„Verschlossene Auster“ 2014 geht an den ADAC

© Netzwerk Recherche
Die „Verschlossene Auster“, der traditionellen Preis für den Informationsblockierer des Jahres, geht 2014 an den ADAC. Die Journalistenorganisation Netzwerk Recherche würdigt damit das Verhalten des Automobilclubs nach den Enthüllungen über Manipulationen beim „Gelben Engel“, dem vom ADAC ausgelobten Autopreis. „Selten hat ein Preisträger so ‚überzeugend‘ auf kritische Berichterstattung reagiert wie der ADAC nach den ersten Berichten über Missstände beim ‚Gelben Engel‘“, so Netzwerk Recherche in der Begründung. Anstatt aufzuklären, habe der ADAC nach den ersten Enthüllungen in der „Süddeutschen Zeitung“ die Medien pauschal diffamiert. Bei der Preisverleihung des „Gelben Engels“ im Januar 2014 hatte der damalige ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair die Recherchen eine „Schande für den Journalismus“ genannt.
Die „Verschlossene Auster“, der traditionellen Preis für den Informationsblockierer des Jahres, geht 2014 an den ADAC. Die Journalistenorganisation Netzwerk Recherche würdigt damit das Verhalten des Automobilclubs nach den Enthüllungen über Manipulationen beim „Gelben Engel“, dem vom ADAC ausgelobten Autopreis. „Selten hat ein Preisträger so ‚überzeugend‘ auf kritische Berichterstattung reagiert wie der ADAC nach den ersten Berichten über Missstände beim ‚Gelben Engel‘“, so Netzwerk Recherche in der Begründung. Anstatt aufzuklären, habe der ADAC nach den ersten Enthüllungen in der „Süddeutschen Zeitung“ die Medien pauschal diffamiert. Bei der Preisverleihung des „Gelben Engels“ im Januar 2014 hatte der damalige ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair die Recherchen eine „Schande für den Journalismus“ genannt.
„Als solche robusten Dementi nicht länger haltbar waren, hat sich die ADAC-Führung zwar entschuldigt, Fehler und Defizite wurden aber weiterhin nur scheibchenweise eingestanden“, heißt es in der Begründung weiter: „Bis heute ist von der angekündigten Transparenz bei Deutschlands größtem Verein noch nicht viel zu spüren.“
In seiner Laudatio kritisierte der ehemalige ADAC-Sprecher und frühere Chefredakteur der „ADAC Motorwelt“, Alfons Kifmann, die „maßlose Selbstüberschätzung“ des Vereins sowie die „scheinbaren Unangreifbarkeit, die viele Journalisten vom ADAC und ganz besonders von seinem Kommunikationsdirektor bereits kannten.“ Der ADAC sei ein „Image-Phänomen“ gewesen, dass nun den eigenen „Totalschaden“ nicht in den Griff bekam: „Der Club, der wie kein anderer davon profitierte, eine Art Informationszentrale für Automobilitätsthemen aller Art zu sein, schaltete plötzlich auf stumm. Anfragen blieben in der Regel mit dem Stereotyp ‚kein Kommentar‘ unbeantwortet“, sagte Kifmann.
Viele verweigerte Interviews – oder auch Drehverbote – gegenüber Fernsehmagazinen oder Zeitungen belegen dies eindrucksvoll. Damit reiht sich der ADAC nach Sicht des Netzwerks Recherche souverän in die Reihe früherer Preisträger wie Aldi, dem IOC, der FIFA oder der katholischen Kirche ein.
Der ADAC nahm die „Verschlossene Auster“, die traditionell bei der Jahrestagung von Netzwerk Recherche in Hamburg verliehen wird, nicht persönlich entgegen. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte ADAC-Sprecher Christian Garrels, der Automobilclub nehme die Auszeichnung aber gerne an, vor allem aber ernst: „Wir sind selbstkritisch genug anzuerkennen, dass in der ADAC-Vergangenheit viele, teilweise nicht entschuldbare Fehler gemacht worden sind“, so Garrels. Das betreffe „vor allem den Umgang und die Kritik mit bzw. an der Presse.“
Der ADAC sei nun dabei, sich „nach Jahren des immensen Wachstums und Erfolgs kritisch mit unserem Selbstverständnis, unserer Struktur und unserer grundsätzlichen Positionierung auseinanderzusetzen“. Die weiterhin kritische Berichterstattung der Medien sei dabei „erforderlich, notwendig und damit letztlich auch hilfreich für die von uns gewünschte Neuausrichtung des ADAC“, so Garrels.
