Grow-​Report über Pio­niere im gemein­nüt­zigen Jour­na­lismus

ver­öf­fent­licht von Netz­werk Recherche | 16. Februar 2022 | Lese­zeit ca. 3 Min.

Wie die Grow-​Sti­pen­dien von Netz­werk Recherche und Schöpflin Stif­tung seit gut fünf Jahren für Medi­en­viel­falt und eine Stär­kung des gemein­nüt­zigen Recherche-​Jour­na­lismus sorgen

Der Jour­na­lismus steht seit Jahren unter Druck: Da werden Redak­tionen ver­klei­nert oder umstruk­tu­riert, Geschäfts­mo­delle brö­ckeln, gerade freie Jour­na­list:innen kämpfen mit pre­kären Arbeits­be­din­gungen. Gleich­zeitig gibt es aber auch Nach­richten, die Mut machen: Unab­hän­gige Medi­en­pro­jekte expe­ri­men­tieren mit inno­va­tiven Recher­che­me­thoden, im Lokal­jour­na­lismus ent­stehen digi­tale Start-​ups und neue Netz­werke, grenz­über­schrei­tende Koope­ra­tionen und inter­na­tio­nale Recher­chen bekommen grö­ßeres Gewicht.

Viele dieser Initia­tiven stellen nicht die Maxi­mie­rung des Gewinns in den Vor­der­grund, son­dern ori­en­tieren sich am Gemein­wohl, einige errei­chen trotz recht­li­cher Hürden den Status der Gemein­nüt­zig­keit. Damit ent­steht nach und nach ein dritter Sektor im Medi­en­system, neben den pri­vat­wirt­schaft­li­chen Medien und dem öffent­lich-​recht­li­chen Rund­funk. Genau diese viel­fäl­tige Szene hatte Netz­werk Recherche im Auge, als der Verein im Jahr 2016 mit Unter­stüt­zung der Schöpflin Stif­tung das erste Sti­pen­di­en­pro­gramm für gemein­nüt­zigen Jour­na­lismus in Deutsch­land ins Leben rief.

Jetzt ist es an der Zeit, eine Zwi­schen­bi­lanz zu ziehen. Fünf För­der­runden wurden abge­schlossen, der sechste Jahr­gang arbeitet seit Herbst 2021 an der Rea­li­sie­rung der Pro­jekte. Was konnte bis­lang mit dem Sti­pen­di­en­pro­gramm und der Arbeit der Jour­na­list:innen erreicht werden? Wo liegen die Her­aus­for­de­rungen? Was brau­chen die Pro­jekte, um Inno­va­tionen vor­an­zu­treiben und den (Recherche-​)Jour­na­lismus nach­haltig zu berei­chern? Im Eva­lua­ti­ons­re­port “Pio­niere im gemein­nüt­zigen Jour­na­lismus” gehen wir diesen Fragen nach und fassen unsere Erfah­rungen zusammen.

  • Seit 2016 wurden (und werden) insgesamt 18 Medienprojekte mit den Grow-Stipendien gefördert – mit Vernetzungsmöglichkeiten, Fortbildungen, individueller Beratung und einer Anschubfinanzierung. Ein Drittel der vergebenen Stipendien führte zur Gründung neuer Angebote, zwei Drittel der Projekte wollten sich weiterentwickeln und wachsen.

 

  • Zehn Grow-Projekte sind als gemeinnützig im Sinne der Abgabenordnung anerkannt – manche erreichten diesen Meilenstein während der Förderung. Für die Auswahl durch die Grow-Jury war die steuerrechtliche Gemeinnützigkeit des Medienprojekts keine Bedingung – dies wäre angesichts der Rechtsunsicherheit in dieser Frage auch eine zu hohe Hürde gewesen. Leitbild war vielmehr ein recherchestarker, der gesellschaftlichen Aufklärung und dem Gemeinwohl dienender Journalismus.

 

  • Die mit Grow geförderten Medienprojekte zeichnen sich durch eine große Vielfalt aus – die Journalist:innen haben investigativ recherchiert, Reportagen und Analysen veröffentlicht, marginalisierten Stimmen Gehör verschafft, Recherchewerkzeuge entwickelt, Fortbildungsangebote geschaffen oder ganz neue Medienunternehmen an den Start gebracht. In der Gesamtschau machen die Grow-Stipendiat:innen den Journalismus reicher und innovativer.

 

  • Das Grow-Stipendium wurde in einer Befragung der Geförderten sehr positiv bewertet, es sei u.a. ein Gewinn für die Reputation gewesen. Die Auszeichnung wurde von Stiftungen, anderen Förderern und Preis-Jurys oft als eine Art Qualitätssiegel wahrgenommen. Gleichwohl standen die Geförderten auch vor typischen Hürden für Gründer:innen im Journalismus. Neben der ganz zentralen Frage eines nachhaltigen Finanzierungsmodells waren dies vor allem das Projektmanagement, die Professionalisierung, die Bürokratie und die steuerrechtliche Unsicherheit. Drei Projekte haben ihre Tätigkeit inzwischen eingestellt.

 

  • Der gemeinnützige Journalismus in Deutschland ist Teil einer inspirierenden internationalen Bewegung, bei der die Start-ups viel voneinander lernen können. Für die Zukunft ist daher eine noch stärkere Vernetzung geplant, auf europäischer Ebene ebenso wie weltweit durch die Zusammenarbeit mit dem Global Investigative Journalism Network. Im deutschsprachigen Raum wird die Grow-Community mit den Alumni des Programms und anderen Journalist:innen weiter wachsen, neue Kooperationen werden angestrebt und das Engagement im Forum Gemeinnütziger Journalismus wird fortgesetzt.

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