Nestbeschmutzer

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Verschlossene Auster

Laudator Alfons Kifmann, ehemalige ADAC-Sprecher (Foto: Sebastian Stahlke)

Die „Verschlossene Auster“, der traditionellen Preis für den Informations­blockierer des Jahres, geht 2014 an den ADAC. Die Journalistenorganisation Netzwerk Recherche würdigt damit das Verhalten des Automobilclubs nach den Enthüllungen über Manipulationen beim „Gelben Engel“, dem vom ADAC ausgelobten Autopreis.

„Selten hat ein Preisträger so ‚überzeugend‘ auf kritische Berichterstattung reagiert wie der ADAC nach den ersten Berichten über Missstände beim ‚Gelben Engel‘“, so Netzwerk Recherche in der Begründung. Anstatt aufzuklären, habe der ADAC nach den ersten Enthüllungen in der „Süddeutschen Zeitung“ die Medien pauschal diffamiert. Bei der Preisverleihung des „Gelben Engels“ im Januar 2014 hatte der damalige ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair die Recherchen eine „Schande für den Journalismus“ genannt.

„Als solche robusten Dementi nicht länger haltbar waren, hat sich die ADAC-Führung zwar entschuldigt, Fehler und Defizite wurden aber weiterhin nur scheibchenweise eingestanden“, heißt es in der Begründung weiter: „Bis heute ist von der angekündigten Transparenz bei Deutschlands größtem Verein noch nicht viel zu spüren.“ Weiterlesen

Paul Myers: “I’m a researcher for the BBC”

Paul Myers (Foto: Raphael Hünerfauth)

Paul Myers Arbeit beginnt mit dem immer gleichen Satz: „Finde jemanden für uns.“ Wenn die Recherche für die meisten Journalisten beendet ist, zu schwierig, zu wenig Hinweise, dann fängt sie für Myers erst an. 

Myers ist Internetexperte, Rechercheur und Trainer bei der BBC. Früher wäre er ein klassischer Mann der zweiten Reihe gewesen. Jemand, der im Archiv wühlt, während die Journalisten die großen Geschichten schreiben und den Ruhm ernten. Aber heute hält jemand wie Myers Vorträge in Deutschland, Großbritannien, Norwegen und den Niederlanden, mit hunderten Zuhörern.

Auch an diesem Freitagnachmittag steht Myers auf einer Bühne, die Sitze vor ihm sind bis auf den letzten besetzt. Myers trägt ein St.-Pauli-Trikot, am Bauch spannt es ein wenig. Ein Zuschauer hat Bedenken: Müsse Myers denn nicht erwähnen, dass jedes Mal, wenn jemand mit Hilfe von google recherchiert, die NSA mithöre? Stimmt, sagt Myers. Einmal habe er eine Geschichte über britische Verteidigungspolitik recherchiert. Er war der IP-Adresse des Verteidigungsministeriums auf der Spur, als sein Handy anfing zu klingeln. Eine halbe Minute klingelte es, bis er auf Google ging und in die Tastatur tippte: „I’m a researcher at the BBC.“ Myers grinst: „Dann ging das Telefon aus.“ Ungläubige Pause. Das Publikum lacht. Weiterlesen

„Seien Sie lästig!“

Es gibt zu wenige fest angestellte Auslandskorrespondentinnen. Doch sind dafür verkrustete, männliche Machtstrukturen verantwortlich? Oder müssen die Frauen lauter Wort ergreifen, wenn sie ins Ausland möchten? 

Unter den leitenden Auslandsreportern der ARD sind nur 20 Prozent Frauen, beim ZDF ist es gerade mal jede Sechste. Das ist problematisch, findet Spiegel-Redakteurin und ProQuote-Vorsitzende Annette Bruhns, würden doch gerade im Ausland „Karrieren gestartet und gemacht“. Antonia Rados kann das bestätigen. Als sie in den 1970er-Jahren beim ORF einstieg, seien für Frauen in den Medien Karrieren nicht vorgesehen gewesen. „Als ich jung war, musste man sich als Frau Lücken schaffen, seinen eigenen Job kreieren.“ Rados ging auf eigene Faust ins Ausland, wurde Korrespondentin in Südamerika, Afrika und im Nahen Osten. Dort wurde sie zur preisgekrönten Kriegsreporterin. Dass die Auslandspositionen im Journalismus auch heute noch eine Männerdomäne sind, hat für Rados eine klare Ursache: „Im Kreis der Macht“, wo Personalentscheidungen getroffen werden, seien noch immer hauptsächlich Männer vertreten. „Seilschaften spielen eine große Rolle“, sagt Rados. Weiterlesen