Panel „Die Entlarvung des ADAC – Wie Journalisten einen Giganten stürzten“ mit Uwe Ritzer und Julia Stein (Foto: Benjamin Richter)

Sprach man in den letzten Jahren vom ADAC, so sprach man von einem Club mit 19 Millionen Mitgliedern. Knapp 25 Prozent der deutschen Bevölkerung also. Eine Marke, der man blind vertraute: Wenn der ADAC sagte, der Kindersitz sei sicher, dann war er das auch. Der Autoclub war wie Nivea, er brauchte keine Marketingstrategie. Wer mit dem Auto liegen blieb, konnte sicher sein, dass die Gelben Engel kommen und helfen.

Nach den Enthüllungen der letzten Monate ist dieses blinde Vertrauen in den ADAC deutlich erschüttert, sagen zwei Journalisten, die die Aufdeckungen ins Rollen gebracht haben. Auf der nr-Tagung in Hamburg erzählen Uwe Ritzer und Bastian Obermayer (beide Süddeutsche Zeitung) vom Beginn ihrer Recherchen, der Informantensuche und warum sie selbst mit der heftigen Reaktion der Medienöffentlichkeit nicht gerechnet haben. „Mit der ganzen Seite Drei der SZ war uns schon klar, dass die Geschichte Aufmerksamkeit bekommt. Aber es waren keine Breaking News, die dringend auf die erste Seite gehört hätten“, sagt Uwe Ritzer.

Ein Mal losgetreten, sprang jedes Medium auf den Zug auf. Immer mehr Informationen kamen ans Licht, Mitglieder traten aus – allerdings auch neue ein. Die Frage ist: Wie sehr hat der ADAC dauerhaft durch die Affäre und das eigene schlechte Krisenmanagement gelitten? Zumindest Obermayer und Ritzer sind sich einig, dass der Ruf des Automobilclubs für die nächsten Jahre, wenn nicht für immer, ramponiert sei. Man müsse allerdings zwischen dem ADAC als Pannenhelfer und dem ADAC als profitorientiertem Konzern und politischem Einflussnehmer unterscheiden. Das Ansehen des Ersteren hat offenbar kaum gelitten: Noch immer vertrauen die Deutschen auf die Pannenhelfer. Wie Obermayer betont, war ihr Artikel in der Südddeutschen auch „keine Kompetenzkritik“. Der Konzern und das ‚ADAC-Sicherheitssiegel‘ haben allerdings definitiv an Wert und Image verloren.