Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger bei “Journalismus macht Schule” über Nachrichtenkompetenz: „Da müssen wir besser werden“
150 Gäste aus dem Bildungsbereich und dem Mediensektor diskutieren bei „Journalismus macht Schule“ zwei Tage über die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz im Unterricht – Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger fordert frühere Lernangebote – Praktische Beispiele für Unterrichtseinheiten zum Krieg in der Ukraine vorgestellt
Der Krieg in der Ukraine wirft bei vielen Schülerinnen und Schülern Fragen auf: Wo finde ich verlässliche Informationen über den Konflikt? Wie erkenne ich „FakeNews“ in meinem Insta-Feed? Und wie schütze ich mich gegen die ungefilterte Flut grausamer Bilder auf Tiktok? Das Beispiel Ukraine zeigt: Nachrichtenkompetenz ist für Schülerinnen und Schüler mindestens so wichtig wie Bio oder Mathe und gehört deshalb auf den Stundenplan.
Nur sind die Curricula schon voll und die Akkus vieler Lehrkräfte nach zwei Jahren Pandemie ziemlich leer. Deshalb forderte Jörg Sadrozinski, erster Vorsitzender des neugegründeten Vereins „Journalismus macht Schule“ auf der gleichnamigen Konferenz am Freitag in Berlin: „Mit der Vermittlung von Nachrichtenkompetenz dürfen wir die Schulen und Lehrkräfte nicht alleine lassen!“
Auf der zweitägigen Veranstaltung, die die Journalist:innenvereinigung Netzwerk Recherche e. V. mit dem Kooperationspartner Deutsche Telekom Stiftung veranstaltete, diskutierten am 1. und 2. April 2022 deshalb rund 150 Teilnehmende, wie sich die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz mittelfristig in den Lehrplänen verankern lässt und welche praktischen Möglichkeiten zur Umsetzung im Unterricht es heute schon gibt.
„Diese Tagung und das Engagement von ‚Journalismus macht Schule‘ kommt genau zur richtigen Zeit und wir freuen uns, dass so Viele heute dabei sind“, betonte Thomas de Maizière, Vorsitzender der Telekom-Stiftung. „Als Erwachsene können und müssen wir junge Menschen dabei unterstützen, digitale Souveränität zu erlangen. Allein schaffen sie das nicht. Hier können Lehrkräfte, Journalisten, aber auch Multiplikatoren wie Medienpädagogen und Bibliothekare wichtige Hilfestellung leisten. Grundlage dafür sind erprobte und praxistaugliche Materialien, wie sie zum Beispiel die Stiftung gezielt für Themen aus dem MINT-Umfeld entwickelt hat.“
Neben der Propaganda im Ukraine-Krieg und den Einschränkungen der Pressefreiheit in Russland sind auch der Aufstieg des weltweiten Populismus und die hiesige Querdenkerszene eindringliche Beispiele dafür, wie wichtig kritische Mediennutzung für eine demokratische Gesellschaft ist. „Der kompetente Umgang mit Medien kann nicht früh genug zum Gegenstand von Bildung werden. Deutschland liegt, was digitale Kompetenzen anbelangt, bisher nur im Mittelfeld. Da müssen wir also noch besser werden“, sagte Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, in einem Video-Interview auf der Konferenz (Samstag).
Zentrales Anliegen der Konferenz ist es deshalb, Journalist:innen, Lehrkräfte, andere Akteure aus dem Bildungsbereich sowie Politiker:innen zusammenzubringen, um die Vielfalt der bereits bestehenden Angebote zur Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in der Schule erstmals gebündelt einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Damit nicht nur über, sondern auch mit jungen Menschen diskutiert werden konnte, saßen neben Fachleuten wie der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst, dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, dem Hamburger Kultursenator Carsten Brosda und der stellvertretenden Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, Alexandra Föderl-Schmid, auch Katharina Swinka, Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz, Vertreterinnen des Verein „Jugendpresse Deutschland e. V.“ sowie Schülerinnen und Schüler auf den Podien.
In den rund 30 Workshops und Panels ging es unter anderem um journalistische Recherchemethoden, spielerische Annäherungen an das Thema „FakeNews“, die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen oder auch das Angebot für Lehrkräfte, Journalist:innen in ihre Klasse einzuladen. Aufgrund der aktuellen Lage in der Ukraine wurden auch spezielle Unterrichtseinheiten zum Krieg vorgestellt, auf die Lehrkräfte kostenlos zurückgreifen können.
Die Konferenz wird unterstützt durch die Bundeszentrale für politische Bildung, die Gemeinnützige Hertie-Stiftung und die Stiftung Presse-Haus NRZ.