Vier Fragen an… Jennifer LaFleur, Senior Editor Center of Investigative Reporting

Jennifer LaFleur (Foto: Raphael Hünerfauth)

1. Welche besonderen Herausforderungen stellen sich für Datenjournalisten in Deutschland – auch im Unterschied zu den USA?
Nicht alle Daten, die einmal erhoben wurden, sind öffentlich verfügbar. Grund dafür ist vor allem Datenschutz. Es ist verständlich, dass die Leute ihre privaten Daten schützen wollen. Aber uns bindet das die Hände. Eine vollständige Recherche ist unter diesen Bedingungen kaum möglich. In Deutschland ist das noch schwieriger als in den USA, aber ich denke, das wird sich bessern. Technisch gibt es kaum noch Grenzen: Man braucht nicht mehr als einen Laptop und ein einfaches Programm und jeder kann Daten analysieren – auch ohne teure Software.
2. Wo könnten Datenjournalisten mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten?
Wissenschaftler sind eine wichtige Quelle. Sie haben Möglichkeiten, Daten zu ermitteln, die wir aus zeitlichen Gründen gar nicht haben. Trotzdem sollten Datenjournalisten Ihnen über die Schulter schauen und von Ihnen lernen. Man kann so viel Zeit und Aufwand sparen und die Sorgfalt der Arbeit sicher stellen.

3. Wie sollte man den Datenjournalismus fördern?
Wichtig ist, dass investigative Journalisten und Leser zusammenarbeiten! Besonders, wenn man den Medienwandel der USA betrachtet: Es gibt immer mehr spendenfinanzierte Redaktionen, wie z.B. Propublica. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass Datentransparenz hier nur funktionieren kann, wenn die Daten auch gelesen werden. Leseanreiz schaffen, das müssen Redaktionen noch verbessern.

4. Wo sind die Grenzen des Datenjournalismus vor dem Hintergrund jüngster Datenschutzdebatten?
Das ist ein großes Problem! Immer müssen wir den Grad zwischen den Grenzen der Privatsphäre und dem Bedarf des öffentlichen Interesses abwägen. Mir ist es bereits passiert, dass der Staat veröffentlichte Daten rechtlich als zu privat eingestuft hat. Sie wurden gesperrt. Rechtliche Grenzen, die in Amerika je nach Bundesstaat sehr variieren, und menschlicher Verstand sind die zwei Instanzen, auf die sich ein Datenjournalist beziehen muss.