Vier Fragen an… Christina Elmer, Redakteurin SpiegelOnline

Christina Elmer (Foto: Wulf Rohwedder)

1. Welche besonderen Herausforderungen stellen sich für Datenjournalisten in Deutschland?
Journalisten betreten im Datenjournalismus ein Feld, das es hierzulande noch nicht so lange gibt. Wir gestalten dieses Feld momentan, da gilt es, Strukturen aufzubrechen und neue Formate auszuprobieren. Wir sind also dabei, Pionierarbeit zu leisten. Gesellschaftlich gesehen müssen wir den Gedanken von OpenData weiter voran treiben, da es OpenData in Deutschland noch nicht solange gibt wie zum Beispiel in den USA oder anderen europäischen Ländern.

2. Wo könnten Datenjournalisten mit Wissenschaftlernzusammenarbeiten?
Zwischen der Arbeitsweise von Datenjournalisten und Wissenschaftlern gibt es Ähnlichkeiten: Wir Journalisten schauen so wie Wissenschaftler unvoreingenommen auf einen Datensatz – manchmal mit, manchmal ohne These. Aus der Statistik schauen wir uns die Methodik ab, um Daten auswerten zu können. Designer können uns bei der Visualisierung helfen; Informatiker, wenn es darum geht, Daten zu scrapen und unsere eigenen Datenbanken zu erstellen. An all diesen Schnittstellen kommen wir zu besseren Ergebnissen, wenn wir auch Methoden und Erkenntnisse aus der Forschung nutzen.

3. Wie sollte man den Datenjournalismus in Deutschland fördern?
In vielen Redaktionen muss man zeigen, was alles möglich ist – und dass diese Geschichten auch gelesen werden. Erfolgreiche Projekte sind zunächst das, was ganz viel in Bewegung setzen kann. Man kann die Leser-Blatt-Bindung dadurch verstärken, indem man die Daten auf die persönliche Ebene des Lesers herunter bricht. Dadurch, dass wir Datenjournalisten häufig alleine in der Redaktion sind, brauchen wir noch viel mehr ein Netzwerk außerhalb der Redaktion: mit Programmierern, Visualisierern, mit anderen Datenjournalisten – um sich fachlich auszutauschen, neue Techniken zu lernen und Feedback zu bekommen.

4. Wo sind die Grenzen des Datenjournalismus?
Die Grenzen sind überall dort, wo Daten zu viel über Personen verraten. Wir müssen anonymisieren, wo man anhand von persönlichen Daten Personen identifizieren könnte. Und letztlich gibt es bei jedem Projekt die Grenze der Aussagekraft. Wir müssen uns trauen, von vornherein zu erkennen, wo wir einfach keine Aussage treffen können. Dies ist vor allem wichtig, wenn es später darum geht, einen Artikel innerhalb der Redaktion zu verkaufen und ihm eine wirkungsvolle Überschrift zu geben.