Ausgezeichnet werden die Berichterstattung über Doping in der ARD und der kontinuierliche kritische, hintergründige Journalismus

Der Sportjournalist Hajo Seppelt und die Radiosendung „Hintergrund Politik“ im Deutschlandfunk (DLF) sind die diesjährigen Preisträger des „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen“, den die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche einmal im Jahr vergibt. Seppelt erhält den Preis für seine aufklärende Berichterstattung über Doping im Sport in der ARD und im Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB); die Macher von „Hintergrund Politik“ (DLF) erhalten ihn für kontinuierlichen kritischen, hintergründigen Journalismus.

„Hajo Seppelt steht für einen Sportjournalismus, der seine Seele noch nicht an die Unterhaltung verkauft hat,“ sagt der Vorsitzende des Netzwerk Recherche, Dr. Thomas Leif anlässlich der Preisverleihung. Seppelt sei „eine Symbolfigur für seriösen Sportjournalismus“. Die Auszeichnung für „Hintergrund Politik“ im Deutschlandfunk begründete Leif mit den Worten: „Das Team beweist nahezu täglich, dass Aufklärung anregen und aufmuntern kann. ‚Hintergrund Politik’ bietet Premium-Journalismus in außergewöhnlicher Kontinuität und Excellenz. Die Sendung liefert täglich eine starke Dosis Sauerstoff für die Demokratie.”

Seppelt wird vom Netzwerk Recherche für seine Berichterstattung zum Thema Doping ausgezeichnet, weil er seine kritische Haltung als Einzelkämpfer beharrlich auch gegen Widerstände innerhalb der ARD durchsetzte. Während leitende Sportredakteure mehr an Harmonie interessiert waren und Stars mit geheimen Verträgen an sich banden, gilt Seppelt seit Jahren als Reporter, der mehr Distanz und journalistische Substanz in der Sportberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender fordert und praktiziert. Damit hat er sich bei seinen Chefs nicht beliebt gemacht. Seppelt lieferte exklusive Berichte und Enthüllungen zu den Fällen der Radprofis Floyd Landis und Jan Ullrich. So recherchierte er den deutschen Komplizen des spanischen Dopingarztes und fand heraus, dass der Testosteronwert von Landis elffach erhöht war. Die FAZ würdigte das als „wohl ersten investigativen Erfolg der ARD-Sportberichterstattung zum Thema Doping im Radsport überhaupt“.

Hans-Joachim Seppelt (43) berichtet seit 1985 für die ARD. Seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit Sportpolitik. 1997 produzierte er eine Dokumentation über Kinder-Doping in der DDR. Dazu veröffentlichte er (zusammen mit Holger Schück) auch ein Sachbuch. Seitdem berichtet er über Doping in der ARD, unter anderem im Politmagazin „Kontraste“ sowie in „Tagesschau“, „Tagesthemen“ und „Sportschau“. Von 1992 bis 2006 war er Live-Reporter für Schwimmen. Nach wie vor wartet und hofft er auf eine Rückkehr zu seinem Fachgebiet.

Der zweite Preisträger 2006 ist das Team von „Hintergrund Politik“ im Deutschlandfunk. Es ist die einzige Sendung im deutschen Radio, die seit 1990 an allen sieben Wochentagen ein Thema durchgehend 20 Minuten lang in einer reinen Wortsendung bearbeitet. Acht Redakteure und 50 freie Mitarbeiter recherchieren dafür zu tagesaktuellen Themen und präsentieren sie von 18.40 bis 19.00 Uhr. Beispielhaft sind Sendungen von Andreas Burmann über „Unter Beobachtung im Inland – Deutsche Journalisten im Visier des BND“ und „Pressefreiheit in Deutschland – Grundrecht zwischen Anspruch und Wirklichkeit“, von Marc Thörner über „Gewalt im Irak: Ein Land im Griff der Milizen“, und von Alois Berger über „Wohin mit dem Müll? Die Suche der EU-Staaten nach einer einheitlichen Abfallpolitik“.

Der mit 3000 Euro dotierte Journalistenpreis Leuchtturm wird 2006 zum fünften Mal vergeben. Bisherige Preisträger waren unter anderem die WDR-Fernsehjournalisten Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann, die Erfinder und Macher von Bildblog.de, Stefan Niggemeier und Christoph Schultheiß, und der Leiter des Mediendienstes epd medien, Volker Lilienthal.

Die Preisverleihung fand am 9. November 2006 im Rahmen des 11. MainzerMedienDisputs im ZDF in Mainz statt. Die Projektgruppe des Mainzer Mediendisputs hat in diesem Jahr eine neue Studie zum Thema „Die Content-Falle – Journalismus in der digitalen Medienwelt“ herausgegeben hat, die Sie auf dieser Seite finden.