Leucht­turm 2005 für Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann – Son­der­preis für Bild­blog.de

ver­öf­fent­licht von Netz­werk Recherche | 10. November 2005 | Lese­zeit ca. 11 Min.

Die Fern­seh­jour­na­listen Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann sind die Preis­träger des „Leucht­turms für beson­dere publi­zis­ti­sche Leis­tungen“ 2005, den die Jour­na­lis­ten­ver­ei­ni­gung Netz­werk Recherche einmal im Jahr ver­gibt. Sie erhalten den Preis für ihre Doku­men­ta­tion „Mil­li­arden-​Mono­poly – Die ver­schwie­genen Geschäfte der Oppen­heim-​Esch-​Hol­ding“, die am 04.07.2005 in der WDR-​Sen­de­reihe „Die Story“ gezeigt wurde.

„Netz­werk Recherche wür­digt mit dem „Leucht­turm“ eine erst­klas­sige Fern­seh­do­ku­men­ta­tion. Den Autoren ist es gelungen, die Mauer des Schwei­gens im Kölner Kor­rup­tions-​Kar­tell ein­zu­reißen und die Strip­pen­zieher zu ent­tarnen. Damit haben Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann bewiesen, dass kri­ti­scher Wirt­schafts­jour­na­lismus wichtig und wirksam ist,“ so der Vor­sit­zende der Jour­na­lis­ten­ver­ei­ni­gung Netz­werk Recherche, Dr. Thomas Leif.

In ihrer Doku­men­ta­tion gingen Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann den ver­schwie­genen Geschäften der Oppen­heim-​Esch-​Hol­ding in Köln nach und zeigten, mit wel­chen Methoden jah­re­lang mil­li­ar­den­schwere Deals mit der Kom­mune ein­ge­fä­delt wurden. Ein System, von dem Kri­tiker behaupten, dass es den Inves­toren kon­kur­renz­lose Ren­diten auf Kosten des Steu­er­zah­lers ermög­lichte – nicht zuletzt durch enge Ver­flech­tungen auch mit den Spitzen der Politik. Der Film löste eine inten­sive Dis­kus­sion aus, in deren Mit­tel­punkt die Frage stand, warum die Stadt Köln den mil­lio­nen­schweren Auf­trag für den Bau neuer Mes­se­hallen ohne euro­pa­weite Aus­schrei­bung an den Oppen­heim-​Esch-​Fonds vergab. Die Autoren rech­neten vor, dass die Stadt 360 Mil­lionen Euro hätte sparen können, wenn sie die Mes­se­er­wei­te­rung durch Kom­mu­nal­kre­dite selbst finan­ziert hätte, statt sich auf den Miet-​Deal mit Oppen­heim-​Esch ein­zu­lassen. Nach der Aus­strah­lung des Films ermit­telt nun auch die Kölner Staats­an­walt­schaft gegen den Kölner Ober­bür­ger­meister Fritz Schramma und „wei­tere Per­sonen“ wegen Untreue. Der Grund: Aus der WDR-​Doku­men­ta­tion hätte sich der Ver­dacht ergeben, dass die Ver­ant­wort­li­chen der Stadt den Steu­er­zah­lern erheb­lich geschadet hätten.

Zur Begrün­dung für die Aus­wahl der Preis­träger sagte der Vor­sit­zende des Netz­werk Recherche, Thomas Leif, weiter: „Mit ihrer ebenso span­nenden wie fun­dierten Doku­men­ta­tion „Mil­li­arden-​Mono­poly“ haben Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann gezeigt, dass jour­na­lis­ti­sche Tie­fen­boh­rungen mit Aus­dauer und Prä­zi­sion zu Kor­rek­turen von Fehl­ent­wick­lungen führen können.“ Beide Autoren zeich­neten sich seit vielen Jahren durch ihre Recher­chen im Dun­kel­feld der Kor­rup­tion aus und hätten auch bei ihrer Bericht­erstat­tung zum Kölner Müll­skandal inves­ti­ga­tives Hand­werk, sorg­fäl­tige Quel­len­pflege und jour­na­lis­ti­sche Aus­dauer bewiesen. „Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann zeigen, was eine auf gründ­li­chen Recher­chen basie­rende Bericht­erstat­tung im Lokalen und Regio­nalen zu leisten vermag und treten damit einem bedenk­li­chen Trend ent­gegen, der Regio­na­li­sie­rung mit Bana­li­sie­rung gleich­setzt“, so Thomas Leif.

