Amal, Hamburg! Lokaljournalismus-Projekt gestartet
„Was in unserem Herkunftsland passiert, erfahren wir aus den Medien auf Englisch oder in unserer Muttersprache – aber nicht, was hier in Hamburg geschieht“, sagt Omid Rezaee. Er ist Redaktionsleiter von Amal, Hamburg! Das neue Nachrichtenportal will dafür sorgen, dass sich das ändert. Mit Lokalnachrichten auf Arabisch und Persisch möchte es Hamburgern mit Migrationsgeschichte, „den Newcomern“, wie Rezaee sie nennt, die Teilhabe am städtischen Leben erleichtern.
Bei einer Auftaktveranstaltung der Körber-Stiftung wurde das Online-Portal nun vorgestellt – im Beisein von Dr. Carsten Brosda, Hamburger Senator für Kultur und Medien, Bischöfin Kirsten Fehrs und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Sie alle unterstützen das Projekt, dessen Name „Hoffnung“ bedeutet und das unter amalhamburg.de rund 50.000 Menschen aus Afghanistan, Syrien, Irak und Iran, die in Hamburg leben, mit Informationen aus der Hansestadt versorgen wird.
Brosda lobt Amal, Hamburg! dafür, dass es Menschen mit Fluchtgeschichte hilft, “dem Verlust der Teilhabe durch Sprache” entgegenzuwirken, nachdem sie bereits Heimat, Familie und Freunde verloren haben (seine Rede hier). Das sei laut ihm “insbesondere in der Ankunftsphase eine wichtige Hilfe”. Außerdem hebt er die Bedeutung hervor, dass Amal, Hamburg! vor allem für das Handy gedacht ist. Denn laut Medienwissenschaftlern können “Smartphones zu einer Art zweiten Flucht führen”, indem Ereignisse aus der realen in die virtuelle Welt weitergeleitet werden. Doch mit hiesigen Informationen tritt die neue Nachrichtenplattform dem entgegen und hilft sogar eher beim Heimisch-Werden.
Doch Amal, Hamburg! ist keine neue Idee, sondern orientiert sich an dem Modell Amal, Berlin!, das schon seit zwei Jahren online ist und Menschen auf Arabisch und Farsi/Darsi mit Nachrichten aus der Hauptstadt versorgt. Zehn JournalistInnen aus Afghanistan, Ägypten, Syrien und dem Iran berichten über alles, was in Berlin und Deutschland wichtig ist. Sie sind alle gemeinsam zum Launch von Amal, Hamburg! gefahren, um ihre kleine Schwester zu unterstützen. „So eine tolle Eröffnungsveranstaltung hatten wir nicht“, sagt Khalid Alaboud mit einem gönnerischen Grinsen, „ich freue mich sehr für sie.“
Die Redaktion von Amal, Hamburg! ist aber deutlich kleiner. Neben Rezaee, der extra für das Portal von Berlin in die Hansestadt gewechselt ist, gehören noch die afghanische Journalistin Nilab Langar und Ahmad Alrifaee aus Syrien zum Team. Letzterer kümmert sich um alles, was mit Social Media, Fotos und Bewegtbild zu tun hat. „Das ist auch super wichtig für unsere Zielgruppe“, sagt Alrifaee, “weil sie vieles dadurch besser verstehen können.” Die Themen reichen von den Alsterschwänen über Nahverkehr bis hin zum Leben von Kindern mit Migrationshintergrund zwischen beiden Welten.
Und natürlich auch Fußball, wie könnte es anders sein in Hamburg. Passend dazu sind im zweiten Teil der Veranstaltung auch noch Shabnam Rohin, Spielerin der afghanischen Frauen-Nationalmannschaft, Mohammad Marfarvi, Trainer des HSV-Beachsoccer-Teams und Fußball-Legende Ewald Lienen, Technischer Direktor des FC St. Pauli zu Gast. Bevor sie darüber sprechen, wie Fußball der Integration dienen kann, wird zur Einstimmung noch ein Video von Amal, Hamburg! gezeigt. Darin erzählen Hamburger mit Migrationsgeschichte, für welchen Fußballverein ihr Herz schlägt. Einige können sich gar nicht entscheiden, einer will Fußball und Politik unbedingt trennen und die meisten sind von ganz anderen Vereinen Fans. Das sorgt für Schmunzeln und Lacher bei den rund 250 Gästen. Die dürfen am Ende auch das, worum es „Amal, Hamburg“ geht: sich austauschen.