Die Gewinner:
Medwatch
Fakenews und falsche Berichterstattung schüren nicht nur Hass und Misstrauen – sie können lebensbedrohliche Folgen haben: Wenn Meldungen über „Wundermittel“ im Netz gestreut werden, die angeblich gegen Diabetes, Infektionen oder Rheuma helfen, aber die bestellten Ampullen in Wirklichkeit nur Kochsalzlösung enthalten. Wenn Krebs-Therapien ohne Beweise für ihre Wirksamkeit in den sozialen Medien gefeiert werden. Wenn auf Twitter zu Piercing-Partys gegen Kopfschmerzen eingeladen wird oder Kindern ein ätzendes Chlordioxidgemisch verabreicht wird, weil in einer Elterngruppe stand, dies helfe gegen Autismus – dann sind Fakenews eine Gefahr für die Gesundheit.
Faktenchecker versuchen seit Monaten in Deutschland, sich falschen Meldungen in Politik und Gesellschaft entgegen zu stellen. Im Gesundheitsbereich fehlt ein solcher Check – bisher: Das Team von MedWatch scannt das Netz nach gefährlichen unseriösen Heilsversprechen und informiert die Öffentlichkeit.
Handelt es sich um ein obskures Mittel, das gar nicht helfen kann, sondern nur schadet? Erfahrene Journalisten recherchieren die Strippenzieher hinter den Angeboten und analysieren, was für eine Therapie angeboten wird. Das Watchblog bittet die zuständigen Behörden um Stellungnahmen. Es bereitet Ergebnisse der Recherchen journalistisch auf und dokumentiert sie für die Öffentlichkeit. MedWatch deckt die Muster fragwürdiger Praktiken unseriöser Anbieter in der Gesundheitsbranche auf und macht transparent, inwiefern die zuständigen Behörden tatsächlich tätig werden.
MedWatch steht für geprüfte Gesundheitsnews für alle: Fakten und Informationen statt Verschwörungstheorien und Fakemeldungen.
120minuten
Lang, hintergründig, facettenreich, werbefrei und unabhängig.
Das beschreibt ganz gut, was wir uns in der Redaktion bei 120minuten auf die Fahnen geschrieben haben.
120minuten.net soll die Plattform für lange Texte über Fußball sein. Wir möchten anspruchsvolle, hintergründige Geschichten erzählen, abseits des Medien-Mainstreams, abgekoppelt von der Jagd nach den nächsten “Breaking News” und dem Streben nach Klickzahlen.
Bei uns stehen abwechslungsreiche Beiträge zu Themen mit einer gewissen Halbwertszeit im Mittelpunkt. Die Schwerpunkte liegen dabei auf Zeitgeschichte, Fankultur, Fußball und Gesellschaft, Fußball und Medien oder dem Amateursport. Themen, die ein wenig mehr Raum brauchen als die üblichen Spaltenformate in der Tagespresse.
120minuten ist komplett werbefrei, unsere Autorinnen und Autoren schreiben unabhängig von Verlagsvorgaben, Redaktionsbeschränkungen oder irgendwelchen Zeichenbegrenzungen. Da kann eine Diskussion um Fußball als komplexer Sport oder ein Selbstversuch in Sachen Taktikanalyse schon auch mal mit deutlich mehr als 2.000 Worten daherkommen.
120minuten setzt auf einen kooperativen Ansatz. Wir arbeiten mit Bloggern, Journalisten und Wissenschaftlern zusammen, um neue Perspektiven auf den Sport und seine Bedeutung für unser gesellschaftliches Zusammenleben aufzuzeigen und um Autoren eine unabhängige Plattform zum Publizieren zu bieten.
Zusätzlich zu den langen Texten als unserem “Kerngeschäft” findet man bei 120minuten einen Podcast, in dem wir mit unseren Autorinnen und Autoren über ihre Texte plaudern, ein wöchentliches Kalenderblatt mit Kuriosem, Zeitlosem oder schlichtweg Vergessenem aus der weiten Welt des nationalen und internationalen Fußballs sowie eine kuratierte Linksammlung mit lesenswerten Longform-Beiträgen anderer Medien.
Ihme-Zentrum
Das Ihme-Zentrum in Hannover ist ein Symbol für viele Entwicklungen, die derzeit unsere Städte und Kommunen herausfordern: Gebaut in den 1970er-Jahren als urbaner Traum, wurde ein Drittel der rund 300.000 Quadratmeter durch Spekulation, Staatsversagen, Missmanagement und einer gescheiterten Kommunikation zu einer Ruine. Der Großeigentümer, eine internationale Immobilien-Holding investiert nichts, die Politik hat das Viertel weitestgehend aufgegeben, und die Bewohnerschaft leidet unter dem Verfall, der Hoffnungslosigkeit und der Stigmatisierung. Doch der Brutalismus-Großkomplex mit rund 800 Wohnungen, Arbeitsplätzen für etwa 1.000 Menschen und einem verlassenen Einkaufszentrum mit rund 70.000 Quadratmetern bietet ein riesiges Potenzial für eine kreative und nachhaltige Entwicklung.
