Die sanktionierte Yacht des russischen Billionärs Alisher Usmanov. ©Shutterstock.com/ M J W

Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ist das Interesse daran, was in Moskau passiert, stark gestiegen. Vor diesem Hintergrund hat GIJN eine Art Starter-Toolkit zusammengestellt, das Journalist:innen dabei unterstützen soll, russische Vermögenswerte sowie die von russischer Seite ausgeübte politische Einflussnahme und Desinformation in ihren Ländern aufzudecken. Von den Flugzeugen der Oligarchen bis hin zu Sanktionstrackern findet ihr hier mehr als 30 hilfreiche Internetseiten. Außerdem nennen wir einige der besten uns bekannten Instrumente, um das aktuelle Geschehen im russischen Krieg gegen die Ukraine zu verfolgen. Es handelt sich hierbei um keine abschließende Aufstellung. Für Hinweise und Ergänzungen sind wir dankbar.

Hinweis: Viele der unten aufgeführten Datenbanken enthalten unbearbeitete oder ungeprüfte Datensätze. Wie bei jeder Recherche oder Berichterstattung, sollten die Informationen aus diesen Quellen überprüft und gegengeprüft werden.

Finanzen und Oligarchen

Russian Assets Tracker: Zwei Dutzend Medienhäuser haben sich für den Russian Asset Tracker zusammengeschlossen: Ein Projekt, „um das riesige Vermögen von Oligarchen und Schlüsselfiguren, die dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahe stehen, außerhalb Russlands aufzuspüren und zu katalogisieren.“

Oligarchen— The Navalny List: The Navalny List war ursprünglich eine Liste russischer Oligarchen und führender Offizieller, gegen die aufgrund ihrer herausragenden Rolle bei der Vergiftung des Dissidenten Alexej Nawalny Sanktionen empfohlen wurden. Seitdem wurde die Liste erweitert. Es heißt, sie enthalte „die wichtigsten Kriegstreiber, gegen die in erster Linie Sanktionen verhängt werden sollten.“

Oligarchen– Who’s Who: Ein guter Ausgangspunkt, um sich einen Überblick über russische Milliardäre zu verschaffen, ist Forbes. Die alljährlich von dem Businessmagazin veröffentlichte Liste der Reichsten Menschen der Welt verzeichnet 15 Russen in ihren Top 200. Hier ein Blick auf 20 sanktionierte Oligarchen und eine Übersicht über ihre Villen und Anwesen.

Oligarchen— Spenden: Ein Bericht des Anti-Corruption Data Collective (ACDC) aus dem Jahr 2020 dokumentiert Spenden im Umfang von rund 400 Millionen US-Dollar, die von postsowjetischen Oligarchen zur politischen Einflussnahme an mehr als 200 führende Non-Profit-Organisationen in den USA flossen, von Think Tanks und Museen bis hin zu Universitäten.

Sanktions-Blacklists: Die Sanktionslisten-Suche des US Office of Foreign Assets Control führt Terroristen, Kriminelle und Kriegsverbrecher auf, die auf einer offiziellen US-Sanktionsliste stehen.

Sanktions-Tracker: Dieser Tracker bietet eine Live-Aufstellung der weltweiten Sanktionen gegen Russland; erstellt von unserem deutschen GIJN-Mitglied Correctiv. Er lässt sich nach Ländern, Unternehmen und Einzelpersonen durchsuchen.

Unternehmensboykotte: Das Yale Chief Executive Leadership Institute listet mehr als 300 Unternehmen, die ihre Geschäftsbeziehungen zu Russland ausgesetzt oder beendet haben — und zeigt auf, welche dies nicht getan haben. Dieser Twitter Thread verfolgt ebenfalls, welche Unternehmen Maßnahmen ergreifen.

Flugverkehr: Der von einem Student der University of Central Florida begonnene Account @RUOligarchJets auf Twitter trackt Flüge weltweit. Nähere Informationen auch im GIJN-Leitfaden Planespotting: A Guide to Tracking Aircraft Around the World.
Update: Der Account wurde im Dezember 2022 von Twitter gelöscht.

Schiffsverkehr: Hilfreiche Informationen zum Tracking russischer Schiffe finden Sie in dem GIJN-Leitfaden Tracking Ships at Sea.

Flugzeuge und Schiffe: Die russische Non-Profit Anti-Korruptions-Stiftung FBK nutzte die Datenbanken von MarineTraffic und FlightRadar, um eine Superyacht ausfindig zu machen. Ein Vertrauter Putins versuchte sein Besitz und sein Geschenk an seine Geliebte zu verschleiern. Über die Suche nach Schiffen, die innerhalb von 24 Stunden nach der Ankunft von Privatjets von Häfen ablegten, die in der Nähe des Flughafens waren sowie mit Fotos aus den Social-Media Stories der Geliebten gelang es ihnen, die Identität des Schiffes zu bestätigen.

