Inves­ti­gativ ohne Leaks: Eine gute Recherche braucht Rück­grat

ver­öf­fent­licht von nr17redak­tion | 10. Juni 2017 | Lese­zeit ca. 2 Min.

Justus Daniels (Correctiv) und Daniel Drepper (Buzzfeed): Investigativ Recherche ohne Links nr17

Justus Daniels (Cor­rectiv, rechts) und Daniel Drepper (Buzz­feed, links) im Panel „Inves­ti­gativ ohne Leaks“. Foto: Wulf Roh­wedder

Die Panama Papers waren DAS Leak im ver­gan­genen Jahr. Doch es geht auch ohne. Eine Check­liste für eine inves­ti­ga­tive Recherche mit öffent­li­chen Daten, ganz ohne Leaks. Von Caro­line Wie­mann und Ramona Drosner, DJS

Klar, nicht jeder bekommt einen Stick mit zig Mega­byte Daten zuge­spielt. Trotzdem kann man auch ohne Leaks tief recher­chieren, eine inves­ti­ga­tive Geschichte machen. Das Wich­tigste ist Rückrat, finden Daniel Drepper von Buzz­Feed und Justus von Daniels von Cor­rectiv. Das heißt: Genug Daten und Fakten sam­meln und viele Gespräche führen, die die Story unter­mauern.

Sich Dinge erklären lassen
Wenn man nur wenig Ahnung hat von einem Thema, ein­fach gezielt nach­fragen. Bei jemandem mit Ahnung, einem Experten oder Jour­na­listen der z.B. schon Kri­ti­sches dazu ver­öf­fent­licht hat. Ohne Scheu direkt fragen.

Selbst Daten erheben
Umfragen machen wie Wis­sen­schaftler, nur mit einer klei­neren Stich­probe. Wenige aber prä­zise Fragen stellen, dann werden sie auch schnell beant­wortet.

Recherche groß auf­ziehen
Behörden sys­te­ma­tisch anfragen. Nicht nur eine Behörde, son­dern z.B. alle Jus­tiz­be­hörden und Ober­lan­des­ge­richte anfragen. Wenn keine ein­deu­tigen Aus­sagen raus­kommen wird immerhin klar: Da gibt es ganz viel Intrans­pa­renz, meint Daniel Drepper.

Über­legen: Welche Infor­ma­tionen sind frei ver­fügbar
Viele Daten sind leicht zu bekommen, müssen nach dem Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz raus­ge­geben werden, wie z.B. Briefe oder Akten-​Orni­gramme eines Bun­des­mi­nis­te­riums.

Ver­schwun­denes aus­bud­deln
Infor­ma­tionen, die im Netz nicht zu finden sind, findet man durch Way­back­ma­chines. Oder durch URLs raten: Wenn ein Doku­ment online ist, man aber noch mehr, älteres Mate­rial davon braucht, ein­fach die URLs minimal ver­än­dern. So kommt man häufig auf alte Dateien.

Nach Daten­banken suchen
Zu vielen Themen gibt es schon frei ver­füg­bare Daten­banken – man muss nur gezielt online suchen!

Auch mit Betrof­fenen spre­chen
Geschichten sind natür­lich schöner, wenn man zusätz­lich zu den Daten eine per­sön­liche Geschichte erzählen kann, meint Justus von Daniels. Ein gutes Rück­grat hat eine Geschichte aber nur, wenn neben per­sön­li­chen Schick­salen auch nach­voll­zieh­bare Daten und Fakten stehen.

Nicht immer auf das große Ganze warten
Manchmal macht es mehr Sinn meh­rere klei­nere Geschichten zu ver­öf­fent­li­chen und nicht auf die eine große zu warten. Dadurch kann man auch wei­tere Quellen auf­bauen, für Fol­ge­ge­schichten.

Link zum Panel im nr17-​Pro­gramm

Die Auo­rinnen auf Twitter: Ramona Drosner und Caro Wie­mann

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