Jour­na­lismus aus dem Vogel­haus

ver­öf­fent­licht von Gast­bei­trag | 5. Juli 2014 | Lese­zeit ca. 3 Min.

An der Brille, im Post-​Paket oder im Röh­ren­fern­seher: Immer häu­figer setzen Jour­na­listen bei der Recherche tech­ni­sche Geräte wie ver­steckte Kameras oder GPS-​Tra­cker ein. Auch Mirko Mikelski und Chris­tian Salewski setzen auf Gadget-​based repor­ting. Sie berichten von ihren Erfah­rungen und erklären, worauf man achten muss. Mirko Mikelskis ver­steckt Kameras. Und er ver­steckt sie an allen denk­baren Orten: in Hemden und an Brillen, in Häu­sern und sogar in Vogel­häus­chen. Mikelskis ist Geschäfts­führer der Ber­liner Pro­duk­ti­ons­firma „Autoren­werk“ und pro­du­ziert Maga­zin­bei­träge zu Wirt­schafts-​ und Ver­brau­cher­themen, unter anderem für ZDF Wiso. Sein Pro­jekt knopf­loch.tv hat sich ver­deckten Recher­chen mit geheimen Kameras ver­schrieben. So kommt es, dass Mikelskis’ Kameras im Vogel­haus über Tage hinweg die Ben­zin­preise an Tank­stellen beob­achten oder die Arbeits­be­din­gungen von Sai­son­ar­bei­tern auf dem Erd­beer­feld doku­men­tiert. Egal, wo das Gerät ver­steckt ist – ent­deckt werde es nur ganz selten, berichtet Mikelskis. „Auf so etwas achten die Leute ein­fach nicht“, sagt er. Heikel ist dagegen der recht­liche Rahmen, in dem er sich mit den ver­steckten Kameras bewegt. Um heim­lich auf­ge­nom­mene Bilder senden zu dürfen, müssen sich Fil­me­ma­cher vorher das Ein­ver­ständnis der Gefilmten ein­holen – oder die Szenen ver­pi­xelt senden. Gänz­lich ver­boten ist es, Ton auf­zu­nehmen.

Chris­tian Salewski von „Follow the Money“ nutzte für sein Pro­jekt „Was pas­siert mit unserem Elek­tro­schrott“ GPS-​Daten: Vier Röh­ren­fern­seher stat­teten er und sein Team mit Tra­ckern aus, um den oft ille­galen Weg des Schrottes welt­weit ver­folgen zu können. Was sich ein­fach anhört, bringt viele tech­ni­sche Pro­bleme mit sich: Geht auf einem Schiff die Con­tainer-​Tür zu, ist das GPS-​Signal zu schwach, um es noch orten zu können. Eine wochen­lange Reise zerrt außerdem am Ener­gie­vorrat der Akkus. Um diese und andere Pro­bleme zu lösen, haben „Follow the Money“ mit einem Start-​Up zusam­men­ge­ar­beitet. Am Ende waren die Schrott-​Fern­seher 68 Tage unter­wegs – und die Reise endete in Ghana. Die Repor­tage wird in der „Zeit“ erscheinen und als Film im Internet und in der ARD zu sehen sein.

Salewski und Mikelski setzen auch in Zukunft auf GPS und ver­steckte Kamera. Kol­legen, die eben­falls diesen Weg gehen wollen, geben sie fol­gende Tipps:

  • Auf die Planung kommt es an: GPS-Tracker müssen richtig programmiert, zusätzliche Akkus organisiert und Testläufe gestartet werden. Versteckte Kameras dürfen weder zu warm werden, noch deutlich sichtbar sein.
  • GPS und GSM haben Vor- und Nachteile: Aus geschlossenen Räumen ist das durch Satelliten übertragene GPS-Signal zu schwach, um eine Ortung zuzulassen. GSM, was durch das Handy-Netz übermittelt wird, kann man zwar auch aus geschlossenen Räumen empfangen, aber die Ortsbestimmung ist ungenauer.
  • Nur mit GPS geht es nicht: Zusätzlich braucht man auch andere Daten, wie die Abfahrts- und Ankunftszeiten von Schiffen, wenn das Signal am Ende doch ausfällt.
  • Sich über die rechtliche Situation informieren: So sind versteckte Tonaufnahmen zwar niemals zulässig, aber nachgesprochene Texte, die man durch externe Quellen oder Zeugen belegen kann, dürfen gesendet werden.
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