Journalistik-Studierende der TU Dortmund stellen ausgewählte Referent:innen der NR24 vor: Jürgen Döschner

Dass er Journalist werden will, wusste er schon während seiner Schulzeit, als er bei einer Schülerzeitung mitwirkte. „Ich war schon immer neugierig und hatte ein Wissens- und Mitteilungsbedürfnis“, sagt Jürgen Döschner und lacht. Für Energiethemen hatte er sich damals auch schon interessiert: „für Gas, Öl und Atomkraft“.

Nach seinem Abitur studierte Döschner bis 1983 Journalistik und Geschichte an der TU Dortmund. 1984 startete seine Karriere beim WDR als einer der ersten bimedialen Reporter im „Zweimann-Regionalstudio‘’ in Kleve. Von 1997 bis 2002 arbeitete er als Korrespondent und Studioleiter im ARD-Hörfunkstudio Moskau und berichtete über die politischen Entwicklungen in Russland. Dort kam er das erste Mal journalistisch mit Energiethemen in Verbindung.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland legte Döschner seinen Fokus dauerhaft auf Wirtschafts- und Energiethemen und wurde eher durch Zufall Fachredakteur in der Wirtschaftsredaktion des WDR-Radios. Außerdem leitete er den Aufbau eines investigativen Hörfunk-Teams und war ARD-Energieexperte.

In dieser Zeit hat sich Döschner stark gegen Kernenergie und Fracking positioniert und die Umstellung auf erneuerbare Energien unterstützt. Seine kritischen Berichte über die Preispolitik und das Agieren großer Energieunternehmen machten ihn nicht nur bekannt, sondern sorgten auch für Wirbel in der Branche. Döschners Haltung wurde von anderen Medienvertretern oder Politikern oft als zu einseitig kritisiert, erinnert er sich heute. Doch seine Position kam nicht von „irgendwo im nirgendwo“. Die Informationen waren alle erforscht und waren Fakten, die er geschildert habe. Meinung ersetze kein Wissen, aber ,,Wissen erzeugt Meinung“, betont Döschner. ,,Ich habe meine Arbeit immer so gemacht, dass ich morgens in den Spiegel schauen konnte.“

Der Ruhestand ist für ihn kein Grund, sich zurückzuziehen

Er hat für seine journalistische Arbeit mehrere Preise gewonnen, darunter den Deutschen Solarpreis von Eurosolar im Jahr 2014, der ihn für sein persönliches Engagement auszeichnete. Die Jury begründete dies damit, dass er die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Energiesektor seit Jahren hinterfrage und kommentiere.

Seit Juni 2023 ist Jürgen Döschner im Ruhestand. Kein Grund für ihn, sich zurückzuziehen. Er hat das Netzwerk Klimajournalismus gegründet und ist dort bis heute aktiv. Dem Klimajournalismus gibt er die Note ausreichend minus, „wenn überhaupt‘’. In Sachen Klima gebe es in der Berichterstattung viel, das richtig sei, allerdings seien fehlende Zusammenhänge das Problem. „Man muss in jeder Ausgabe, egal ob Print oder Online, eine Sammlung an Artikeln und Neuigkeiten in Sachen Klimakrise haben, damit den Leuten das auch stets bewusst ist, wie der Stand ist.’’ Der Journalismus schaffe es oft nicht, die Dringlichkeit aufzuweisen, was die Krise eigentlich mit unserem Leben zu tun hat. „Die Klimakrise ist kein Thema, sondern eine Dimension und muss überall auf der Tagesordnung stehen.“ Dabei sei Wissensvermittlung und Vernetzung wichtig. „Wir müssen uns als Journalisten gegenseitig unterstützen.

Dafür steht auch der ‚Deutsche Preis für Klimajournalismus‘, der u.a. auf Initiative von Jürgen Döschner ins Leben gerufen wurde und auf der NR24 zum ersten mal verliehen wird. Mit diesem Preis, auf den gleich im ersten Anlauf 180 Bewerbungen eingegangen sind, wollen das Netzwerk Klimajournalismus und das Netzwerk Recherche den Klimajournalismus besser machen.“

Zudem spricht er am Samstag, den 20. Juli, mit Aline Pabst, Luise Strothmann und Anna Schnuck in der Session „Konstruktiver Klimajournalismus kontrovers: Gamechanger oder gefährlicher Trend?“. Gemeinsam gehen sie der Frage auf den Grund, wie zukünftig über Klima im Journalismus berichtet werden sollte.

von Michele Mühlig (TU Dortmund)