Der Nachhaltigkeitsberater und Journalist Constantin Alexander ist 2014 selbst ins Ihme-Zentrum gezogen, um in einer wissenschaftlich-medialen Untersuchung zu analysieren, warum das Quartier einmal gebaut wurde, wieso es so kaputt gegangenen ist und wie eine nachhaltige Disruption gelingt. Um die Ergebnisse seiner Umweltanalyse zu teilen hat er den Blog www.ihmezentrum.org gegründet, auf dem er Hintergrundinfos aus dem Quartier erklärt, Interviews mit der Bewohnerschaft veröffentlicht und Ideen von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Stadtentwicklung, Bauingenieurwesen, Wirtschaft, Kultur und Kunst vorstellt, wie das Ihme-Zentrum zu einem neuen Wahrzeichen werden kann. Denn: Alles im Ihme-Zentrum lässt sich reparieren. Es ist keine Ruine, sondern ein Möglichkeitsraum. Ein schlafender Riese, der wachgeküsst werden will. Ein gefrorener Konflikt, der langsam auftaut.
Neben dem Blog und den Präsenzen bei Facebook (@ihmezentrum), Twitter (@ihmezentrum) und Instagram (@ihmezentrum) bietet Constantin einmal im Monat einen kommentierten Rundgang durchs Viertel an. 2016 wurde gemeinsam mit dem Filmemacher Hendrik Millauer eine 45-minütige Dokumentation über das Viertel gedreht – finanziert durch Crowdfunding und einer Nordmedia-Förderung. Sämtliche Texte, Fotos und Videos sind im Stil des konstruktiven Journalismus’ gehalten, nach dem Leitbild des UN Nachhaltigkeitsentwicklungsziel „Nachhaltige und resiliente Städte und Siedlungen“.
Um die Erkenntnisse aus der Untersuchung und die positive und konstruktive Transformation weiter zu treiben, wurde 2016 der Verein Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum gegründet, der im Juni 2017 ein soziokulturelles Nachbarschaftszentrum eröffnete. Derzeit wird außerdem die Gründung einer Genossenschaft zum Betrieb von Ateliers, Proberäumen, Werkstätten und weiteren Arbeitsmöglichkeiten vorbereitet. Die Landeshauptstadt Hannover hat außerdem ihr Planungsbüro für die Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt 2025 ins Ihme-Zentrum verlegt.
Um die aktuelle Entwicklung und die Herausforderungen professionell zu begleiten, soll der Blog und die weiteren Kanäle innerhalb der nächsten Monate einen Relaunch erhalten und mehr Teilhabe ermöglichen.
Die weiteren Finalisten:
Stimmtdas.org
Stimmtdas.org – Wahlversprechen-Check
stimmtdas.org ist das einzige reine Faktencheck-Portal in Deutschland. Unter dem Credo: “Wahrheit ist keine Frage der Perspektiv”, überprüft stimmtdas.org Aussagen von PolitikerInnen – unabhängig, überparteilich und transparent. Dafür engagieren sich viele JournalistInnen, WissenschaftlerInnen und Kreative ehrenamtlich für stimmtdas.org. Ihr Ziel: Den politischen und gesellschaftlichen Dialog mit fundierten Fakten zu unterfüttern und ihn so zu versachlichen und zu verbessern.
Nach der Bundestagswahl 2017 wollen wir stimmtdas.org ausbauen. Geplant ist ein Projekt zur Evaluierung und Überprüfung von Wahlversprechen. Auch hier ist das Ziel, politische Rhetorik für BürgerInnen verständlich aufzubereiten zu machen. Zum einen schafft eine Überprüfung der Versprechen Transparenz für WählerInnen. Zum anderen ist es ein Anreiz für politische Akteure Wort zu halten. Für BürgerInnen ist es teilweise schwierig, sich ein objektives Bild von der Leistung einer Partei während der Legislaturperiode zu machen. Die Umsetzung von Wahlversprechen ist eine Währung, in der die Glaubwürdigkeit politischer Parteiengemessen wird. In Deutschland gibt es derzeit kein Medium, das Wahlversprechen und Regierungsvorhaben kontinuierlich analysiert. Diese Lücke will stimmtdas.org schließen.
Bei der Projektrealisierung werden wir einer konkreten und transparenten Systematik folgen. Die Aussagen aus den Wahlprogrammen und dem Koalitionsvertrag werden durch ein Kodierungsschema operationalisiert. Ziel ist eine einfach verständliche und optisch ansprechende Veranschaulichung. Mit einer zweistufigen, interaktiven Datenvisualisierung wird es den Lesern ermöglicht, auf einen Blick zu erfassen, welche Vorhaben aus den Parteiprogrammen in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurden und ob diese in der Regierung umgesetzt wurden.
Die Berichterstattung auf stimmtdas.org wird einerseits aus fortlaufenden Zwischenergebnissen oder Wasserstandsmeldungen bestehen- Die Artikel sollen Umsetzungsstand bestimmter Versprechen und Vorhaben näher beleuchten- Zusätzlich werden zur Halbzeit und am Ende der Legislaturperiode größere Berichte veröffentlicht, die den Stand der Umsetzung zusammenfassen und analysieren.