Laudatio von Alfons Kifmann
Austerpreisträger: ADAC
Laudator: Alfons Kifmann, ehemalige ADAC-Sprecher und frühere Chefredakteur der „ADAC Motorwelt“
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
es hat ja an sich schon etwas Widersprüchliches an sich, eine Laudatio auf eine geschlossene Auster zu halten. Genau in diesem Widerspruch liegt aber auch der Reiz, und in diesem Fall ganz besonders. Ich werde es also versuchen und danke für die Einladung, diese Negatio halten zu dürfen.
Als ich am 14. Januar dieses Jahres die Süddeutsche aus dem Briefkasten holte, sprangen mir als Aufmacher auf der Titelseite die vier wohlbekannten Buchstaben entgegen, gemalt auf rissigen Asphalt, und dazu die Headline:
Ein feiner Club
In der dazu gehörenden Story auf Seite drei las ich dann, ebenso neugierig wie verblüfft, unter der Überschrift:
Abgefahren
Manipulationen bei der vom ADAC durchgeführten Wahl
„Deutschland kürt sein Lieblingsauto“
Zwei Gedanken überholten mich gleichzeitig: Was ist an der Story so gewichtig, dass es der Süddeutschen ein Titelthema wert ist und: wie dicht sind die Informationen, die das Thema tragen?
Erst beim zweiten Durchlesen war mir dann klar: Hier ist ein besonders dickes Brett gebohrt worden, ein Thema mit Fortsetzung. Das lag einerseits an den Informationsquellen, die offenbar direkt vom ADAC stammten, andererseits an der besonders gründlichen Recherche, die an der Wurzel ansetzte: der Frage, wie es dazu kommen konnte. Wie es dazu kommen konnte, dass sich ein deutsches Denkmal quasi selbst vom Sockel stürzt?
Denn bis zum 14. Januar war die Reputation des ADAC so makellos wie bei kaum einer anderen deutschen Institution. Er war ein Image-Phänomen. Ein deutsches Phänomen. Der ADAC war, wie Bastian Obermaier in seinem sehr lesenswerten Recherchebuch
„Gott ist gelb“
kurz und bündig feststellte:
Der ADAC war Deutschland.
Nun aber übte sich der Club, über die Manipulationsvorwürfe hinaus, in Selbstdemontage:
In Demontagephase 1 wurden sämtliche Vorwürfe erst einmal pauschal bestritten. Höhepunkt der ersten Verteidigungslinie war die Erklärung des Geschäftsführers Karl Obermair bei der scheinbar unbeeindruckt angesetzten Preisverleihung der „Gelben Engel“ am 16. Januar, als er den SZ-Bericht als „kompletten Unsinn“ abtat, voller Unterstellungen und Unwahrheiten. Dann verstieg er sich auch noch, von einem „Presseskandal“ zu sprechen und höhnte, dass „ohnehin nichts älter sei als die Zeitung von gestern, in die man bekanntlich den streng riechenden Fisch einwickle“.
Es war diese Tonart der maßlosen Selbstüberschätzung, der scheinbaren Unangreifbarkeit, die viele Journalisten vom ADAC und ganz besonders von seinem Kommunikationsdirektor bereits kannten.
Obermairs Erklärung sollte von ebenso kurzer Halbwertszeit sein, wie seine weitere Karriere beim ADAC, denn dann nahm die Causa eine Eigendynamik an, die fast beispiellos ist in der jüngeren Geschichte des Recherche-Journalismus.
Dennoch versuchte sich der Club, an der Phase 2 seiner Notfallstrategie, der Abwiegelung, nachdem er inzwischen sämtliche offiziellen Informationsschotten mit internen Ukas dicht gemacht hatte.
Und er suchte, mit Hilfe von externen Agenturen, Anwälten und Beratern nach den undichten Stellen im System. Sie durchforsteten systematisch den Mail- und Telefonverkehr der letzten Monate.
Nachdem der angeblich allein Schuldige gefunden und aus dem Verkehr gezogen worden war, sprach man von einem bedauerlichen Einzelfall der Manipulation, „unfassbar für das Präsidium und die Geschäftsführung.“ Kein Wort von der Mitverantwortung durch Selbstkontrolle. Auch diese Strategie, das wurde schnell deutlich, zerbröselte mit jedem Tag des Hinhaltens. Am Ende stand schließlich eine jahrelange Kette von Manipulationen, und dies auf verschiedenen Ebenen über die Preisverleihungen des „Gelben Engels“ hinaus.
