Leucht­turm 2006 für Hajo Sep­pelt und an „Hin­ter­grund Politik“

ver­öf­fent­licht von Netz­werk Recherche | 9. November 2006 | Lese­zeit ca. 3 Min.

Aus­ge­zeichnet werden die Bericht­erstat­tung über Doping in der ARD und der kon­ti­nu­ier­liche kri­ti­sche, hin­ter­grün­dige Jour­na­lismus

Der Sport­jour­na­list Hajo Sep­pelt und die Radio­sen­dung „Hin­ter­grund Politik“ im Deutsch­land­funk (DLF) sind die dies­jäh­rigen Preis­träger des „Leucht­turm für beson­dere publi­zis­ti­sche Leis­tungen“, den die Jour­na­lis­ten­ver­ei­ni­gung Netz­werk Recherche einmal im Jahr ver­gibt. Sep­pelt erhält den Preis für seine auf­klä­rende Bericht­erstat­tung über Doping im Sport in der ARD und im Rund­funk Berlin Bran­den­burg (RBB); die Macher von „Hin­ter­grund Politik“ (DLF) erhalten ihn für kon­ti­nu­ier­li­chen kri­ti­schen, hin­ter­grün­digen Jour­na­lismus.

„Hajo Sep­pelt steht für einen Sport­jour­na­lismus, der seine Seele noch nicht an die Unter­hal­tung ver­kauft hat,“ sagt der Vor­sit­zende des Netz­werk Recherche, Dr. Thomas Leif anläss­lich der Preis­ver­lei­hung. Sep­pelt sei „eine Sym­bol­figur für seriösen Sport­jour­na­lismus“. Die Aus­zeich­nung für „Hin­ter­grund Politik“ im Deutsch­land­funk begrün­dete Leif mit den Worten: „Das Team beweist nahezu täg­lich, dass Auf­klä­rung anregen und auf­mun­tern kann. ‚Hin­ter­grund Politik’ bietet Pre­mium-​Jour­na­lismus in außer­ge­wöhn­li­cher Kon­ti­nuität und Excel­lenz. Die Sen­dung lie­fert täg­lich eine starke Dosis Sauer­stoff für die Demo­kratie.”

Sep­pelt wird vom Netz­werk Recherche für seine Bericht­erstat­tung zum Thema Doping aus­ge­zeichnet, weil er seine kri­ti­sche Hal­tung als Ein­zel­kämpfer beharr­lich auch gegen Wider­stände inner­halb der ARD durch­setzte. Wäh­rend lei­tende Sport­re­dak­teure mehr an Har­monie inter­es­siert waren und Stars mit geheimen Ver­trägen an sich banden, gilt Sep­pelt seit Jahren als Reporter, der mehr Distanz und jour­na­lis­ti­sche Sub­stanz in der Sport­be­richt­erstat­tung der öffent­lich-​recht­li­chen Sender for­dert und prak­ti­ziert. Damit hat er sich bei seinen Chefs nicht beliebt gemacht. Sep­pelt lie­ferte exklu­sive Berichte und Ent­hül­lungen zu den Fällen der Rad­profis Floyd Landis und Jan Ull­rich. So recher­chierte er den deut­schen Kom­plizen des spa­ni­schen Doping­arztes und fand heraus, dass der Tes­to­ste­ron­wert von Landis elf­fach erhöht war. Die FAZ wür­digte das als „wohl ersten inves­ti­ga­tiven Erfolg der ARD-​Sport­be­richt­erstat­tung zum Thema Doping im Rad­sport über­haupt“.

Hans-​Joa­chim Sep­pelt (43) berichtet seit 1985 für die ARD. Seit Anfang der 90er Jahre beschäf­tigt er sich mit Sport­po­litik. 1997 pro­du­zierte er eine Doku­men­ta­tion über Kinder-​Doping in der DDR. Dazu ver­öf­fent­lichte er (zusammen mit Holger Schück) auch ein Sach­buch. Seitdem berichtet er über Doping in der ARD, unter anderem im Polit­ma­gazin „Kon­traste“ sowie in „Tages­schau“, „Tages­themen“ und „Sport­schau“. Von 1992 bis 2006 war er Live-​Reporter für Schwimmen. Nach wie vor wartet und hofft er auf eine Rück­kehr zu seinem Fach­ge­biet.

Der zweite Preis­träger 2006 ist das Team von „Hin­ter­grund Politik“ im Deutsch­land­funk. Es ist die ein­zige Sen­dung im deut­schen Radio, die seit 1990 an allen sieben Wochen­tagen ein Thema durch­ge­hend 20 Minuten lang in einer reinen Wort­sen­dung bear­beitet. Acht Redak­teure und 50 freie Mit­ar­beiter recher­chieren dafür zu tages­ak­tu­ellen Themen und prä­sen­tieren sie von 18.40 bis 19.00 Uhr. Bei­spiel­haft sind Sen­dungen von Andreas Bur­mann über „Unter Beob­ach­tung im Inland – Deut­sche Jour­na­listen im Visier des BND“ und „Pres­se­frei­heit in Deutsch­land – Grund­recht zwi­schen Anspruch und Wirk­lich­keit“, von Marc Thörner über „Gewalt im Irak: Ein Land im Griff der Milizen“, und von Alois Berger über „Wohin mit dem Müll? Die Suche der EU-​Staaten nach einer ein­heit­li­chen Abfall­po­litik“.

Der mit 3000 Euro dotierte Jour­na­lis­ten­preis Leucht­turm wird 2006 zum fünften Mal ver­geben. Bis­he­rige Preis­träger waren unter anderem die WDR-​Fern­seh­jour­na­listen Ingolf Grit­sch­neder und Georg Well­mann, die Erfinder und Macher von Bild­blog.de, Stefan Nig­ge­meier und Chris­toph Schult­heiß, und der Leiter des Medi­en­dienstes epd medien, Volker Lili­en­thal.

Die Preis­ver­lei­hung fand am 9. November 2006 im Rahmen des 11. Main­zer­Me­di­en­Dis­puts im ZDF in Mainz statt. Die Pro­jekt­gruppe des Mainzer Medi­en­dis­puts hat in diesem Jahr eine neue Studie zum Thema „Die Con­tent-​Falle – Jour­na­lismus in der digi­talen Medi­en­welt“ her­aus­ge­geben, die Sie auf dieser Seite finden.

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