Netzwerk Recherche verleiht den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2019 an Juan Moreno. Die Journalistenvereinigung würdigt damit die Aufdeckung der Relotius-Manipulationen durch den freien Spiegel-Reporter. „Juan Moreno hat seinen journalistischen Kompass und seine Unabhängigkeit beispielhaft bewiesen. Er hat hartnäckig und mutig gegen Widerstände im eigenen Haus recherchiert und dabei viel riskiert – um schließlich zu enthüllen, was lange niemand wahrhaben wollte“, so Julia Stein, Vorsitzende von Netzwerk Recherche.

Juan Moreno und Laudatorin Julia Friedrichs bei der Preisverleihung. Foto: Nick Jaussi

Moreno hatte 2018 gemeinsam mit Relotius an einer Reportage über eine Bürgerwehr gegen Flüchtlinge in Arizona gearbeitet: Moreno recherchierte in Mexiko, den US-amerikanischen Part übernahm Claas Relotius. In dem unter dem Titel „Jaegers Grenze“ am 16. November im Spiegel erschienenen Beitrag entdeckte Moreno Ungereimtheiten – und sprach die Ressortleitung darauf an. Die vertraute jedoch zunächst Relotius’ Erklärungen – und so entschied sich Moreno, auf eigene Faust und auf eigene Kosten in den USA zu recherchieren. Er wies nach, dass sein Co-Autor die Protagonisten nie getroffen hatte. Es war der Anfang einer einzigartigen Enthüllung, im Zuge derer die systematischen Fälschungen des Claas Relotius nach und nach aufgedeckt wurden.

„Juan Moreno setzte seine eigene berufliche Existenz aufs Spiel, um die Fälschungen beweisen zu können“, begründet der nr-Vorstand seine Entscheidung. „Mit ihm gibt es einen Aufrechten, der die jahrelangen und vielfältigen Fälschungen und Täuschungen aufgedeckt und somit zur Ehrenrettung des Journalismus beigetragen hat.“

Vergeben wird die Auszeichnung auf der zweitägigen Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche beim NDR in Hamburg. Die Verleihung findet am 14. Juni 2019 um 16:45 Uhr statt. Die Laudatio wird die Journalistin und Autorin Julia Friedrichs halten.

Der mit 3.000 Euro dotierte Leuchtturm-Preis wird seit 2002 jährlich vergeben. Im vergangenen Jahr ging er an das MeToo-Rechercheteam der ZEIT und des ZEITmagazins, 2017 an den österreichischen Fernsehjournalisten Armin Wolf. Alle Preisträger und Laudationes sind dokumentiert unter: https://netzwerkrecherche.org/stipendien-preise/leuchtturm/

Pressebild [hier als Download] – als Fotocredit bitte angeben: Nick Jaussi