Der mit 3000 Euro dotierte Jour­na­lis­ten­preis wird am Don­nerstag, den 10.11.2005, im Rahmen des 10. Mainzer Medien-​Dis­puts ver­geben. Zu dem Medi­en­kon­gress im ZDF-​Kon­fe­renz­zen­trum haben sich bis­lang mehr als 600 Teil­nehmer ange­meldet. Die Lau­datio auf die Preis­träger wird der Frank­furter Ober­staats­an­walt und aner­kannte Kor­rup­ti­ons­er­mittler Wolf­gang J. Schau­pen­steiner halten. Der „Leucht­turm“ des Netz­werk Recherche wird zum vierten Mal ver­liehen. Im ver­gan­genen Jahr erhielt ihn der Res­sort-​Leiter des Fach­ma­ga­zins „epd medien“, Volker Lili­en­thal, für seine nach­hal­tigen Recher­chen zur Schleich­wer­bung im öffent­lich-​recht­li­chen Fern­sehen.

2005 ver­gibt das Netz­werk Recherche im Rahmen der Leucht­turm-​Ver­lei­hung in Mainz erst­mals einen Son­der­preis für beson­dere publi­zis­ti­sche Leis­tungen. Er geht an BILD­blog.de. Die Erfinder und Macher von BILD­blog, Stefan Nig­ge­meier und Chris­toph Schult­heis, erhalten den mit 1000 Euro dotierten Preis für ihren „Watch­blog“, in dem sie die Arbeit der BILD-​Zei­tung kon­ti­nu­ier­lich kri­tisch beob­achten, ana­ly­sieren und kom­men­tieren. „BILD­blog zeigt, was eine unab­hän­gige Medi­en­kritik auf der Basis von ver­läss­li­chen Gegen-​Recher­chen zu leisten vermag. BILD­blog deckt Fehler von Europas größter Bou­le­vard-​Zei­tung auf, gibt BILD-​Opfern eine Stimme und sorgt mit dieser Form seriöser Auf­klä­rung für ein Stück unver­zicht­barer Infor­ma­tions-​Hygiene,“ so der Vor­sit­zende des Netz­werk Recherche, Thomas Leif.

Die Preis­ver­lei­hung des „Leucht­turms“ wird unter­stützt von „kon­text – Gesell­schaft zur För­de­rung junger Jour­na­listen. Eine Initia­tive der E.ON Ruhrgas AG“.

Lau­datio von Wolf­gang J. Schau­pen­steiner

Leucht­turm­preis­träger 2005: Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann. Son­der­preis für Bild­blog.de
Lau­dator: Wolf­gang J. Schau­pen­steiner, Ober­staats­an­walt

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie erwarten von mir bitte keine tief schür­fenden und ent­spre­chend lang­atmig-​lang­wei­ligen Aus­füh­rungen über An- und Ein­sichten zu dem von Miss­ver­ständ­nissen nicht immer freien Ver­hältnis von Straf­justiz und Medien.

Sie dürfen von mir aber anläss­lich der heu­tigen Preis­ver­lei­hung eine Lau­datio erwarten, in wel­cher – so der DUDEN, “die Leis­tungen und Ver­dienste der Preis­träger her­vor­ge­hoben werden” – eine Lob­rede also.

Und Sie erwarten zu Recht, dass diese Rede kurz aus­fällt.
Ihre Erwar­tungen möchte ich gerne erfüllen. Und wer hat es nicht gerne, wenn ihm ein Staats­an­walt auch mal “ent­ge­gen­kommt”, selbst­ver­ständ­lich unver­bind­lich und kos­tenlos.
Ich für meinen Teil bin der Ein­la­dung von Herrn Dr. Leif, die dies­jäh­rigen Preis­träger zu loben, gerne gefolgt. Gibt dies doch ganz bei­läufig auch Gele­gen­heit ein wenig von dem Selbst­ver­ständnis moderner Justiz “rüber zu bringen”, das ent­gegen ver­brei­teter – und man­ches Mal leider bestä­tigter – Vor­ur­teile zuneh­mend, wenn auch nicht all­überall, geprägt ist von mehr Trans­pa­renz und argu­men­ta­tiver Dar­stel­lung jus­tizi­eller Ver­fah­rens­ab­läufe.
Hierzu zählt vor allem auch ein neuer Umgang mit den Medien – natür­lich in den Grenzen des Pres­se­rechts -, dessen “beredte” Form das “Hin­ter­grund­ge­spräch” dar­stellt
(das vor­rangig der Infor­ma­tion dient und nicht der Image­pflege der StA) und dessen Mediator der Justiz-​Pres­se­spre­cher ist.

