menschen, die ihre Freizeit opfern, um tausende Dokumente zu sichten?

Das waren absolut unterschiedliche Leute, was seltsam für mich war. Auch Unternehmer und Kämpfer kamen und haben ihre eigenen Scanner mitgebracht. Es waren auch ältere Menschen dabei, mit viel Zeit, aber auch Aktivisten, die für Bürgerrechtsbewegungen arbeiten. Manche haben nur am Wochenende gearbeitet oder auch Abends, aber alle haben uns wirklich geholfen. Doch in einem waren wir uns alle einig: Wir wollten, dass die Ukraine die Fakten erfährt.

Welche Art Dokumente haben Sie und Ihr Team gefunden?

Wir haben viele Papiere zu Yanukovychs Immobilien gefunden. Wir haben Informationen über Gebäude in Kiew gefunden, seine Freunde, aber auch über Firmen und Banken. Außerdem waren viele Verträge dabei, zum Beispiel Informationen über sein Vermögen, was uns sehr verwundert hat. Es waren auch jede Menge gefälschte Verträge dabei, mit denen er Millionen von Euro abgezweigt hat.

Welche Reaktionen haben Sie aus der ukrainischen Bevölkerung erhalten?

Sie waren beeindruckt zu erfahren, wie Yanukovych wirklich gelebt hat und wie teuer seine Residenz tatsächlich war. Das war wirklich beeindruckend für die Menschen aus der Ukraine. Nachdem wir unsere Ergebnisse veröffentlicht hatten, wurden sogar erste strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet.

Sie haben bislang knapp 25.000 Dokumente eingescannt. Wie geht es jetzt mit Yanukovy Leaks weiter?

Der erste Teil ist abgeschlossen. Jetzt untersuchen wir die Informationen, die in den Dokumenten sind. Wir haben bereits viel über Yanukovych gefunden, aber auch über seine Freunde, Minister, Politiker und so weiter. Außerdem möchten die Sache größer machen. Sie soll sich nicht mehr nur um Yanukovych drehen, sondern auch andere korrupte Offizielle, die zum Beispiel in Geldwäsche verstrickt sind.