Der Fokus des Projektes ist nicht primär gebrochene Wahlversprechen aufzudecken. Die Umsetzung soll vielmehr ergebnisoffen und unabhängig überprüft werden. Durch diese objektive Dokumentation der politischen Praxis wirkt stimmtdas.org als Informationsmedium und als Korrektiv gegen unberechtigte Ressentiments. Gleichzeitig schafft es einen Anreiz für politische Akteure, ihre Vorhaben umzusetzen.
Hofübergabe
Bauer sucht… Die Online-Plattform »Hofübergabe«
Im Jahr 2001 zählte das Statistische Landesamt in Baden-Württemberg 60 000 Bauernhöfe. Von ihnen existieren heute noch gut die Hälfte. Die verbleibenden Bauern übernahmen das Land (aber nicht die Höfe). Die Landwirtschaft konzentriert sich, sie wird industrieller.
Es gibt trotzdem noch viele Bauern, die einen eher kleinen Hof haben, ihn lieben und erhalten wollen. Doch: Sie finden nur schwer Nachfolger in der Familie.
Andererseits gibt es immer mehr Städter, die auf dem Land leben und einen Hof kaufen wollen. Da aber fragen sich die Bauern: Haben diese Leute das nötige Rüstzeug? Ist es eine gute Idee, dass sie etwa die Milch nicht mehr an die Molkerei liefern, sondern vor Ort zu Käse verarbeiten wollen? Kann ich ihnen den Hof, oft das Familienerbe seit Generationen, wirklich anvertrauen?
Noch einmal Statistik: Im Dezember 2015 vermeldeten nur 20 Prozent der Bauern in Baden, dass auf ihrem Hof eine nächste Generation in Ausbildung ist. Das heißt: Hofübergabe ist ein riesiges Thema in der Landwirtschaft. Ein existenzielles.
Wir werden diesem Thema eine Plattform geben. »Hofübergabe« (Arbeitstitel) versammelt Geschichten über Hofübergaben, familiär und außerfamiliär. Neben Reportagen, Porträts und Interviews in Textform stehen Podcasts mit den O-Tönen der Landfrauen und Männer. Die Geschichten stammen (zunächst) aus dem Raum Baden.
Unsere Seiten schildern »Best Practice«, aber auch Schwierigkeiten und Fallstricke. Sie ermöglichen es damit, Hofübergaben gelingen zu lassen – und eine kleinteilige, nicht industrielle Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen.
»Hofübergabe« dient den Landleuten sowie allen, die sich eine Hofübernahme vorstellen können – und auf unseren Seiten anschaulich dargelegt bekommen, was das bedeutet. Zu guter Letzt dient »Hofübergabe« auch dem allgemeinen Publikum – das bei allem Interesse an Ernährung, Gesundheit und Nachhaltig oft nur ein diffuses Bild von unserer Landwirtschaft hat und hier neue Kenntnisse und Einblicke gewinnt.
Informationsdienst Ökologie und Nachhaltigkeit
Der IÖN vermittelt Ansprechpartner*innen zu den Themen des öko-sozialen Wandels an Journalisten*innen.
Damit wollen wir die Wege zwischen Journalist*innen und Expert*innen verkürzen. Die eine Seite profitiert von verkürzter Recherchezeit, die andere Seite wird sichtbarer und leichter auffindbar. Journalist*innen müssen für die Erstellung von Beiträgen circa zwei Drittel ihrer Arbeitszeit in die Recherche investieren.
Jegliche Unterstützung in der Recherche bringt den Journalist*innen eine Arbeits- und somit Zeitersparnis und letzten Endes eine qualitative Verbesserung ihrer Texte.
Weiterhin gehören die Kontaktdaten der Ansprechpartner*innen des öko-sozialen Wandels nicht zum üblichen Recherche-Repertoire.
Unternehmen, Initiativen und Organisationen der Wandelbewegung erhalten kostenlose Öffentlichkeitsarbeit. Indirekt profitiert die Wandelbewegung dadurch, dass sie durch die Medien voneinander erfährt. Außerdem wird die gegenseitige Vernetzung vorangetrieben und die gesamte Bewegung dadurch gestärkt.
Das Projekt IÖN startet zunächst mit einem Prototyp, in dem etwa 100 Kontakte enthalten sein sollen. Interessierte Journalist*innen können per Mail eine Anfrage stellen, der IÖN stellt den Kontakt zu entsprechenden Expert*innen her.
Im weiteren Projektverlauf wird die Datenbank weiter ausgebaut und bekannter gemacht.
Wir versprechen uns davon, dass die Wandelbewegung, besonders im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit, dadurch bekannter gemacht wird und einen festen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung bekommt. Davon profitieren am Ende alle, denn nur durch das Wissen über Alternativen zu unserem heutigen Lebensstil kann eine Veränderung bewirkt werden.