Meine Damen und Herren,
die Fern­seh­au­toren Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann sind die Preis­träger des Medi­en­preises “Leucht­turm für beson­dere publi­zis­ti­sche Leis­tungen”, die die Jour­na­lis­ten­ver­ei­ni­gung Netz­werk Recherche in diesem Jahr zum vierten Mal ver­gibt !

Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann haben diesen Preis wahr­lich ver­dient. Und das nicht nur für die her­vor­ra­gende Doku­men­ta­tion “Mil­li­arden-​Mono­poly – Die ver­schwie­genen Geschäfte der Oppen­heim-​Esch-​Hol­ding”, für die sie heute den Leucht­turm-​Preis erhalten.
Beide Autoren zeichnen sich seit vielen Jahren durch ihre Recher­chen im Dun­kel­feld der Kor­rup­tion aus und haben bei­spiels­weise auch bei ihrer Bericht­erstat­tung zum Kölner Müll­skandal ihr inves­ti­ga­tives Hand­werk ein­drucks­voll demons­triert.

Sie gehören damit zu der wahr­lich nicht beson­ders großen Gruppe von Jour­na­listen, die erfolg­reich den angeb­li­chen Zwängen des Medi­en­be­triebes wider­stehen, die da heißen: Beschleu­ni­gung, Ver­ein­fa­chung, Ver­fla­chung.
Das sind die Rah­men­be­din­gungen, die alles andere sind, nur nicht Weg­be­reiter für eine seriöse Bericht­erstat­tung, schon gar nicht in Sachen Kor­rup­tion. Denn die mediale Dar­stel­lung von der all­täg­li­chen Bestechung und den heim­li­chen Tür­öff­nern der Kor­rup­tion, wie den anonymen Groß­spenden, schwarzen Konten, Bera­ter­ver­trägen und die als “white cor­rup­tion” bezeich­nete heim­liche Ali­men­tie­rung von Abge­ord­neten, ver­langt vor allem eines: Inten­sive Befas­sung, also Zeit.

Daneben erfor­dert seriöse Kor­rup­ti­ons­be­richt­erstat­tung Fach­wissen. Denn Sach- und Fach­kom­pe­tenz erleich­tert nicht nur den Zugang zu Infor­ma­tionen, son­dern sie ist auch wich­tige Vor­aus­set­zung für die zutref­fende Bewer­tung der Fakten.
Die plan­volle und sys­te­ma­ti­sche Samm­lung und gewis­sen­hafte, soll heißen Ergebnis offene und unvor­ein­ge­nom­mene Prü­fung von Sach­ver­halten sowie eine genaue Dar­stel­lung der han­delnden Per­sonen und deren Ein­ord­nung in die Ereig­nisse ist die nötige Vor­aus­set­zung für eine fun­dierte Bericht­erstat­tung.

Alles Fach­wissen nützt jedoch nichts ohne die bestän­dige Pflege von Kon­takten, die ver­trau­ens­volle und kom­pe­tente Koope­ra­tion mit Infor­manten und Whist­le­blowern. Sie ist der Kern jeder Kor­rup­ti­ons­re­cherche. Ohne aus­sa­ge­be­reite Insider und ohne anonyme Hin­weis­geber (die bis­lang ergie­bigste Erkenntnis-​Quelle!) kämen nur die wenigsten Kor­rup­ti­ons­skan­dale an die Öffent­lich­keit.

