Verschlossene Auster 2002 für Otto Schily

veröffentlicht von Netzwerk Recherche | 23. Oktober 2014 | Lesezeit ca. 2 Min.

Bundesinnenminister Otto Schily bekommt den Negativpreis für den schlimmsten Infoblocker des Jahres wegen seines restriktiven Umganges mit den Medien

Für seinen restriktiven Umgang mit den Medien erhielt der Bundesinnenminister als erster vom Netzwerk Recherche die Negativ-Auszeichnung „Verschlossene Auster“. Schily nahm den Preis auf der Jahrestagung des Netzwerks entgegen.

Schily gewann seinem Negativ-Preis noch etwas Positives ab. Das Netzwerk hätten ihm genau so gut eine Goldene Miesmuschel verleihen können, „also lieber die Auster“, sagte Schily in seiner Gegenrede zur Laudatio des früheren ZDF-Moderators Ulrich Kienzle.

In der Laudatio begründete Kienzle für das Netzwerk Recherche die Vergabe an Schily damit, dass auf diese Weise der restriktive Umgang des Ministers mit den Medien bewertet werde. Er erhalte die Kleinskulptur für seine häufige Ablehnung von Interviewanfragen zu kritischen Themen und für die Blockade des „Informationsfreiheits-Gesetzes“. Von Schily kein Interview zu bekommen, gelte inzwischen als „journalistisches Statussymbol“, spottete Kienzle.

„Es gibt nicht nur die freie Arztwahl, es gibt auch keinen Zwang, einem bestimmten Journalisten ein Interview zu geben“, konterte Schily. Er nutzte die Gelegenheit zur Medienkritik: „Mir wird der Satz zugeschrieben, „Das Boot ist voll““, den Satz gebe es aber nicht von ihm in Interviews.

Kienzle kritisierte in seiner Laudatio die „Christianisierung der politischen Berichterstattung“ in den Talk-Shows. Schily hingegen verteidigte das Fernsehformat, der Vorteil solcher Interviews sei, dass sie live seien. „Herr Stoiber hat eine ganz andere Erfahrung gemacht“, witzelte er mit Blick auf den viel gescholtenen Auftritt des Unions- Kanzlerkandidaten bei Sabine Christiansen.

Doch der Minister gelobte in Hamburg auch Besserung. Als Konsequenz der Verleihung des Preises gab er das Versprechen, künftig wieder zeitkritischen Fernseh-Magazinen Interviews zu gewähren.

Der Vorsitzende des Netzwerk Recherche, Thomas Leif, begrüßte Schilys Auftritt. Mit ihm habe sich erstmals ein Bundesminister ausführlich mit den Problemen von Journalisten auseinandergesetzt. Schilys Bereitschaft, sich der Medienkritik zu stellen, sei „vorbildlich“ und wegweisend für das Anliegen, ein „Umdenken der Politiker mit den Medien“ zu befördern.

Infos
Menu