Die gefal­lenen Engel

ver­öf­fent­licht von Günter Bartsch | 4. Juli 2014 | Lese­zeit ca. 2 Min.

Panel „Die Ent­lar­vung des ADAC – Wie Jour­na­listen einen Giganten stürzten“ mit Uwe Ritzer und Julia Stein (Foto: Ben­jamin Richter)

Sprach man in den letzten Jahren vom ADAC, so sprach man von einem Club mit 19 Mil­lionen Mit­glie­dern. Knapp 25 Pro­zent der deut­schen Bevöl­ke­rung also. Eine Marke, der man blind ver­traute: Wenn der ADAC sagte, der Kin­der­sitz sei sicher, dann war er das auch. Der Auto­club war wie Nivea, er brauchte keine Mar­ke­ting­stra­tegie. Wer mit dem Auto liegen blieb, konnte sicher sein, dass die Gelben Engel kommen und helfen.

Nach den Ent­hül­lungen der letzten Monate ist dieses blinde Ver­trauen in den ADAC deut­lich erschüt­tert, sagen zwei Jour­na­listen, die die Auf­de­ckungen ins Rollen gebracht haben. Auf der nr-​Tagung in Ham­burg erzählen Uwe Ritzer und Bas­tian Ober­mayer (beide Süd­deut­sche Zei­tung) vom Beginn ihrer Recher­chen, der Infor­man­ten­suche und warum sie selbst mit der hef­tigen Reak­tion der Medi­en­öf­fent­lich­keit nicht gerechnet haben. „Mit der ganzen Seite Drei der SZ war uns schon klar, dass die Geschichte Auf­merk­sam­keit bekommt. Aber es waren keine Brea­king News, die drin­gend auf die erste Seite gehört hätten“, sagt Uwe Ritzer.

Ein Mal los­ge­treten, sprang jedes Medium auf den Zug auf. Immer mehr Infor­ma­tionen kamen ans Licht, Mit­glieder traten aus – aller­dings auch neue ein. Die Frage ist: Wie sehr hat der ADAC dau­er­haft durch die Affäre und das eigene schlechte Kri­sen­ma­nage­ment gelitten? Zumin­dest Ober­mayer und Ritzer sind sich einig, dass der Ruf des Auto­mo­bil­clubs für die nächsten Jahre, wenn nicht für immer, ram­po­niert sei. Man müsse aller­dings zwi­schen dem ADAC als Pan­nen­helfer und dem ADAC als pro­fit­ori­en­tiertem Kon­zern und poli­ti­schem Ein­fluss­nehmer unter­scheiden. Das Ansehen des Ers­teren hat offenbar kaum gelitten: Noch immer ver­trauen die Deut­schen auf die Pan­nen­helfer. Wie Ober­mayer betont, war ihr Artikel in der Südd­deut­schen auch „keine Kom­pe­tenz­kritik“. Der Kon­zern und das ‚ADAC-​Sicher­heits­siegel‘ haben aller­dings defi­nitiv an Wert und Image ver­loren.

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