Der Präsident des Vereins, Peter Meyer, der zunächst die Verantwortung für die zunehmende Konfusion auf das Hauptamt abzuwälzen versuchte, trat nach missglückten Fernsehauftritten am 10. Februar, knapp einen Monat nach der ersten Veröffentlichung in der „Süddeutschen Zeitung“ zurück. Sein Vize August Markl übernahm, und es sah, nach den dürren Verlautbarungen eher nach einem Putsch aus. Weitere zwei Wochen später musste Hauptgeschäftsführer Obermair seinen Stuhl räumen, drei weitere Geschäftsführer und mehrere leitende Mitarbeiter folgten.
Dieser scheinbaren Tabula rasa zum Trotz liefen nahezu täglich die Enthüllungsnachrichten über Missstände und Verfehlungen im Verein weiter. Es geht immer mehr an das Eingemachte, nämlich den mit steuerlichen Privilegien ausgestatteten Vereinsstatus und an das bisher wie ein Staatsgeheimnis gehütete Vereinsvermögen, das mangels Transparenz nur wenigen Insidern wirklich bekannt ist.
Bis zu zwanzig gut informierte, meist anonym bleiben wollende ADAC-Mitarbeiter melden sich in diesen Wochen bei Hans Leyendecker und seinem Team, Bastian Obermayer und Uwe Ritzer aber auch bei anderen überregionalen Medien wie Spiegel, Stern und der Welt und packen aus über mehr oder weniger wichtige Vereins-Interna, die zusammen aber ein völlig neues Bild des ADAC zeichnen.
Es zeigt sich immer deutlicher, dass der ADAC, bisher stets ein Liebling der Medien, vor allem auch der öffentlich-rechtlichen Medien, diese Vertrauenskrise nicht managen konnte, in die er sich so unvermittelt selbst gestürzt hatte. Der Club, der wie kein anderer davon profitierte, eine Art Informationszentrale für Automobilitätsthemen aller Art zu sein, schaltete plötzlich auf stumm. Anfragen blieben in der Regel mit dem Stereotyp „kein Kommentar“ unbeantwortet und das Abwehrspiel trieb dann so seltsame Blüten wie die Antwort auf die unverfängliche Frage nach dem Vornamen der Ehefrau von Clubpräsident Meyer: „Zu privaten Details von Gattinnen von Funktionären nehmen wir grundsätzlich keine Stellung.“
Schotten dicht auch bei der mit Spannung erwarteten Jahreshauptversammlung des Clubs am 10. Mai in Saarbrücken. Keine Drehgenehmigung bei der Delegiertenkonferenz. Die mehr als 100 angereisten Journalisten wurden mit der Information versorgt, dass die Neuwahlen zum Präsidium auf einen späteren Zeitpunkt im Herbst verschoben werden.
Dagegen versichert sich der Verein im Abwehrkampf der Dienste der bekanntesten Medien-Anwaltskanzleien des Landes: Als bekannt wird, dass ich an einem Buch mit dem Titel „Die gelbe Gier“ arbeite, erhalte ich prompt zwei prophylaktische anwaltliche Droh- und Einschüchterungsschreiben mit massiven Warnungen, dies zu unterlassen. Weder Autor noch Verlag haben sich beeindrucken lassen.
Um noch einmal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen:
Wie konnte es zu diesem Image-Totalschaden kommen, wie war das möglich?
Ich will versuchen, dies bildhaft zu erklären
Der Verein hatte sich im wirtschaftlichen Umfeld ein eigenes Biotop geschaffen, indem er sich unter dem Deckmantel einer Pannenhilfe-Organisation weitgehend dem Wettbewerb entzog.
Er schwamm sozusagen in seinem eigenen Teich, wie ein gelber Koi-Karpfen, während im anderen Teich die anderen Fische – sprich Versicherer – sich im freien Wettbewerb tummelten, um das Futter kämpften oder sich gegenseitig fraßen.
