Vier Fragen an… Sebastian Mondial

Sebastian Mondial (Foto: Raphael Hünerfauth)

1. Welche besonderen Herausforderungen stellen sich für Datenjournalisten in Deutschland?
Die aktuelle Herausforderung könnte darin liegen, dass es zwar immer mehr Daten gibt, aber viele Datenjournalisten aus ökonomischen und strukturellen Gründen den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Also sich um Themen kümmern, bei denen die Daten einfach erschließbar sind. Ich persönlich arbeite seit 2007 im Journalismus und habe es häufiger erlebt, dass die einfacheren Themen mehr Spaß machen und man aus dem Unterbewusstsein heraus die Schwierigen liegen lässt. Das ist ein Phänomen, mit dem man sich auseinandersetzen sollte: Ob es sich nicht doch lohnt, auch Sachen zu machen, die nicht so gemütlich sind.

2. Wo können Datenjournalisten mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten?
Die Zusammenarbeit ist kontinuierlich gegeben. Wissenschaftler sind die besten Ansprechpartner für Journalisten, wenn sie ihre “Conflicts of interest” offenlegen können und mit ihnen über Sachzusammenhänge sprechen. Besonders im Bereich der statistischen Auswertung: Wenn es um große, komplexe Zahlen und Modelle geht, muss man mit Wissenschaftlern aus dem Gebiet sprechen. Wenn man das nicht tut, ist man halt töricht.

3. Wie sollte man den Datenjournalismus in Deutschland fördern?
Meine harte Meinung ist, dass es ein wenig sein könnte, wie mit dem Aussterben der Dinosaurier: Es kommen mit der Zeit einfach Leute, die aufgrund ihrer Ausbildung datenzentrierter sind, sodass keine Förderung notwendig ist. Wenn außerdem ältere Kollegen sich die Fähigkeit bewahrt haben, neue Dinge zu lernen, ist das super. Dann sind sie in dieser Veränderungswelle dabei.

4. Wo sind die Grenzen des Datenjournalismus vor dem Hintergrund jüngster Datenschutzdebatten?
Es hängt viel damit zusammen, dass der Schutz der Privatsphäre gegen diese Daten existiert. Journalisten würden sie so gerne analysieren, sodass ein Verhältnis entsteht, bei dem es Jahr um Jahr darum geht, ob man damit etwas verbessern könnte, wenn man sie kennt. Werden zentral Daten gesammelt, wie viele Leute Keuchhusten haben, und werden diese auf einer Karte dargestellt, kann das nützlich sein. Man könnte aber eventuell auch Sachen sehen, die die Privatsphäre bedrohen. Wenn man ran zoomt, kann man zum Beispiel das Haus eines Betroffenen erkennen. Auf der anderen Seite gibt es unsagbar viel mehr privater Daten, an die Journalisten gerne rankommen würden, sich aber diktieren lassen müssen, wie sie damit umgehen. Bei diesem Spannungsfeld frage ich mich, ob es nicht bessere öffentliche Strukturen geben muss, die das regeln.