Pauline Tillmann im Panel „Per Crowdfunding zur Geschichte – Der flammende Tibeter” (Foto: Raphael Hünerfauth)

Ein Mönch, der in Flammen steht: Dieses Bild aus der „Spiegel Online“-Jahreschronik geht der Auslandskorrespondentin Pauline Tillmann tagelang nicht aus dem Kopf. Warum zündet sich jemand selbst an? Die Reporterin will Antworten. Für die Recherchereise benötigt sie allerdings 3500 Euro. Geld, das ihr keine Redaktion geben will. Da versucht sie es mit Crowdfunding.

„Ich hatte keine Ahnung wie man das macht, das war alles Learning-by-doing“, sagt sie heute. Klar habe sie Fehler gemacht: Ihr Pitch-Video war doppelt so lang wie empfohlen, die Prämien für Unterstützer nicht optimal. Ihr Aufruf stand 53 Tage online, üblich sind 20 bis 30 Tage. Ihre Werbekanäle Twitter und Facebook lieferten kaum Erfolge, und eine Woche vor Ende ihrer Sammelaktion hatte sie zwar 37 Unterstützer, aber immer noch 2000 Euro zu wenig in der Kasse. „Ich begann innerlich mit dem Projekt abzuschließen“, erinnert sich Tillmann.

Drei Tage vor Ablauf der Aktion dann die Überraschung: Eine Familie, die sie bei anderen Recherchen in Russland kennengelernt und der sie von ihrem Projekt erzählt hatte, spendete den fehlenden Betrag. So reiste die Korrespondentin drei Wochen durch Nepal und Indien, ein Fotograf schloss sich ihr auf eigene Kosten an. Aus einem geplanten Hörfunk-Feature wurde eine Web-Reportage mit Fotografien, Videos und Texten.

„Auch wenn das Crowdfunding keinen Erfolg gehabt hätte, hätte ich es wieder versucht.“ Allein der Lerneffekt sei den Aufwand wert gewesen. Insgesamt 15 Lehren hat sie für sich gezogen und in ihrem Blog veröffentlicht (Pauline Tillmann), damit auch andere Journalisten daraus lernen können.

Ihre wichtigste Lektion: „Habt Mut zum Scheitern!“ Es gebe kaum eine andere Möglichkeit, sich von Redaktionen zu emanzipieren. Nur so könne sie Themen behandeln, die anderen zu heikel oder unwichtig scheinen, ihr selbst aber am Herzen liegen. „Dann finden wir eben andere, die sich auch für unsere Themen interessieren und uns finanziell unterstützen.“

Ende Juli wird Pauline Tillmanns Herzens-Projekt online gehen: Der flammende Tibeter.