Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche am 13. und 14. Juni 2008 im NDR in Hamburg unter dem Motto: „Wir könn(t)en auch anders – Wenn Recherche wieder wichtig wird“Informations-Treffpunkt und Praxis-Tankstelle für engagierte Journalisten

Wiesbaden. Über den Zustand des Recherche-Journalismus in Deutschland und den Nutzen der Recherche für die Gestaltung von Reportagen werden am 13. und 14. Juni 2008 auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche mehr als 600 Journalisten diskutieren. Die Tagung steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Wir könn(t)en auch anders – wenn Recherche wieder wichtig wird“. Mit dem jährlich stattfindenden größten Journalistenkongress will Netzwerk Recherche Lust auf Recherche machen und zu einer selbstkritischen Debatte über Stärken und Schwächen der Medien ermuntern.

Einen Schwerpunkt bildet am Freitag, 13. Juni 2008, die Reportage. Hier kooperiert Netzwerk Recherche erstmals mit dem „Reporter-Forum”. Auch diese Journalisten-Initiative will die Qualität in den Medien verbessern. Bei der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche werden renommierte Reporter und Reporterinnen wie Alexander Osang („Der Spiegel“), Johanna Romberg („Geo“), Henning Sußebach („Die Zeit“), Stefan Willeke („Die Zeit“) oder Barbara Supp („Der Spiegel“) Workshops anbieten. Im Zentrum steht die Bedeutung einer sorgfältigen Recherche für eine gelungene Reportage.

Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz ist der Zustand des Lokaljournalismus. In mehreren Veranstaltungen wird über das Ausmaß der „örtlichen Betäubung“ diskutiert – über fehlenden Recherchemut, über mangelnde Unterstützung durch Verleger und Chefredakteure, über ausgedünnte Redaktionen und über fatale Arrangements zwischen Lokaljournalisten und den Politik- und Wirtschaftseliten.

Am Abend folgt eine Lesung mit Georg Stefan Troller, Schriftsteller und TV-Legende.

Die Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche wird auch in diesem Jahr wieder ehrenamtlich organisiert und veranstaltet. Nach Einschätzung des Vorsitzenden von Netzwerk Recherche, Dr. Thomas Leif, ist der Hamburger Kongress „das größte Forum für kritische und selbstkritische Debatten zum Zustand des Journalismus und der Medienbranche. In Hamburg wird Tacheles geredet, statt überraschungsfreien Konsensrunden gibt es hier kontroverse Debatten mit Substanz.“

Am Samstag, 14. Juni 2008, werden dann in mehr als 30 Podiumsdiskussionen, Workshops und Erzählcafés aktuelle Konflikte und Herausforderungen der Medien in kontroversen Debatten aufgegriffen. Lutz Marmor, der Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), wird die Konferenz „von Journalisten für Journalisten“ am Samstag mit einer Rede eröffnen.

In den Foren geht es unter anderem um die berufliche Situation freier Journalisten („Macht Schreiben arm?“), um den Einfluss von Leitmedien auf den Mainstream-Journalismus („Wer ist heute Leitmedium?“), um die Qualität der politischen Berichterstattung („Chronisten oder Kampagnenmacher?“), um die Qualität der Journalistenausbildung („Fit für die Zukunft? Nachwuchsjournalisten zwischen Journalismus und PR“) und über die Zukunft des Journalismus im Internet („Wer darf online?“).

In Erzählcafés berichten Autorinnen und Autoren über erfolgreiche Recherchen. Sie rekonstruieren ihr Vorgehen, sprechen offen über Hindernisse und Schwierigkeiten und erklären die Folgen der Recherchen. In den Workshops geben erfahrene Recherche-Journalisten und Experten handwerkliche Tipps für die journalistische Praxis und stehen für einen Erfahrungsaustausch Rede und Antwort. So wird beispielsweise der „Stern“-Reporter Markus Grill seine Methoden bei der Firmenrecherche präsentieren.

An beiden Veranstaltungstagen steht zudem die Online-Recherche im Mittelpunkt weiterer Workshops. Sie widmen sich beispielsweise den Themen Quellenprüfung, Wissensmanagement und Suchmaschinenoptimierung. Auch das „Computer assisted reporting“ (CAR) wird gelehrt, also die computergestützte Auswertung großer Datenmengen zu Recherchezwecken.

Ein Höhepunkt des Medienkongresses ist die Vergabe der „Verschlossenen Auster“. Mit diesem Negativpreis wird einmal im Jahr eine Person oder Institution ausgezeichnet, die sich als hartnäckiger Auskunftsverweigerer und Recherche-Blockierer profiliert hat. Bei den Empfängern soll der Preis einen offeneren Umgang mit Journalisten anregen.

Erstmals wird in diesem Jahr der Peter Hans Hofscheider-Recherchepreis für Wissenschafts- und Medizinjournalismus vergeben. Die Stiftung experimentelle Biomedizin mit Sitz in Zürich vergibt diesen Preis, um besondere Rechercheleistungen und -projekte zu fördern. Ausgezeichnet werden journalistische Arbeiten aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung, die sowohl durch eine saubere Darstellung wissenschaftlicher Fakten als auch durch die Recherche politischer, wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Hintergründe überzeugen.