Personen von Interesse: Die Aleph Datenbank – betrieben vom Organized Crime and Corruption Reporting Project – ist ein umfangreiches öffentliches Archiv mit Regierungsaufzeichnungen und offenen Datenbanken über Personen von Interesse, Unternehmen, Finanztransaktionen und mehr.

Personen von Interesse (Russland und Belarus): rupep.org bezeichnet sich als „öffentliche Datenbank über politisch exponierte Personen in Russland und Weißrussland“ mit Daten zu mehr als 14.000 Personen. Die Datenbank ist auf Englisch und Russisch verfügbar und ein Projekt des Anticorruption Action Centre.

Unternehmensregistrierungen: Open Corporates bezeichnet sich als die größte offene Unternehmensdatenbank der Welt — und bietet freien Zugang für Journalist:innen.

Offshore Holdings: Von Oligarchen bis hin zu Putins innerem Zirkel kannst Du in der Offshore Leaks Database des International Consortium of Investigative Journalists mehr als 800.000 Offshore-Unternehmen, Stiftungen und Treuhandgesellschaften finden.

Ukraine Company Listings: YouControl ist ein Datenbanksystem, das Dossiers für vier Millionen Unternehmen und Einzelunternehmen in der Ukraine generiert, basierend auf Open Data.

More Asset Tracking: ruassets.com ist ein Tool des ukrainischen Unternehmens YouControl, das auf Datenbanken aus Russland, Weißrussland, Kasachstan, der Ukraine und Europa zugreift, diese analysiert und mit Sanktionslisten abgleicht. Das Tool ist für Medienschaffende kostenlos.

Importe/Exporte: Die UN Comtrade Database bietet Daten über Importe und Exporte nach Ländern und Gütern. Finde heraus, was Russland in deinem Land ein- und an dein Land verkauft, einschließlich Waffen und Technologie.

Desinformation und Fakten-Check

#UkraineFacts: Das International Fact-Checking Network hat die globale Kooperationsplattform #UkraineFacts ins Leben gerufen, um Propaganda, Desinformation und Fehlinformationen über die russische Invasion in der Ukraine aufzudecken.

Ukrainefacts.org zeigen auf, wo Fake News und Desinformation über die Invasion der Ukraine verbreitet werden.

Russia-Ukraine Disinformation Sites: NewsGuard ist eine Seite, die Online-News und Informationen einem „Trust-Rating“ unterzieht. Mit ihrem Tracking Center verfolgt sie über 150 Desinformationsseite aus Russland. Außerdem empfehlenswert: Das Russia-Ukraine ConflictMisinfo Dashboard vom Social Media Lab der Ted Rogers School of Management in Toronto. Das Tool ist auf English, Russisch und Ukranisch verfügbar.

Die Säulen russischer Desinformation: Dieser 77-seitige Bericht des US-Außenministeriums aus dem Jahr 2020, Pillars of of Russia’s Disinformation and Propaganda Ecosystem, ist einen Blick wert.

Digging Out the Roots of Disinformation: Ein GIJN-Leitfaden von zwei Top-Journalist:innen zum Thema Desinformation, der Hinweise gibt, wie die Urheber einer Propagandakampagne ausfindig gemacht werden können. Der 77-seitige Bericht Pillars of Russia’s Disinformation and Propaganda Ecosystem (Pfeiler des russischen Desinformations- und Propaganda-Ökosystems) des US-Außenministeriums lohnt sich ebenfalls.

Suche auf Telegram: Der in Russland entwickelte Messengerdienst Telegram hat sich zu einer der zentralen Plattformen für antidemokratische Gruppen weltweit entwickelt, darunter auch kremltreue Propagandisten. Suche auf Google mithilfe des Befehls Site:t.me, gefolgt von einem Leerzeichen und deinen Keywords nach den Ursprüngen von Desinformation und Konversationen über den Krieg – und analysiere die Kanäle, die du über tgstat.com finden kannst.

Russische Einmischung in Angelegenheiten anderer Länder

Tracking russischer Spione: Du hast einen Namen, den du überprüfen willst? Nutze Telegram Digging Bots wie Eye of God und QuickOsintBot, Gesichtsvergleichstools wie Azure und geleakte Personendatenbanken wie Cronos, die für die Suche nach russischen Staatsangehörigen sehr effektiv sind. Darüber findest du eine Reihe potenziell hilfreicher russischer Schwarzmarkt-Datenbanken – sowie eine Diskussion über ethische Fragen in Bezug auf deren Nutzung – in dieser GIJN-Story über die Online-Tools, die die Aufdeckung der Hintergründe zur Vergiftung Nawalnys ermöglichten.

