Die Wiss­be­gie­rige

ver­öf­fent­licht von Gast­bei­trag | 24. Oktober 2015 | Lese­zeit ca. 3 Min.

Lena Groeger (News application developer, ProPublica)

Lena Gro­eger (News appli­ca­tion deve­loper, Pro­Pu­blica); Foto: Senkel

Von Kira Schacht

Etwas mit Design wollte sie immer machen, aber auch mit Wis­sen­schaft – und beides auch noch mög­lichst abwechs­lungs­reich. Lena Gro­eger möchte die Eigen­heiten des mensch­li­chen Ver­standes von allen Seiten her erfor­schen und stu­dierte des­wegen gleich Bio­logie, Phi­lo­so­phie und Wis­sen­schafts­jour­na­lismus in Pro­vi­dence und New York. Als sie sich im Stu­dium zum ersten Mal mit Daten­vi­sua­li­sie­rung beschäf­tigt, ist sie begeis­tert: Hier kann sie alles anwenden, was sie fas­zi­niert.


Ihre Neu­gier ist ihr Antrieb, damals wie heute. Nach dem Stu­dium schreibt die US-​Ame­ri­ka­nerin unter anderem für Wired und Sci­en­tific Ame­rican. Inzwi­schen ist sie 29 Jahre alt und arbeitet beim News Appli­ca­tion Team von Pro­Pu­blica, dem größten Non-​Profit-​Recher­che­büro der USA. Sie ent­wi­ckelt Daten­gra­fiken in den ver­schie­densten For­maten – und nutzt dabei all ihre Res­sourcen.

Visua­li­sie­rungen auf den mensch­li­chen Ver­stand zuschneiden

Denn Daten­vi­sua­li­sie­rung, das erklärt sie den deut­schen Jour­na­listen beim Daten­labor, klappt noch viel besser, wenn man die Erkennt­nisse der Wis­sen­schaft über den mensch­li­chen Ver­stand zu Rate zieht. Wohin schauen Men­schen zuerst, wenn sie eine Grafik betrachten? Wie gestaltet man eine Visua­li­sie­rung, damit sie im Kopf bleibt? Diese Aspekte müssen bei Lena Gro­e­gers Pro­jekten immer bedacht werden.

Wenn sie nicht gerade den harten, inves­ti­ga­tiven Geschichten auf der Spur ist, teilt sie ihre Über­le­gungen gern mit anderen: Sie schreibt auf Pro­Pu­blica etwa über die Design-​Prin­zi­pien für Info­gra­fiken oder phi­lo­so­phiert über Aus­wir­kungen, die klein­tei­lige Gra­fiken auf ihre Betrachter haben. „Seh- und Denk­ge­wohn­heiten nutzen“, das ist ihr Motto. Bekannte Muster kommen unserem Gehirn ent­gegen. Sie erleich­tern den Ein­stieg in Geschichten und flößen dem Unter­be­wusst­sein gleich Ver­trauen ein.

In der kon­kreten Umset­zung lässt sich Lena Gro­eger gern von ihren Daten inspi­rieren. „Ich ver­suche, an jedem meiner Daten­sätze etwas Ein­zig­ar­tiges zu finden. Etwas, was man nur damit machen kann“, sagt sie. So ent­stehen Pro­jekte wie die „Worker’s Com­pen­sa­tion“-​Grafik.

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Worker’s Com­pen­sa­tion. Quelle: Pro­Pu­blica

Das Pro­Pu­blica-​Pro­jekt unter­sucht, wie unter­schied­liche Geset­zes­lagen der US-​Bun­des­staaten das Schmer­zens­geld beein­flussen, das Arbeiter für ver­lo­rene Glied­maßen erhalten. Die Umset­zung: Zeige dem Nutzer kleine Figür­chen – je größer ein Kör­per­teil, desto wert­voller ist es. Der mensch­liche Körper als ver­traute Form erleich­tert den Lesern das Ver­ständnis und weckt einen emo­tio­nalen Zugang.

Neben ihrer Arbeit bei Pro­Pu­blica lehrt Lena Gro­eger inzwi­schen auch Design an zwei New Yorker Uni­ver­si­täten. Wenn man den Besuch beim Daten­labor als Bei­spiel ihres Unter­richts­stils betrachten darf, dann haben es die Stu­die­renden gut getroffen. Mit viel Humor und anste­ckendem Enthu­si­asmus spricht sie über die all­täg­li­chen Streiche, die unser Ver­stand uns spielt. Sie über­zeugt ihr Publikum, weil sie selbst über­zeugt ist.

https://twitter.com/fin/status/657473902780784640

Das News Appli­ca­tion Team sam­melt seine Bei­träge auf dem „Nerd Blog“ der Pro­Pu­blica-​Web­site. Die Nerds unter den Jour­na­listen, das seien die Leute, die sich frei­willig mit Wis­sen­schaft aus­ein­an­der­setzen, sich mit Zahlen und Technik her­um­schlagen, sagt Gro­eger. In der Com­mu­nity ist es ein lie­be­voller Kose­name. Lena Gro­eger lässt sich gern so beti­teln.

Ihre Freude an der Arbeit wirkt nie gespielt. Sie hat es geschafft, Wis­sen­schaft, Jour­na­lismus und Design zu ver­einen. Das Schönste ist für sie aber nach wie vor, jeden Tag etwas Neues lernen zu dürfen. Sie macht sich Sorgen, dass das abge­dro­schen klingt. Aus ihrem Munde tut es das nicht.

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