Dieser Koi-Karpfen ADAC wuchs schließlich zu solcher Größe heran, dass er keine andere Spezies mehr kannte – und dem Wahn erlag, der einzige Fisch zu sein. Weil er in seinem eigenen, abgeschlossenen Teich lebte, vergaß er schließlich ganz, was seine Bestimmung war,
Bis er zu gierig wurde, und platzte…
Hat der Verein, aus den Verwerfungen der letzten Monate gelernt, in die er durch die journalistische Recherche von Hans Leyendecker, Bastian Obermaier, Uwe Ritzer und vielen anderen Kollegen gedrängt wurde? Ich denke, man kann mit einiger Gewissheit sagen, dass durch ihre Berichterstattung längst fällige und dringend notwendige Reformprozesse eingeleitet worden sind, nach innen und nach außen.
Der ADAC sagt, er wird sich an Haupt und Gliedern reformieren. Kein Stein soll auf dem anderen bleiben. Mit einer Charme-Offensive, begleitet von Millionen teuren Imagespots, hat er jetzt begonnen. Auf der Bilanzpressekonferenz am vergangenen Montag in München wurden zwar erste zarte Pflänzchen zum Reformprozess für Vertrauen sichtbar, eine konsolidierte Konzernbilanz konnte der Verein allerdings noch nicht vorstellen.
Ob das reichen wird? Der ADAC wird, denke ich, aus seinen eigenen Widersprüchen herauskommen müssen, eine normale Versicherungsgesellschaft werden, geführt von einem normalen Management nach den normalen Regeln der Corporate Compliance, anstelle eines Funktionärs-Spielwaren- und Selbstbedienungsladens, mit der Transparenz, denen normale Unternehmen unterworfen sind.
Ob und wie er das wird, auf diesem Weg werden Sie ihn als Berichterstatter weiter begleiten, kritisch, aber auch konstruktiv.
Hamburg, 5. Juli 2014
Alfons Kifmann
Antwort vom ADAC
Lieber Herr Schröm,
vielen Dank für das nette Telefonat am Dienstagnachmittag.
Wie bereits erläutert, kann ich am kommenden Samstag leider nicht persönlich in Hamburg mit dabei sein, obwohl ich die Gelegenheit zur “Gegenrede” gerne genutzt hätte. Potenzial zur Klar- und Richtigstellung gäbe es genug. Beim nächsten Mal macht ein entsprechender Hinweis mit mehr als nur einer Woche Vorlauf eventuell Sinn.
Lassen Sie mich dennoch zu einigen Punkten Ihres Schreibens Stellung nehmen:
Aus Sicht des Netzwerk Recherche in einer Reihe mit dem IOC, der Kirche oder der FIFA zu stehen, will auch erst einmal vollbracht sein. Aber ernsthaft: Wir nehmen Ihre “Auszeichnung” gerne an, vor allem aber ernst. D.h. wir sind selbstkritisch genug anzuerkennen, dass in der ADAC-Vergangenheit viele, teilweise nicht entschuldbare Fehler gemacht worden sind. Das betrifft eine Reihe von Dingen, mit Blick auf unsere beider Disziplin aber natürlich vor allem den Umgang und die Kritik mit bzw. an der Presse. Ich erinnere an dieser Stelle nur an den Januar-Auftritt des damaligen ADAC-Geschäftsführers im Rahmen der Preisverleihung.
Dass infolgedessen eine für die Vertrauensorganisation ADAC bis dato beispiellose Negativentwicklung eingesetzt hat und im Zuge dessen zahlreiche Defizite und Missstände ans Licht der Öffentlichkeit gekommen sind, ist richtig und in hohem Maße das Verdienst der beiden Süddeutsche-Kollegen Ritzer und Obermayer. Beiden habe ich im Übrigen am Dienstag, unmittelbar nach Ihrer Bekanntgabe der diesjährigen “Leuchtturm”-Preisträger, zu der auch aus meiner Sicht vollkommen berechtigten Auszeichnung für Investigativjournalismus gratuliert.
Gerade auch durch die hartnäckigen SZ-Recherchen haben wir im ADAC allerdings auch die Möglichkeit bekommen (und aktiv genutzt), uns mit unserem Selbstverständnis, unserer Struktur und unserer grundsätzlichen Positionierung nach Jahren des immensen Wachstums und Erfolgs kritisch auseinanderzusetzen. Dieser Prozess der Reflexion, den wir strukturell in ein umfassendes Reformprogramm eingebettet haben, ist intensiv, durchaus schmerzhaft und langwierig – betrifft er doch den unmittelbaren Markenkern des ADAC. Die weiterhin kritische Berichterstattung der Öffentlichkeit und Medien tut ihr übriges. Ich möchte explizit betonen, dass diese aber erforderlich, notwendig und damit damit letztlich auch hilfreich für die von uns gewünschte Neuausrichtung des ADAC ist.