Zu guter Letzt braucht die seriöse Kor­rup­ti­ons­be­richt­erstat­tung auch Autoren, die längst ver­schüt­tete Tugenden der Recherche in sich tragen: Aus­dauer bis zur Hart­nä­ckig­keit, Kon­zen­tra­tion gepaart mit Sys­te­matik, nicht nach­las­sender Fleiß und vor alledem Ver­läss­lich­keit.

All das – Fach­wissen, sorg­fäl­tige Quel­len­pflege und die nötigen jour­na­lis­ti­schen Tugenden (die auch einem Ermittler gut zu Sicht stünden) – haben Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann mit ihrer aktu­ellen Doku­men­ta­tion “Mil­li­arden-​Mono­poly” unter Beweis gestellt, die heute vom Netz­werk Recherche daher zurecht aus­ge­zeichnet wird und die in Köln für viel Wirbel gesorgt hat.
Nicht die rei­ße­ri­sche Skan­da­li­sie­rung war das Ziel des 45-​minü­tigen Fea­tures, son­dern Auf­klä­rung über das Unfass­bare, der Bericht über die engen per­so­nellen und finan­zi­ellen Ver­zah­nungen im Kor­rup­ti­ons­dreieck von Politik, Wirt­schaft und Öffent­li­cher Ver­wal­tung. Die Autoren haben ein Kölner Skan­dalon nüch­tern, schlüssig und doch kaum glaub­lich seziert.
Den Autoren ist es bra­vourös gelungen, kom­pli­zierte, fak­ten­reiche Sach­ver­halte nach­voll­ziehbar zu machen und oben­drein auch noch überaus span­nend zu prä­sen­tieren.
Sie haben damit leider den wun­der­schönen, weil ein­präg­samen und alle Vor­ur­teile bestär­kenden Repor­ter­spruch wider­legt, wonach “nichts eine gute Story schneller ver­dirbt als ein paar Tat­sa­chen”.

Die Autoren gingen in ihrer Doku­men­ta­tion den ver­schwie­genen Geschäften der Oppen­heim-​Esch-​Hol­ding in Köln nach und zeigten, mit wel­chen Methoden jah­re­lang mil­li­ar­den­schwere Deals mit der Kom­mune ein­ge­fä­delt wurden. Ein System, von dem Kri­tiker behaupten, dass es den Inves­toren kon­kur­renz­lose Ren­diten auf Kosten des Steu­er­zah­lers ermög­lichte.
Der Film löste in Köln eine inten­sive Dis­kus­sion aus, in deren Mit­tel­punkt die Frage stand, warum die Stadt den mil­lio­nen­schweren Auf­trag für den Bau neuer Mes­se­hallen ohne euro­pa­weite Aus­schrei­bung an den Oppen­heim-​Esch-​Fonds vergab.

Die Autoren rech­neten vor, dass die Stadt 360 Mil­lionen Euro hätte sparen können, wenn sie die Messe-​Erwei­te­rung durch Kom­mu­nal­kre­dite selbst finan­ziert hätte, statt sich auf den Miet-​Deal mit Oppen­heim-​Esch ein­zu­lassen.
Dies taten sie so über­zeu­gend, dass die Staats­an­walt­schaft anbiss und die Ermitt­lungen gegen den Kölner OB Schramma und andere wegen Ver­dachts der Untreue auf­nahm.
Wie viele Autoren mögen solch eine pro­fes­sio­nelle Bestä­ti­gung ihrer umfas­senden und gewis­sen­haften Recherche vor­weisen können?
Wir haben mit Hilfe des Fea­tures Ein­blick in eine andere Welt erhalten. Ob dabei auch Bestechung im Spiele war, werden die Straf­ver­folger zu klären haben. Die Bilder jeden­falls sagten man­ches Mal mehr als alle Worte, die Prot­ago­nisten und ihr Auf­treten erin­nerten gera­dezu schmerz­haft an Mafia-​Kli­schees von dicken Män­nern mit dicken Zigarren, paten­hafter Selbst­in­sze­nie­rung und eitles Spreizen.

Mit ihrem Film haben Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann ein­drucks­voll gezeigt, dass jour­na­lis­ti­sche Tie­fen­boh­rungen mit Prä­zi­sion und Aus­dauer zu Kor­rek­turen von Fehl­ent­wick­lungen führen können.
Und sie haben durch ihre Arbeit dazu bei­getragen, Vor­be­halte aus der Justiz gegen­über Jour­na­listen abzu­bauen.

