PR und Journalismus

Journalist:innen, die sich bei Netzwerk Recherche engagieren, bemühen sich seit Jahrzehnten um mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit im Journalismus. In den vergangenen Jahren sind Interessenkonflikte, die sich aus Nebentätigkeiten von Journalist:innen ergeben können, immer wieder öffentlich diskutiert worden. Der Vorstand des Netzwerk Recherche hat deshalb die „Leitlinie Journalismus und PR“ erarbeitet, welche Journalist:innen als Orientierungshilfe dabei helfen soll, Interessenkonflikte zu erkennen und zu vermeiden.

Zu einem weiteren wichtigen Themengebiet von Netzwerk Recherche gehört die Auseinandersetzung mit den Einflüssen von Öffentlichkeitsarbeit/Public Relations auf journalistische Inhalte. In seinem Positionspapier zum Verhältnis von PR und Journalismus fordert nr: „PR-Einfluss auf Journalismus muss drastisch zurückgedrängt werden.“

In seinem Positionspapier „Die Macht der Pressesprecher – und die Rolle der Journalisten“ benennt Netzwerk Recherche Probleme im Verhältnis von Pressesprechern und Journalisten. Das Papier enthält ein Wörterbuch für Journalisten – PR-Sprech übersetzt in Klartext.

Eine Kurzstudie zum Thema Journalismus und Korruption präsentierte Netzwerk Recherche am 16.07.2013. Die Publikation „Gefallen an Gefälligkeiten“ ist eine Kooperation mit der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland, dem Institut für Journalistik der TU Dortmund und der Otto-Brenner-Stiftung.

„Journalismus in der Berliner Republik – Wer prägt die politische Agenda in der Bundeshauptstadt?“: Eine empirische Studie über den Zustand des Hauptstadtjournalismus veröffentlichte Netzwerk Recherche zusammen mit den beiden Autoren, dem Medienforscher Leif Kramp und Kommunikationswissenschaftler Dr. Stephan Weichert.

Zum Thema Korruption in Deutschland sind Fakten, Trends und Gegenstrategien in der Broschüre „Schatten der demokratischen Gesellschaft“ zusammengefasst. Die Ergebnisse einer Tagung über Korruption im Lokaljournalismus enthält die Studie „Das große Schweigen? Korruption und die Rolle des Lokaljournalismus“ .

Leitlinie Journalismus und PR

Die „Leitlinie Journalismus und PR“ wurde am 19. Juli 2024 von der Mitgliederversammlung beschlossen.

Das Netzwerk Recherche problematisiert in dieser Leitlinie all jene Leistungen als PR, die einer nicht-journalistischen Organisation dabei helfen, für sich und ihre Produkte, Dienstleistungen und Botschaften Öffentlichkeit herzustellen – auch, wenn dies ohne Honorar geschieht.

Im Klartext: Wer Pressemitteilungen schreibt oder Veranstaltungen organisiert, macht PR.
Wer für eine Organisation als Sprecher:in kommuniziert oder für Publikationen von Organisationen medial tätig wird, die keine unabhängigen Medien sind, macht PR. Wer Medientrainings für Politiker:innen oder Unternehmenschef:innen anbietet, macht PR.

Dies gilt auch für Arbeit, die nicht bezahlt wird – denn auch ohne Bezahlung stellen die Betroffenen für die Organisation eine Öffentlichkeit her, stellen sich also in die Dienste dieser Organisation und helfen dabei, möglicherweise interessengeleitete Informationen zu verbreiten. Zu hergestellter Öffentlichkeit beizutragen, die Partikularinteressen in ein möglichst gutes Licht rücken soll, ist ein Grundwiderspruch zu den Standards des Journalismus, der stets die Allgemeinheit im Blick hat und Informationen und Interessen kritisch abwägt. Ausnahmen sehen wir als Netzwerk Recherche bei Unterstützung im privaten Umfeld, etwa für die Fußballmannschaft der Kinder oder den lokalen Kirchenchor.

Es geht Netzwerk Recherche mit seiner „Leitlinie Journalismus und PR“ im Kern darum, Journalist:innen für Interessenkonflikte aller Art zu sensibilisieren. Wir alle sollten schon den Anschein von Befangenheit und Instrumentalisierung vermeiden. Aber: Die Leitlinie ist kein normatives Verbot, auch nicht für NR-Mitglieder. Weiterlesen

Neuer Greenhouse Report erschienen: Wie unabhängig kann der Games-Journalismus berichten?

Im Greenhouse Report Nr. 2 geht Maximilian Fischer der Frage nach, wie unabhängig der Gaming-Journalismus berichten kann. (Grafik: Ute Lederer)

Im Greenhouse Report Nr. 2 geht Maximilian Fischer der Frage nach, wie unabhängig der Gaming-Journalismus berichten kann. (Grafik: Ute Lederer)

Der zweite Greenhouse Report von Netzwerk Recherche ist erschienen und beschäftigt sich mit der Unabhängigkeit der Berichterstattung von Videospiel-Magazinen. Autor Maximilian Fischer untersucht darin, wie die Gaming-Industrie versucht, Recherchen zu beeinflussen und die Berichterstattung zu steuern. Er zeigt auf, wie die großen, anzeigenfinanzierten Videospielmagazine auf die (versuchte) Einflussnahme reagieren, und wirft einen Blick auf die Rolle kleiner, publikumsfinanzierter Indie-Medien.

„Computerspiele sind mehr als Unterhaltung. Sie prägen den Blick auf die Welt, können beim Lernen helfen, sorgen für gigantische Umsätze. Deshalb hat die Branche die kritische Begleitung durch den Journalismus verdient“, sagt NR-Geschäftsführer Dr. Thomas Schnedler über die neueste Veröffentlichung aus dem Grow Greenhouse, dem Zentrum für gemeinnützigen Journalismus und Medienvielfalt von Netzwerk Recherche. „Die herausgearbeiteten Probleme sind auch für andere Bereiche des Journalismus relevant. So etwa die Transparenz beim Thema Pressereisen oder auch die Trennung von redaktionellen Inhalten und Werbung.“ Weiterlesen

„Zahllose Grenzfälle sind denkbar“

nr-Vorstandsmitglied Thomas Schnedler sprach auf der Fachtagung “Öffentlichkeit machen” des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) zum Thema “Doppel-Ich: Journalismus und/oder PR” und appellierte an die Teilnehmer, sich für eine Berufswelt zu entscheiden: “Public Relations oder Journalismus. Schluss mit dem Doppel-Ich.”

Rede auf der DJV-Tagung “Öffentlichkeit machen”: Thomas Schnedler: „Zahllose Grenzfälle sind denkbar“ [PDF]