Aufklärung im Altenheim
Von Sofia Faltenbacher und Christina Hertel, DJS
Nonprofit-Journalismus – kann es in Deutschland gar nicht geben, zumindest rechtlich nicht. Spenden an journalistische Projekte können nicht von der Steuer abgesetzt werden, anders als Spenden an Greenpeace oder die Caritas. Wer trotzdem als Journalist gemeinnützig arbeiten will, schafft das nur durch Hintertüren. Oder durch einen Abstecher ins Altenheim.
Die Blogger von topfvollgold schreiben eigentlich über Fehler der Regenbogenpresse. Seit wenigen Wochen sind sie gemeinnützig und wollen jetzt in Seniorenheime gehen. Denn: Leser der Klatschblätter sind meist weiblich und über 70. Mit ihnen wollen sie über falsche Behauptungen in den Zeitschriften reden. „Nicht mit erhobenem Zeigefinger, vielleicht bei einem Kaffeekränzchen“, sagt Moritz Tschermak, einer der beiden Gründer.
Der FDP-Abgeordnete Thomas Nückel findet, dass auch schon gründliche Recherche ein Dienst an der Gesellschaft ist. Er will in Nordrhein-Westfahlen erreichen, dass Journalismus auch ohne Zusatzprojekte wie der Aufklärung von Senioren gemeinnützig sein kann. Denn: Journalisten wollen etwas bewegen, genauso wie Nonprofit-Organisationen.
Tschermak von topfvollgold kam die Idee für seinen Blog im Supermarkt. „Diese vielen bunten Blätter, stumpfsinniger Mist unter dem Deckmantel des Journalismus – da muss jemand hinschauen.“ Ein Anliegen, für das man brennt, braucht es, damit man sich von der Bürokratie nicht abschrecken lässt. „Die vom Finanzamt können pingelig sein“, sagt Tschermak. Deshalb rät er: Vor dem Notartermin prüfen lassen, ob der Antrag durchgeht.
Kann man nach all den Formalitäten dann Geld verdienen? Correctiv war Deutschlands erstes gemeinnütziges Recherchebüro. Es wird von Stiftungen und Beiträgen einiger Hundert Mitglieder finanziert. „Ideal wäre natürlich ein komplett durch Mitglieder finanziertes Projekt, aber das gibt es kaum“, sagt Geschäftsführer Christoph Humborg.
In diesem Jahr will er eine halbe Million Euro an Mitgliederbeiträgen einnehmen. Das sei realistisch, sagt er. Und er weiß auch: „Dass wir bald genauso groß sind wie öffentlich-rechtlicher und kommerzieller Journalismus, ist utopisch.“