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Mentoren können junge Journalistinnen ermuntern, sagt Lena Kampf (links) im Gespräch mit Moderatorin Annette Leiterer. Foto: Wulf Rohwedder

 

Von Johanna Roth und Ana Maria Michel, DJS

Von Jagdeifer getrieben, unerbittlich gegenüber der Konkurrenz und den Objekten seiner Recherche – so ist dem Klischee zufolge der typische Investigativ-Journalist. Kein Job für Frauen also? Investigative Recherche wird immer noch von Männern dominiert. Beim Panel „Ist investigativ nur männlich?“ wurden mögliche Gründe diskutiert.

Holger Stark, USA-Korrespondent des Spiegel, sieht eine Ursache in den überwiegend männlichen Strukturen, die in Politik und Wirtschaft herrschen, also in den klassischen Feldern der Investigativ-Recherche. Auch in den Ressorts selbst haben Männer eine Übermacht. So sagt Ilka Brecht von Frontal 21: „Investigative Leithammel fördern Nachwuchs nach ihrem Ebenbild.“ Das heißt: Männer bevorzugen Männer.

Ein Lösungsvorschlag kommt von der freien Journalistin Lena Kampf: Mentoren sollten junge Journalistinnen, die sich für Recherche begeistern, ermutigen und ihnen Türen öffnen. Sie selbst kam so in diesen Bereich – der ihr Spaß macht, obwohl Geschlechterrollen immer wieder Thema sind. Der Grat zwischen Nähe und Distanz sei für Frauen oft schmaler. Kampf erzählt von einem Sommerfest im politischen Berlin, bei dem sie einem Minister eine Frage stellte und er, die Hände an ihren Schultern, antwortete: „Ich weiß es nicht, Baby.“

SZ-Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger berichtet von einem Scoop, über den männliche Kollegen sinngemäß sagten: Da hat das blinde Huhn wohl mal ein Korn gefunden. Dass Journalistinnen bei Recherchen weniger zugetraut wird, kritisieren alle Teilnehmer der Diskussion. Bei Erfolgen heiße es zu oft: „Die Akte hast du dir bestimmt einfach erlächelt.“

Lena Kampf sagt dazu: „Wenn das so einfach wäre, würden ja nur Frauen in Investigativ-Ressorts arbeiten.“

Um mehr Frauen zu gewinnen, muss mehr gefördert werden, da sind sich alle einig. Aber auch die Journalistinnen selbst sollten aktiver werden: Wer Spaß an Recherche hat und für ein Thema brennt, sollte sich trauen – und anklopfen.

Auch Spezialisierung hilft: Jörg Eigendorf von der Welt wünscht sich zum Beispiel dringend mehr weibliche Datenjournalisten. Es müsse bei investigativer Recherche ja auch nicht immer nur um Geheimdienste gehen.