Ich möchte gar nicht bestreiten, dass in den vergangenen Wochen, in denen wir im medialen Sperrfeuer standen, auch kommunikativ einige Dinge nicht optimal gelaufen und durchaus verbesserungsfähig sind. Wo gehobelt wird, fallen Späne – c’est la vie. Das ist bei uns in der Pressestelle nicht anders als in ihren Redaktionen. Was mir persönlich jedoch in dieser Zeit augenscheinlich geworden ist und was ebenfalls einer kritischen Betrachtung unterzogen gehört: Die “Krise des ADAC” haben einige Medien – und ich rede explizit nicht nur über den sog. Boulevard – leider in mehreren Fällen auch dazu genutzt, es mit journalistischen Sorgfaltspflichten oder der Maxime einer ausgewogenen, objektiven Berichterstattung nicht allzu genau zu nehmen. Die Liste der Beispiele ist lang und können wir bei Interesse gerne einmal näher diskutieren. An dieser Stelle sei exemplarisch ein Agentur-Kollege zitiert, der ein Telefonat wie folgt beginnt: “Ich weiß, dass es im Moment eigentlich nichts Neues gibt, aber unsere Kunden wollen nun mal ADAC-Geschichten haben.” Die Kunden haben ihre Geschichte bekommen – vollgepackt mit Halbwahrheiten, Auslassungen und Tendenzen. Oder einen TV-Kollegen, der mich mit den Worten begrüßt: “Unser Beitrag ist fertig und wird in einer Stunde gesendet, aber wir wollen euch natürlich trotzdem die Gelegenheit zur Stellungnahme geben.” Verbunden war dieses freundliche Angebot mit einem umfangreichen Fragenkatalog von etwa 15-20 Fragen. Wie der Beitrag inhaltlich ausgesehen hat, können Sie sich evtl. vorstellen.
Lieber Herr Schröm, mein Team und ich stellen uns gerne jeder kritischen Frage und tun dies auch weiterhin. Durch einen ehrlichen, vertrauensvollen und wertschätzenden Dialog mit vielen ihrer Journalisten-Kollegen haben wir es aus meiner Sicht in den vergangenen Wochen geschafft, zumindest auf der “kommunikativen Arbeits-Ebene” wieder etwas an Vertrauen zurückzugewinnen. Als derzeit Kommunikationverantwortlicher des ADAC habe ich aber neben einer unternehmerischen und einer öffentlichen Verpflichtung auch personelle Verantwortung. Verantwortung für ein Team aus engagierten Kolleginnen und Kollegen, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg eng und vertrauensvoll mit Ihnen und vielen anderen Journalisten zusammengearbeitet haben und die binnen Tagen zu “Informationsblockierern” mutiert sein sollen. Wir reden hier im Übrigen über die gleichen ADAC-Kollegen, die in den vergangenen acht (!) Jahren durchgängig als beste Pressestelle im Bereich der Verbands-Wirtschaftskommunikation ausgezeichnet worden sind. Gewählt und prämiert von Ihnen, den Journalisten.
Aus diesem Grund plädiere ich (ebenso wie Sie) dafür, künftig mehr Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit walten zu lassen. Auf beiden Seiten. Wir stellen uns auch weiterhin jeder Diskussion. Nur sachlich, kompetent und professionell sollte sie sein. Diese Einstellung erwarten Sie von uns – und wir von Ihnen. Sollte an einer solch konstruktiven Auseinandersetzung kein ernsthaftes Interesse bestehen und stattdessen nur Polemik, eine schnelle Schlagzeile oder auch ganz schlicht die “schallende Ohrfeige für den gelben Riesen ADAC” intendiert sein, werden mein Team und ich auch weiterhin auf diesen Umstand hinweisen.
Ich hoffe, dass Ihnen die o.a. Ausführungen etwas Einblick in unseren aktuellen Kommunikationsalltag geben. Sie können diese gerne im Zuge ihrer Jahrestagung veröffentlichen, vortragen oder online stellen – ganz wie Sie mögen. Sie können es aber auch lassen.
Mit besten Grüßen
Christian Garrels
Leiter Externe Kommunikation