Unbe­stritten ist, dass die Koope­ra­tion zwi­schen den Fach­leuten in Justiz und Politik und den Jour­na­listen noch ver­bes­sert werden kann und muss. Der Vor­wurf der unkon­trol­lierten Ver­dachts-​Bericht­erstat­tung auf der einen Seite begegnet der Erfah­rung über büro­kra­ti­sche Ver­schlos­sen­heit und Infor­ma­ti­ons­ver­dün­nung auf der anderen Seite.
Dabei ist eine gedeih­liche Zusam­men­ar­beit am Ende eine
“win-​win-​Situa­tion”.

Um Kor­rup­tion in diesem Land wirksam zu bekämpfen, bedarf es noch großer Anstren­gungen und das Abar­beiten zahl­rei­cher Bau­stellen.

Zunächst bleibt der Gesetz­geber auf­ge­for­dert, seine Haus­auf­gaben zu machen und neben anderen Maß­nahmen ein bun­des­weites Kor­rup­ti­ons­re­gister ein­zu­führen, aber auch ein Unter­neh­mens­straf­recht, wie es etwa in den USA und in Mit­glieds­staaten der EU bereits erfolg­reich ein­ge­setzt wird, und die durch die UN-​Kon­ven­tion von 2003 gefor­derte Gleich­stel­lung von Amts­trä­gern und Abge­ord­neten im Kor­rup­tions-​Straf­recht umzu­setzen.

Auf Seiten der Justiz steht eine Viel­zahl an Wirt­schafts­kri­mi­nellen einer viel zu geringen Zahl an Wirt­schafts­kri­mi­na­listen gegen­über. Die Per­so­nal­decke der Ermitt­lungs­be­hörden ist oft sehr dünn.
Dar­über hinaus man­gelt es an einer zen­tralen Infor­ma­ti­ons­samm­lung und -​aus­wer­tung. Und die Orga­ni­sa­ti­ons­struk­turen der Ermitt­lungs­be­hörden mit der Zer­split­te­rung ihrer ört­li­chen Zustän­dig­keiten sind längst nicht mehr zeit­gemäß.

Dies ist auf jour­na­lis­ti­scher Seite durchaus ähn­lich.
Es gibt beim Thema Kor­rup­tion keine Res­sort über­grei­fenden Recher­chen. Es gibt keine zen­trale Infor­ma­ti­ons­samm­lung. Häufig man­gelt es auch an Kon­ti­nuität in der Kor­rup­ti­ons­be­richt­erstat­tung. Gerade Fol­ge­be­richte sind nach meiner Erfah­rung für die Infor­manten und aus­stei­ge­wil­ligen Mit­läufer und Täter d e r Nach­weis, dass sich Presse wie Straf­ver­folger einem Sach­ver­halt ernst­haft annehmen und diesen zur Auf­klä­rung bringen wollen. Das ermu­tigt sie, ihr Wissen wei­ter­zu­geben.

Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann zeigen diese Kon­ti­nuität seit Jahren und pro­fi­tieren von den Netz­werken, die sie sich so auf­ge­baut haben. Sie pro­fi­tieren auch von einem Sen­de­format wie der WDR-​Story, die als eine von nur wenigen Sen­dungen ihren Autoren noch die Mög­lich­keit zu umfas­senden, gründ­li­chen Recher­chen und der Umset­zung dieser Recher­chen in span­nende jour­na­lis­ti­sche Pro­dukte bietet.

Die deut­sche Medi­en­land­schaft könnte mehr For­mate wie die “Story” gebrau­chen, vor allem aber mehr Autoren wie Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann, die sich nicht damit zufrieden geben, bei der Kon­kur­renz abzu­kup­fern oder Pres­s­er­klä­rungen von Betrof­fenen unkri­tisch zu über­nehmen, die viel­mehr den Dingen auf den Grund gehen wollen und denen Miss­stände wie Kor­rup­tion nicht egal sind,
Autoren, für die Recherche nicht läs­tige Pflicht­er­fül­lung, son­dern Lei­den­schaft ist.

Autoren eben, die den Leucht­turm-​Preis des Netz­werk Recherche wirk­lich ver­dient haben.

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