Newsletter Netzwerk Recherche 240 vom 13.12.2024

Liebe Kolleg:innen,

was für ein Jahr! Das haben wir uns in 2024 sicher alle nicht nur einmal gedacht. Ein Jahr, in dem sich das Politikkarussell gefühlt noch einmal doppelt so schnell gedreht hat wie sonst.

Was 2024 aber auch war: ein Jahr der großen politischen Recherchen. Für Deutschland begann es mit dem Geheimtreffen der Rechten in Potsdam und endete mit dem D-Day der FDP. In beiden Fällen war die Öffentlichkeit ganz nah dran – dank gewagter und akribischer Recherchen von Kolleg:innen. Und das sind nur zwei prägende Beispiele für viele tolle (Investigativ-)Recherchen in diesem Jahr.

Für mich sind solche Recherchen und die Reaktion der Menschen darauf, ein Grund für Zuversicht, denn 2025 wird nicht weniger spannend und herausfordernd für die Welt und den Journalismus. Trump wird in den USA das Regieren übernehmen, in Deutschland erwartet uns ein kurzer, aber heftiger Wahlkampf. Was sicher ist: journalistisch wird es eine Menge zu tun geben! Ich hoffe, ihr könnt die kommenden Wochen nutzen, um einmal durchzuschnaufen und neue Kräfte zu sammeln.

Diese Zeit ist auch eine super Gelegenheit, um Ideen für die nächste NR-Jahreskonferenz zu entwickeln. Ab jetzt, bis zum 12. Januar, können Vorschläge eingereicht werden, wir freuen uns auf viele gute Ideen! Und ich freue mich schon jetzt, wo es draußen um vier dunkel wird, mit vielen von euch im Juni in Hamburg bis zum späten Abend zusammenzustehen. Um voneinander zu lernen, hinter die Kulissen der wichtigsten Recherchen des Jahres zu blicken – und konstruktiv über aktuelle Entwicklungen im Journalismus zu streiten. Darauf, dass 2025 ein gutes Jahr wird.

Eure
Elisa Simantke Weiterlesen

Die Editor’s Picks des Global Investigative Journalism Network 2024

Bruch der Ampel-Koalition, Erdgas-Greenwashing, Europas drohende Opioidkrise und #Metoo an deutschen Unis

von Sarah Ulrich, Global Investigative Journalism Network/Netzwerk Recherche
 

Der Originalbeitrag auf Englisch findet sich hier.

Das Jahr 2024 war in vielerlei Hinsicht turbulent und eine Herausforderung für Journalist:innen auf der ganzen Welt, insbesondere in den unter Krieg leidenden Regionen.

Auch in Deutschland wurde viel über die Rolle der Medien diskutiert. Schon zu Beginn des Jahres zog die sogenannte „Geheimplan”- Recherche von GIJN-Mitglied CORRECTIV Aufmerksamkeit auf sich. Darin legten die Reporter:innen die Verbindungen zwischen rechtsextremen Gruppen und der AfD offen. Die Recherchen deckten auf, wie Neonazis, hochrangige AfD-Mitglieder und prominente Akteure aus der Wirtschaft Pläne diskutierten, Millionen von Menschen aus Deutschland abzuschieben. Wie das Team dabei vorgegangen ist, lest ihr hier.

Die Recherchen lösten zwar Massenproteste gegen die AfD und die extreme Rechte aus, doch konnten auch diese nicht verhindern, dass die AfD bei Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen Erfolge verzeichnete. Für Journalist:innen erschwert dieses gesellschaftliche Klima zunehmend die Arbeitsbedingungen, fördert Desinformation im Netz und führt zu steigenden physischen Bedrohungen sowie wachsendem Misstrauen gegenüber der Presse bis hin zu Angriffen auf Reporter:innen.

