Netzwerk Recherche veröffentlicht Dokumentation zum „Presserecht in der Praxis“

Auskunftsverweigerung und Informationsblockaden von Behörden und Unternehmen, sowie die Androhung von juristischen Restriktionen schränken nach Einschätzung der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche zunehmend die Pressefreiheit in Deutschland ein.

Immer häufiger versuchen Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Interessenverbänden „unliebsame und kritische Artikel und Beiträge oft schon vor der Veröffentlichung zu behindern, einzuschränken oder zu unterbinden,“ sagte der Vorsitzende des Netzwerk Recherche, Thomas Leif. „Pressefreiheit ist aber ohne Informationsfreiheit nicht denkbar. Bei der Gewährung von Informationsfreiheit und Transparenz ist Deutschland im europäischen Vergleich ein Entwicklungsland“, kritisierte Leif.

Aus Anlass des „Internationalen Tages der Pressefreiheit“ veröffentlicht die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche Praxistipps zur besseren Nutzung der vorhandenen Informationsrechte. Denn immer häufiger verweigern Behörden Auskünfte, zu deren Veröffentlichung sie gesetzlich gezwungen sind.

Nichtwissen und Unsicherheiten in presserechtlichen Fragen sind für die meisten Journalisten die Regel. Dabei ist es für Profis wichtig, sich im Paragrafen-Dschungel auszukennen, auch ohne juristisches Fachstudium. Dies gilt besonders für freie Journalisten, die sich nicht auf den Rat von Rechtsabteilungen stützen können. Ebenso für investigative Reporter, deren Arbeit oft mit besonderem Argwohn der Kritisierten begleitet wird.

Das Netzwerk Recherche hat nun einen praxisorientierten Leitfaden durch juristische Fallstricke vorgelegt. Presserechts-Spezialisten aus Kanzleien und Universitäten haben ihr Wissen und ihre Ratschläge in dem Buch “Presserecht in der Praxis – Chancen und Grenzen für den Recherche-Journalismus” dokumentiert.

Der 120-seitige Band umfasst zehn einschlägige Beiträge von Juristen und Journalisten. Das Buch vermittelt bei aller erforderlichen Exaktheit in der Sache verständliches Wissen zu Fragen des aktuellen Presserechts.

Folgende Texte mit zahlreichen Lehrbeispielen und Belegen sollen den Recherche-Alltag von Journalisten erleichtern:

  • 10 Problemzonen von Journalismus und Recht / von Michael Fricke
  • Verdachtsberichterstattung und Persönlichkeitsrechte im Strafverfahren – Regeln und ethische Grenzen für die Berichterstattung / von Prof. Dr. Rainer Hamm
  • Qualität oder Quote? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts / von Lorenz Beckhardt
  • Tiefer Blick in den Aktenschrank: Recherche mit Hilfe des Umweltinformationsgesetzes und des Informationsfreiheitsgesetzes / von Dr. Manfred Redelfs
  • Informationsrechte des Journalisten gegenüber Behörden / von Dr. Christian Schertz
  • Quellen sprudeln nur, wenn sie auch genutzt werden / von Dr. Thomas Leif
  • Gegendarstellung, Richtigstellung und andere Instrumente im Presserecht / von Dr. Dorothee Bölke
  • Caroline und die Folgen – Regeln für die Verbreitung von Prominentenfotos / von Prof. Dr. Udo Branahl
    Oh, Caroline / von Hans Leyendecker
  • Recherche ist das Qualitätsscharnier für einen hintergründigen Journalismus / von Dr. Thomas Leif

Die Dokumentation kann kostenfrei gegen einen adressierten und ausreichend frankierten Rückumschlag (DIN C5, 1.50 Euro) beim Netzwerk Recherche bezogen werden.