Die Quo­ten­frau

ver­öf­fent­licht von Gast­bei­trag | 5. Juli 2014 | Lese­zeit ca. 3 Min.

Panel „Jung, weib­lich, digital – Bestimmen Frauen die Online-​Zukunft?“ mit Frauke Böger, Bar­bara Hans, Anita Zie­lina (v.l.n.r., Foto: Fran­ziska Senkel)

Ginge es nach Frauke Böger von taz.de, hieße das Arbeits­motto der deut­schen Redak­tionen: „Qua­lität statt Quote“. Fragt man dagegen Annette Bruhns von „Pro­Quote“, gäbe es schon lange eine ver­bind­liche Frau­en­quote in deut­schen Redak­tionen.

Die beiden Frauen, jung, weib­lich und digital unter­wegs, bilden Gegen­po­si­tionen in einer Debatte, die seit über zwei Jahren Deutsch­land pola­ri­siert: die Frage nach der Quo­ten­frau. Die auch vor dem Jour­na­lismus nicht Halt macht. Nicht vor Print-​Redak­tionen. Nicht vor Online-​Redak­tionen.

„Die Debatte um die Frau­en­quote an sich ist wichtig“, sagt Bar­bara Hans. „Man muss sich heut­zu­tage recht­fer­tigen, wenn man keine Frauen beschäf­tigt.“

Trotzdem sind Frauke Böger (taz.de), Bar­bara Hans (Spiegel Online) und Anita Zie­lina (stern.de) gegen eine Frau­en­quote nach Bruhns‘ Vor­stel­lungen. Mehr Frauen in Füh­rungs­po­si­tionen, das ja, aber bitte ohne „Alibi-​Quote“, wie Anita Zie­lina sie nennt. Statt­dessen müssten bes­sere Rah­men­be­din­gungen geschaffen werden, die es Frauen ermög­li­chen, Beruf und Familie zu ver­einen.

Für die drei jungen Frauen spielt da der Online-​Jour­na­lismus eine wich­tige Rolle: Der Grund ist simpel, online sei neu, so Anita Zie­lina, Online forme sich gerade erst als gleich­wer­tiges Medium zu Print, TV und Radio. „Außerdem ist bei Online der Rhythmus ein anderer. Da gibt es keinen starren Zeit­plan mit fest­ge­legten Redak­ti­ons­kon­fe­renzen, son­dern da plant man den Tag danach, wann die anderen ihre Kinder abholen müssen“, meint auch Frauke Böger.

Dass dieses Kon­zept auf­geht, zeigen die Zahlen: Die Redak­tion von stern.de besteht zu 35 Pro­zent aus Frauen, die Print­re­dak­tion dagegen nur zu 19,4 Pro­zent. Ähn­lich ist es bei der Süd­deut­schen Zei­tung: Neun Pro­zent Frauen in der Print­re­dak­tion, 32 Pro­zent in der Online­re­dak­tion. Den­noch drängt sich als Ant­wort auf die Frage, ob Online-​Jour­na­lismus eine Chance für Frauen dar­stellt, eine kri­ti­sche Frage auf: „Ist das so, weil wir Online bisher noch weniger zutrauen als Print?“, fragte Ulrike Schweitzer vom WDR.

Ob es eine Quote braucht, um Frauen stärker in den Jour­na­lismus zu inte­grieren, blieb auf dem Podium der nr-​Kon­fe­renz offen. Kon­krete Pläne scheint es nicht zu geben, den­noch würden sogar die Männer zugeben, dass ein „Gene­ra­tio­nen­wandel im Gange“ sei, so Chris­toph Reuter vom Spiegel.

Viel­leicht ist es ein­fach an der Zeit, abzu­warten und der Frau­en­quote die Chance zu geben, sich selber zu ent­wi­ckeln. Immerhin liegt in jour­na­lis­ti­schen Aus­bil­dungen und Stu­di­en­gängen der Anteil von jungen Frauen bei rund 68 Pro­zent – genug Poten­tial also, aus dem später geschöpft werden kann. Und viel­leicht dis­ku­tieren wir ja in zehn Jahren schon über eine Män­ner­quote.

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