Trotz der angespannten Lage war auch 2024 ein starkes Jahr für investigativen Journalismus im deutschsprachigen Raum. Reporter:innen recherchierten zu vielfältigen Themen – vom Bruch der Ampel, über die sich ausbreitende Opioidkrise, Menschenhandel im Netz oder #Metoo an deutschen Hochschulen. Im Folgenden lest ihr unsere Auswahl der besten deutschsprachigen Recherchen im Jahr 2024.

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NEU: Der GIJN Investigativ-Check

Die neue Videoreihe von und für Journalist*innen

 

Neben dem 28. September gilt in den USA auch der 16. März als Tag der Informationsfreiheit. Das möchten wir zum Anlass nehmen, die neue Videoreihe des Global Investigative Journalism Network (GIJN) in Kooperation mit Netzwerk Recherche zu starten.

Der GIJN Investigativ-Check behandelt diverse Recherchetipps für Investigativjournalist*innen.

Für das erste Video zum Thema „Informationsfreiheit als Recherche-Tool” sprach GIJN Deutsch-Editor Sarah Ulrich mit Vera Deleja-Hotko von Frag den Staat.

 

Wir als Netzwerk Recherche setzen uns für Informationsfreiheit und Auskunftsrechte ein, z.B. für die Auskunftsansprüche von Journalist:innen gegenüber Ministerien, Behörden und öffentlichen Unternehmen.

Editors Picks GIJN 2023

Machtmissbrauch, Anschläge, Russische Oligarchen: Das sind die besten Recherchen aus dem Jahr 2023

Ausgewählt von Sarah Ulrich, Global Investigative Journalism Network/Netzwerk Recherche

Der Originalbeitrag auf Englisch findet sich hier

Dieser Jahresrückblick fängt mit einer guten Nachricht an: 2023 war das Jahr der Kooperationen. Investigativredaktionen in Deutschland haben sich mit Kolleg*innen, internationalen Partner*innen und lokalen Communities zusammengetan, um in Millionen von Dokumenten zu wühlen, Katastrophen zu rekonstruieren oder tief in strukturelle Probleme einzutauchen. Ob mutmaßlicher Missbrauch durch einen Musiker, Ausbeutung von Arbeiter*innen, russischer Einfluss auf Europa oder eine tiefgehende Recherche zu Missständen in Deutschlands größter Zeitung: Die besten Investigativrecherchen in diesem Jahr wären ohne Kollaborationen nicht möglich gewesen.

Der Trend hin zu kollaborativem Investigativjournalismus macht Hoffnung in einer Zeit der Krise der Medien und der Angriffe auf die Pressefreiheit. Und er zeigt, wie viel stärker Journalismus sein kann, wenn Redaktionen einander als Verbündete statt als Konkurrent*innen sehen. Die folgenden Recherchen zeigen auch, wie unterschiedlich investigative Ansätze sein können und wie dabei verschiedenste Formate bemüht werden können, um packende Recherchen zu erzählen.

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Sicherheitstool JSAT jetzt auf Deutsch

Sicherheit ist für Journalist:innen – besonders investigative – enorm wichtig. Das Thema kann jedoch eine Herausforderung für Redaktionen sein. Deswegen hat das Global Investigative Journalism Network (GIJN) mit der Ford Foundation zusammengearbeitet, um das Cybersecurity Assessment Tool (CAT) der Ford Foundation dem Journalismus anzupassen.

Das Journalist Security Assessment Tool (JSAT), das inzwischen in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, ist eine Art Test: Es bietet eine Diagnose über die physische und digitale Sicherheit einer Redaktion und wie diese verbessert werden kann. Um zu prüfen, wie eure Redaktion beim Thema Sicherheit aufgestellt ist, könnt ihr das JSAT hier machen. Der Test dauert ca. eine Stunde und ggf. musst du Kolleg:innen oder die IT-Abteilung nach Infos fragen, um alles beantworten zu können. Am Ende des JSAT erhältst du dann eine Punktzahl und Tipps, wie die Sicherheit in deiner Redaktion verbessert werden kann. Weiterlesen