Interference Tracker: Seit 2000 listete der Authoritarian Interference Tracker 442 Vorfälle illegaler russischer Wahlkampffinanzierung, Cyberangriffe und Fehlinformationskampagnen auf. Der Tracker wurder erstellt von der Alliance for Securing Democracy.

Wahlbeeinflussung: Dieser wissenschaftliche Artikel enthält eine Datensammlung über russische Wahlbeeinflussung bei 27 Wahlen in 16 Ländern zwischen 1991 und 2017.

Politische Einflussnahme: Eine Untersuchung des US-Senats über politische Einflussnahme durch Russland nennt Fälle in 19 europäischen Ländern.

Söldner: Die französische Website All Eyes on Wagner verfolgt und untersucht die internationalen Aktivitäten der russischen privaten Sicherheitskräfte The Wagner Group.

Krieg in der Ukraine

Karte – Truppenbewegungen, Angriffe: Liveuamap ist eine interaktive Karte mit Links zu Beweisvideos und -fotos zu militärischen Bewegungen, Angriffen und anderen Ereignissen.

Karte – Bedeutende Zwischenfälle: Diese crowdgesourcte Karte des Centre for Information Resilience, Bellingcat, Mnemonic, Conflict Intelligence Team und anderen dokumentiert und überprüft bedeutende Zwischenfälle des Konflikts.

Karten – News Media: Lisa Charlotte Muth von Datawrapper verlinkt in einem langen Twitter-Thread Ressourcen und Artikel zum Konflikt aus über 40 Nachrichtenredaktionen, unterlegt mit zahlreichen Karten.

Tracking russischer Militärfahrzeuge: Dieser Leitfaden von Bellingcat trackt mithilfe von Fahrzeugkennzeichen die Bewegungen russischer Militärfahrzeuge.

Tracking russischer Militärflugzeuge: Dieser Flug-Tracker beobachtet Bewegungen russischer Militärflugzeuge.

Identifikation von Soldaten/Offiziellen: Die von Freiwilligen aus mehreren Ländern eingerichtete Plattform InformNapalm identifiziert russische Militärbedienstete und Regierungsvertreter und entlarvt russische Propaganda.

Kriegsverbrechen: Unser Guide umfasst 15 Tipps und Techniken zur Untersuchung von Kriegsverbrechen, von der Überprüfung von Material über die Archivierung von Beweisen bis hin zu Themen wie Informationssicherheit und Schutz vor Traumata.

Leaks über das russische Militär: Rusleaks.info sammelt mehr als ein Dutzend Datensätze mit persönlichen Daten über russische Militärangehörige, mit Tausenden Namen, Adressen, Telefonnummern und mehr. Einige Datensätze stammen von der ukrainischen Regierung.

Kriegsverbrechen auflisten: The Associated Press und FRONTLINE haben War Crimes Watch Ukraine ins Leben gerufen. Damit sammeln und dokumentieren sie Beweise für potenzielle Kriegsverbrechen in der Ukraine wie Angriffe auf Krankenhäuser, Schulen und zivile Einrichtungen. Außerdem unterhält die ukrainische Regierung die Website Russia’s War Crimes.

Angriffe auf Medien: Das ukrainische Institute of Mass Information, eine NGO, die seit 1995 die Medienlandschaft beobachtet, führt eine ständig aktualisierte Chronik der russischen Kriegsverbrechen gegen ukrainische Medien. Bis zum 31. März meldete es fünf getötete Journalist:innen, einen vermissten, sechs entführte und 70 Medienhäuser, die zur Schließung gezwungen wurden. Einen Überblick über die gesamte Region bietet das Kommittee zum Schutz von Journalist:innen Russia-Ukraine Watch.

Quellen finden: Ukrainische Kommunikationsprofis haben einen Freiwilligendienst eingerichtet, um Journalist:innen mit Expert:innen, Reporter:innen und Augenzeug:innen zusammenzubringen und mit Fotos und Videos aus der Ukraine zu versorgen. Sie bieten einen freien Zugang für Nachrichtenmedien an. Der Dienst UABRAVE verbindet englischsprachige ukrainische Zeug:innen mit den Medien weltweit.

Über sexuelle Gewalt berichten: Vergewaltigungen haben verheerende Folgen für die Betroffenen und ihr Umfeld. Das Dart Center hat diesen hervorragenden Leitfaden zusammengestellt, der Journalist:innen bei der Vorbereitung auf Berichterstattung über sexuelle Gewalt in Kriegsgebieten hilft.

Russisches Militär aufspüren: Investigative Journalist:innen von Slidstvo.Info und Aktivist:innen der Anti-Corruption Headquarters haben eine Datenbank angelegt, die knapp 150.000 Personen umfasst, die sich als russische Militärs ausgeben.

Dieser Guide wurde übersetzt von Tanja Felder. Stand: 17.08.2022

Illustrationen: Shutterstock.com / M J W (GIJN), Screenshots der Tools